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«4 Der heilige Vonifazius, Märtyrer.
an Dich zu glauben sind wir alle bereit, zu Dir wollen wir un5
bekehren. Weg mit den todten Götzenbildern!" Der aufgebrachte
Haufe griff nach Steinen, und der Richter mußte sein Heil in der
Flucht suchen. Die Märtyrer, so viel ihrer noch am Leben waren,
wurden wieder in's Gefängniß gebracht.
Des andern Morgens frühe ließ der Richter den Vonifazius
wieder vor sich rufen, und sprach zu ihm: »Armseliger! wie kannst
du so thöricht seyn, und dein Vertrauen auf einen Menschen setzen,
der noch dazu, wie ein Verbrecher, am Kreuze sterben mußte?"
In den schmerzlichsten O.ualen und bei dcn bittersten Vorwürfen
hatte Bonifazius bisher geschwiegen; jetzt abcr, als sein geliebter
Erlöser gelästert wurde, konnte er sich nicht mehr halten. Er gc-
rieth in großen Eifer, und sprach: „Unseliger, schweige! Lästere
nicht meinen Herrn Jesum Christum! Der schwerste Fluch wird dich,
Elender! treffen. Mein Herr Jesus Christus hat deßwegen alles
erduldet, weil er das Menschengeschlecht erlösen wollte." Der Richter,
anstatt in sich zu gehen, und sein Gemüth der Wahrheit zu öffnen,
gerieth in noch größern Zorn. Er befahl einen Kessel herbeizubringcn,
denselben mit Pech zu füllen, dieses siedend zu machen, und den
Bonifazius zuerst mit dem Kopfe, und sofort mit dem ganzen Kör-
per hineinzustürzen. Gott schützte seinen standhaften Diener. Er
ging, nachdem er das Kreuzzeichen über dcn Kessel gemacht hatte,
unverletzt aus dem siedenden Pech hervor, während Mehrere von
denen, die ihn hineinstürzten, durch dasselbe hart beschädiget wurden.
Der Richter ward dadurch in Staunen und Schrecken versetzt. Er
getraute sich nicht, neue Martern an Bonifazius versuchen zu lassen,
sondern fällte das Urtheil, daß er enthauptet werden solle.
Die Schergen führten ihn ohne Verzug hinweg, um das Urtheil
an ihm zu vollziehen. Bevor er den Todesstreich empfing, bat er
den Scharfrichter, daß er ihm noch einige Augenblicke gestatten wolle
zum Gebethe. Mit seinem Angesichte gegen die aufgehende Sonne
gekehrt, bethete er: „Allmächtiger Gott, Vater unsers Herrn Jesu
Christi, stehe mir, deinem Diener, bei! Sende herab deinen heiligen
Engel, und nimm auf meine Seele zu dem ewigen Frieden. Lasse
den arglistigen Feind nichts vermögen wider mich, sondern führe mich
zur ewigen Ruhe, in die Gemeinschaft der heiligen Märtyrer! Er-
löse, o Herr! deine Gläubigen von der Verfolgung der Gottlosen;
denn Du bist der Allmächtige. Dir und deinem eingeborncn Sohne,
nebst dem heiligen Geiste gebührt alle Ehre von Ewigkeit zu Ewig-
keit." Nach vollendetem Gebethe wurde er enthauptet. Staunend
über die unüberwindliche Standyaftigkeit der Blutzeugen Christi, und
aufgeschreckt durch einen heftigen Ecdstoß, der eben jetzt erfolgte,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen