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Am 9. Jänner. 47 l
theils. Schon loderte die Flamme an allen Kufen empor. Viele
der Gegenwärtigen wurden von Mitleid ergriffen, und bejammerten
mit lautem Klaggcschrei die Leidenden, als man diese auf einmal in
fröhlichem Gesänge das Lob Gottes anstimmen hörte, und mitten in
der Flamme sie unverletzt sah. Unversehrt gingen sie aus dem Feuer
hervor. Davon wurde dem Landvogt sogleich Nachricht gege-
ben, und er eilte herzu, selbst zu sehen, was er nicht glauben
Celsus bat seinen Vater, daß er di,n Tage mit wcitern Mar-
tern Einhalt thun, und gestatten wolle, daß seine Mutter, Marcia-
nilla, während dieser Zeit bei ihm sey. Marcian gab der Bitte
Gehör, und ließ die Bckenner nicht in das Gefängniß, sondern in eine
andere anständige Verwahrung bringen, in welcher die Mutter bei
ihrem Sohne blieb. Der Landvogt hoffte, daß das zärtliche Zure-
den der geliebten Mutter ihm seinen Sohn wieder gebcn werde.
Allein, wie vom Donner getroffen, war der Götzendiener, als er
vernahm, daß auch seine Gemahlin zum Lhristenthume bekehrt sey.
Eine wundervolle Fügung Gottes, das liebevolle Zureden des Iu-
lianus, und das kindliche Bitten des Sohnes Celsus hatten ihr die-
scs große Heil verschafft. Von dem Priester Antonius ward sie in
dem Orte der gemeinsamen Verwahrung getauft.
Marcian, der sich dadurch, daß er nun auch seine Gemahlin
unter die Christen zählen mußte, tief beschämt fühlte, ließ die Be-
kenner in der Stille in sein Haus vor sich bringen. Als er aber
auf keinerlei Weise weder jene, noch einen von diesen zum Rückfalle
bewegen konnte, fing er an, wie ein wildes Thier zu rasen, und be-
fahl alle in den tiefsten und schauerlichsten Kerker zu werfen. Am
folgenden Tage setzte er sich zu Gericht, und sprach das Urtheil,
daß die zwanzig Soldaten enthauptet, und die sieben christlichen
Brüder verbrannt werden sollen. Das Urtheil wurde sogleich voll-
zogen. Unter frohem Jubel gingen die Nerurtheilten der Krone des
ewigen Lebens entgegen. Die andern mußten noch länger im Ge-
fängnisse harren. Nachdem er noch einmal einen vergeblichen Ver-
such gemacht hatte, sie zu bewegen, den Göttern zu opfern, so ließ
er sie endlich zum Lchtcnmale vor den Richterstuhl führen, und hier
noch, bevor er sie vollendete, mit den ausgesuchtesten Martern peini-
gen. Nachts zuvor ward dem Iulianus die herrliche Vollendung in
einem Gesichte angezeigt, und dadurch der Muth der heiligen Kämpfer
mächtig bekräftigt. Auf Marcians unmenschlichen Befehl mußten die
Schergen die Finger und Zehen der christlichen Bckenner mit leine-
nen Binden, die in Oel getränkt waren, einwickeln, dann diese an-
zünden und verbrennen. Nachdem sie diese Qual muthvoll über-
standen hatten, wurden dem Iulianus und dem Cclsus die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen