Seite - 518 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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518 Der heilige Quirinus, Bischof und
leiden. Möchten doch Alle, die in diesem Gefängnisse sind, es er-
kennen, daß ich den wahren Gott verehre, und auch überzeugt seyn,
daß außer diesem Gott kein anderer sey!" Um Mitternacht ward
der Kerker plötzlich durch ein himmlisches Licht erleuchtet. Marcellus,
der Gefangenwächtcr, sah den Schimmer desselben, eilte zur Gefäng-
nißthüre, öffnete sie, warf sich dem heiligen Bischöfe zu Füßen, und
sprach weinend: „Bitte für mich bei dem Herrn, denn ich glaube,
daß kein anderer Gott sey, als der, den du verehrest!" Quirinus
unterrichtete und taufte ihn.
Nach drei Tagen ließ Maximin den Bischof nach Oberpanno-
nien zu dem Statthalter Amantius abführen, damit er wegen seiner
Widersetzlichkeit gegen die kaiserlichen Befehle das Todcsurtheil em-
pfange. Der Statthalter war eben von Scarabantia (Oedenburg)
nach (iurnuntum (Haimburg) verreiset. Quirinus wurde ihm mit
Ketten beladen nachgeführt, und in allen Städten an der Donau
herauf gleichsam zur Schau dargestellt. An einem Orte, an welchem
ihm auszuruhen vergönnt wurde, brachten ihm christliche Frauen
Speisen und Getränke. Er freute sich ihres christlichen Glaubens,
segnete die Eßwaarcn, die sie ihm gebracht hatten, und während er
dieses that, sielen die Fesseln wunderbarer Weise von seinen Händen
und Füßen weg. Als er endlich dem Amantius vorgestellt wurde,
befahl dieser, daß man ihn nach Sabaria (Stein am Anger) zu-
rückführe, und dort, wenn er angelangt seyn würde, vor sein Ge-
richt stelle. —
Zu Sabaria ließ Amantius im öffentlichen Theater den heili-
gen Quirinus sich vorstellen, hielt ihm vor, was der Richter Mari-
min von ihm berichtet habe, und fragte ihn, ob es wahr sey? Der
Bischof antwortete: „Ich habe zu Sciscia den wahren Gott be-
kannt. Diesen habe ich von Jugend an verehrt, diesen trage ich
auch jetzt in meinem Herzen. Niemand wird mich von Ihm, weil
Er der einzig wahre ist, zu trennen im Stande seyn." Noch ein-
mal redete der Statthalter ihm zu, daß er seines Lebens schonen,
und den kaiserlichen Befehlen gehorchen solle. Er aber erwiederte:
„Deine Worte mögen vielleicht auf schwache Gemüther, die nach
Verlängerung des gegenwärtigen Lebens seufzen, einen Eindruck ma-
chen. Ich habe von meinem Gott gelernt nach jenem Leben zu
trachten, welches auf den Tod des Leibes folgt, und durch keinen
Tod mehr vollendet werden wird. Muthig gehe ich deßwegen dem
Ziele des irdischen Lebens entgegen, nicht als ein Verbrecher, wie
du glaubst. Jene, welche ihr Leben durch Werläugnung des wahren
Gottes erhalten wollen, werden es wahrhaft verlieren. Ich aber
erlange durch Beharrlichkeit im Bekenntnisse ewiges Leben. Ich ge-
horche eueren Befehlen nicht, sondern befolge das Gesetz Christi,
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen