Seite - 549 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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Am 9. November. 549
erkühne, den Verfügungen der Kaiser entgegen zu handeln, und den
Göttern die schuldige Verehrung zu versagen? Mit ernster Miene
und mit hohem Muthe antwortete Theodor: „Ich kenne keine Göt-
ter, und cs gibt auch keine. Ihr irret, wenn ihr arglistige und be-
trügerische Dämonen mit dem Namen „Götter" beehret. Ich er-
weise göttliche Verehrung Christo, dem eingebornen Sohne Gottes.
Wer mich um dieses Bekenntnisses willen verwunden will, der gehe
auf mich los; wer mich schlagen will, der falle mich an; wer mich
durcl/s Feuer quälen will, der hole solches herbei; wer durch eine
solche Sprache sich beleidiget findet, der mag mir die Zunge aus-
schneiden. Willig gebe ich hin alle Glieder meines Körpers aus
Liebe zu dem Schöpser." Der Statthalter sowohl als der Com-
mandant wurden ergriffen von dem höchsten Erstaunen über den
Muth eines Jünglings, dcr Marter und Tod als eine Wohlthat zu
wünschen schien. Unentschlossen standen sie da, und berathschlagten
sich, was sie weiter thun wollten. Während dessen ließ sich ein Sol-
dat in bitterem Spotte gegen Theodor aus, weil er an einen Sohn
Gottes glaube. Theodor erwiederte mit würdevollem Nachdrucke,
daß der Sohn Gottes nicht nach menschlicher, sondern auf eine des
höchsten Gottes würdige Weise gezeuget sey. Der Statthalter un-
terdrückte seinen Unwillen über diese so empfindliche Hcruntersctzung
seiner Götter, zeigte sich freundlich gegen Theodor, und gestattete
ihm eine Frist, in der Erwartung, daß er sich eines Bessern besin-
nen werde. Diese benutzte der christliche Held zu einer That, welche,
wenn nicht ein höherer Antrieb ihn zu derselben bewegt hat, mehr
der Hitze seines Eifers als der besonnenen Uebcrlegung zugeschrieben
werden muß, indem sie sich nicht rechtfertigen laßt. Es war zu
Emasca nebst andern auch ein Tempel der Cybele, welche bei den
Heiden als die Mutter der Götter in hohen Ehren stand. Diesen
Tempel zündete Theodor an, und legte ihn in Asche. Darüber ent-
stand unter den Abgöttercrn ein großer Lärm, und eine allgemeine
Bestürzung. Man forschte nach dem Thäter, und Theodor gab sich
selbst als solchen an, frohlockend über die That, durch welche er die
Ohnmacht dcr Götzen und feinen Abscheu gegen den Götzendienst auf
cine so auffallende Weise bewiesen hatte. Er ward vor das Gericht
gestellt, vor welchem er das christliche Bekenntniß freimüthig wieder-
holte, und cs unerschrocken eingestand, daß er dcr Urheber des Bran-
des sey. Die Richter zeigten große Erbitterung, und drohten ihm
mit den fürchterlichsten Qualen. Er aber blieb unerschüttert, bereit,
um des Namens Jesu willen Alles zu erdulden. Jene änderten noch
einmal ihren Ton. Freundschaftlich redeten sie ihm zu, daß er
opfern solle, versicherten ihn nicht nur dcr gänzlichen Straflosigkeit
des Brandes wegen, sondern machten ihm die glänzendsten Vcrhcis-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen