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506 Die heilige Margarctha, Jungfrau und Mattyrm.
wohnte, eine große Gewalt ausübte. Er gab sein Kind, das er
sehr liebte, ciner Amme auf das Land zur ersten Pflege und Erzie-
hung. Als seine Frau gestorben war, nahm er die Tochter in sein
Haus zurück, überzeugte sich aber bald, daß sie das Christenthum
angenommen, und demselben von ganzem Herzen zugethan sey. Er
bemühte sich eifrig, sie auf andere Gesinnung zu bringen; sein Be-
mühen aber blieb fruchtlos. Die väterliche Zärtlichkeit, die er bis-
her gegen sie gezeigt hatte, verwandelte sich deßwegen in rasende
Wuth, in der er die Tochter auf mancherlei Weise schmerzlich krankte,
und grausam mißhandelte. Endlich wollte er sie länger nicht mehr
unter seinen Augen dulden, und verstieß sie aus dem Hause. Die
Verstoßene begab sich zu ihrer Pflegmutter, von der sie liebevoll auf-
genommen, und wie die eigene Tochter gehalten wurde. Sie wan-
delte da in liebenswürdiger Unschuld, und in reiner Gottesfurcht,
bewies ihrer Pfiegmutter kindliche Ehrerbietung und willigen Gehor-
sam, vergaß ihres vornehmen Standes, und unterzog sich in beschei-
dener Demuth gern dem Geschäfte, mit Mädchen von gemeinem
Stande die Schafe zu hüten. Sie war sanft und heiter, wie das
muntere Lamm, und ihr Körper blühte in kraftvoller Gesundheit, wie
die liebliche Rose in den schönsten Frühlingstagen. Sie war fünf-
zehn Jahre alt, als die Verfolgung des Kaisers Diokletian gegen
die Christen ausbrach. Olibrius, ein stolzer und grausamer Mann,
ward als Statthalter nach Pissidien bestimmt, um da die Verfol-
gung in Vollzug zu setzen. Auf seiner Reise nach Antiochien sah
er die Margarctha, die eben auf dem Felde mit ihren Gespielinnen
bei der Heerde war. Entzückt über ihre Schönheit, entbrannte er
in unreiner Begierde gegen sie, und ordnete deßwegen einige seiner
Leute ab, sie herbeizuführen.
Die christliche Jungfrau gericth, als sie ergriffen, und wider
ihren Willen fortgezogen wurde, in bangen Schrecken. Sie zitterte
vor der Gefahr, die ihrer jungfräulichen Reinigkeit drohte. Fest war
ihr Entschluß, eher Alles.zu dulden, als sich zu etwas bewegen zu
laffen, was ihrem Geliebten Jesus Christus mißfällig seyn konnte.
Sie kannte aber auch die Schwäche des Menschen, wenn er in ge-
fahrvollem Kampfe sich selbst überlassen ist. Mit Inbrunst flehte sie
deßwegen zu Gott um Beistand und Schutz. Auf die Frage derer,
die sie zum Statthalter hinführten: Ob sie eine Freigeborne, oder
eine Magd sey? legte sie muthvoll das Bekenntniß ad: sie sey eine
Christin. Dieses wurde dem Statthalter sogleich, als sie ihm vor-
gestellt wurde, angezeigt. Dieser ward daher sehr betroffen. Er
kannte die Standhaftigkeit der Bekcnncr Jesu, und ihren Abscheu
gegen jede unerlaubte Verbindung. Er konnte daher auch nur
Hoffnung fassen, seine Absicht zu erreichen. Indessen wollte
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen