Seite - 479 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 6. Februar. 479
sagten: „Wie dürfen wir Gnade von Christus hoffen, da wir ihn
verlaugnet haben?" Dorothea erwiederte: „Verzweifeln an des
Herrn Barmherzigkeit Ware die größere Sünde, als selbst der Abfall
von Ihm. Mißtrauet nicht dem guten und erprobten Arzte, der
euere Wunden heilen kann. Er ist's, der alle Gebrechen heilet.
Darum heißt Er der Heiland, weil Er heilet; darum der Erlöser,
weil Er erlöset; darum der Retter, weil Er rettet. Thut nur von
ganzem Herzen Buße, und ihr dürft an seiner Gnade nicht zweifeln!^
Christe und Calliste wurden durch das sanfte Zureden der Schwester
tief gerührt. Weinend warfen sie sich zu ihren Füßen, und baten
sie um ihre Fürbitte, daß Gott ihre Reue und Buße gnädig auf-
nehmen wolle. Auch Dorothea brach in Thränen, aber in Thränen
der Freude aus, und rief zum Himmel: „Gott, der Du gesagt hast:
Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre
und lebe; erzeige deine Barmherzigkeit denen da, die der böse
Dir entrissen hat! Führe dicse verirrten Schaft zu deiner H
wieder zurück, ^und hilf, daß durch das B-eispiel ihrer Rückkehr auch
andere, die von Dir gewichen sind, zu Dir sich zu wenden ermuntert
werden!" — Bald ließ der Statthalter Dorothea, und mit ihr auch
die beiden Schwestern Christe und' Calliste zu sich rufen, und fragte
mit hastiger Ncugierde diese letzteren, ob sie Dorothea auf andere
Gesinnung gebracht hätten? Sie antworteten freimüthig: „Wir
haben gefehlt, und sehr übel gethan, daß wir aus Furcht der Strafe
und schnell vorübergehender Schmerzen dcn nichtigen Götzen zu opfern
uns bewegen ließen. Unsere Schwester hat uns zur Reue gebracht.
Sie bittet für uns, und Jesus Christus wird uns gnädig seyn."
Darüber entbrannte Sapricius in heftiger Wuth, zerriß seine Kleider
und drohte, daß er die Christe und Calliste rücklings aneinander
binden, in einen mit brennbaren Materien angefüllten Kessel werfen,
und sie verbrennen lassen werde, wenn sie nicht auf der Stelle den
Göttern opfern würden. Unerschrocken riefen die Bekennerinnen aus:
»Herr Jesu Christe! siehe gnädig auf unsere Reue, und schenke uns
Verzeihung." Sie beharrten auf dem heiligen Bekenntnisse, und der
Statthalter ließ seine grausame Drohung vollziehen. Sie wurden
in einem Kessel verbrannt. Dorothea war Zeugin ihres standhaften
Heldenmuthcs, und rief hocherfreut ihnen zu: „Gehet mir voran!
Vertrauet fest darauf, daß euer Fall von Gott vergeben sey! Ihr
habt die Martcrkrone, die ihr vorher verloren, wieder gefunden.
Der barmherzige Vater, der dcn Verlornen Sohn aufnahm, wird
mit großer Vatcrfreude auch euch empfangen/- Jetzt kam die Reihe,
wieder an Dorothea. Der unmenschliche Sapricius ließ sie auf die
Folter legen. Mitten in der Qual, die sie leiden mußte, leuchtete
eine unaussprechliche Freude aus ihrem Gesichte. Wcßwegen er zu
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen