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Am 4. Juni. 517
in einer Stadt verfolgen, so begebet euch in eine andere." „Wer
hat euch dieses befohlen?" fragte Maximus. Quirinus erwiederte:
„Christus, welcher der wahre Gott ist." Maximus sprach: „Weißt
du nicht, daß dich die Befehle des Kaisers überall finden können?
Allein der, welchen du den wahren Gott nennest, war nicht im
Stande, dir, als du ergriffen wurdest, zu Hilfe zu kommen; denn
sonst wärest du nicht als Gefangener Hieher geführt worden." Der
Bischof antwortete: „Der Herr, den wir verehren, ist allezeit bei
uns, und kann uns, wo wir immer sind, zu Hilfe kommen. Er
war, als ich ergriffen wurde, bei mir. Auch hier ist Er bei mir,
stärket mich, und antwortet dir durch meinen Mund. Maximus sagte:
„Du sprichst viel zu viel, und frevelst durch dein Sprechen gegen
die kaiserlichen Anordnungen. Lies die Befehle, und thue, was auf-
getragen ist." Ouirinus versetzte: „Ich werde der Anordnung deiner
Fürsten nicht gehorchen, weil sie gotteslästerlich ist, indem sie, den
Geboten Gottes zuwider, von den Christen fodert, daß sie euern
Göttern opfern sollen. Mein Gott, dem ich diene, erfüllt den Him-
mel, die Erde und das Meer. Er ist überall, höher als Alles,
weil Er Alles umfaßt. Durch Ihn hat Alles sein Daseyn und sein
Bestehen." Nun drohte Maximus dem Bischöfe mit Beschimpfung
und mit dem Tode, wofern er nicht opfern würde. Darauf versetzte
dieser: „Die Beschimpfungen, die du mir androhest, werden mir zum
Ruhm gereichen, und der Martertod, wenn ich desselben gewürdiget
werde, wird mir ein ewiges Leben verschaffen, deßwegen werde ich
getreu seyn meinem Gott, und kann daher deinem Fürsten nicht ge-
horchen." Jetzt ließ Maximus ihn mit Stöcken schlagen, und sagte
dann zu ihm: „Erkenne die mächtigen Götter, denen das gesammte
römische Reich unterwürfige Verehrung beweiset; thust du es, so
sollst du Priester des großen Jupiters seyn; thust du es nicht, so
werde ich dich zu Amantius, dem Statthalter Obcrpannonicns füh-
ren lassen, damit er über dich das verdiente Todesurtheil spreche."
Darauf antwortete Quirinus: „nun bin ich ein wahrer Priester,
weil ich mich selbst für den wahren Gott opfern kann, ich fühle
keine Schmerzen, sondern freue mich der Schläge, die mein Körper
erdulden mußte. Ich bin bereit, größere Peinen zu ertragen, damit
ich denen, welchen ich in diesem Leben als Bischof vorgesetzt war,
den Weg zum ewigen Leben zeige. Maximus befahl, daß man ihn
mit Ketten belade, und ihn in's Gefängniß führe. Nachdem Qui-
rinus diesen Befehl vernommen hatte, sprach er: „Ich erzittere nicht
vor dem Gefängnisse, weil ich weiß, daß Gott, der seinen Verehrern
überall nahe ist, auch da bei mir seyn wird." Als er gefesselt, und
in den Kerker hineingeführt war, bethete er: „Ich danke Dir,
o Herr! daß Du mich würdigest, um deinetwillen diese Schmach zu
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen