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562 Der heilige Philiftpus, Bischof zu Heraklea :c.
schauderte Severus zurück; weßwegen ihn dcr Statthalter in's Ge-
fängniß bringen ließ. Auch den Diakon Hermes ließ sich Iustinus
vorstellen, mußte sich aber bald überzeugen, daß auch er unerschütter-
lich auf dem heiligen Bekenntnisse beharre. Hermes sprach: „Nie
wirst du von mir erlangen, was du forderst. Im Glauben, den
ich bekenne, bin ich aufgewachsen. Von meiner Kindheit an wurde
derselbe mir eingeprägt. Ich werde denselben nicht verlassen, von
demselben keines Fußes breit abweichen. Statthalter! du magst mich
also immerhin peinigen lassen, wie es dir beliebt. Gott wird durch
seinen heiligen Engel in der größten Marter uns bekräftigen." Er
wurde zu den Andern in's Gefängniß gebracht.
Durch sieben volle Monate schmachteten die heiligen Bekenner
im Kerker; nur zwei Tage, in welchen Iustinus von einem schnell
vorübergehenden Gefühle der Menschlichkeit angewandelt wurde, ward
ihnen während dieser langen Zeit ein leichterer Aufenthaltsort ver-
gönnt. Endlich wurden Philippus, Scverus und Hermes nach
Adrianopel, wohin dcr Statthalter bald nachkommen wollte, abge-
führt. Wie Kinder um den geliebten Vater, weinten und jammer-
ten die Gläubigen über den Verlust ihres hochverehrten Bischofs,
und um die andern eifrigen Diener ihrer Kirche. Philippus er-
mähnte sie zum Vertrauen auf Jesum Christum, der seine Kirche
nicht verlassen werde. Als die heiligen Bckenner in Adrianopcl an-
kamen, wurden sie in das Haus eines gewissen Scmporus, welches
nahe an der Stadt lag, gebracht, und allda bis zur Ankunft des
Statthalters verwahret. Schon am andern Tage nach seiner An-
kunft saß Iustinus zu Gericht, ließ den Philippus sich vorstellen,
und sprach zu ihm: »Wozu hast du dich entschlossen in der langen
Zeitfrist, welche ich dir zur Aenderung deiner Gesinnung vergönnt
habe?" Philippus erwiederte: „Wären wir freiwillig, und nicht
von dir gezwungen in dem Gefängnisse gewesen, indem du uns so
lange schmachten ließest, so könntest du wohl die lange Zeit als eine
aus Gnade vergönnte Frist uns anrechnen, wie kannst du aber das,
da du uns zur Strafe mit Gewalt gefangen hieltest? Ich wieder-
hole, was ich gleich Anfangs dir sagte: Ich bin ein Christ! Frage
so oft du willst, nie wirst du eine andere Antwort von mir erhal-
ten, nie werde ich mich zu den Götzen wenden, sondern dem ewigen
Gott, dem ich von Jugend an diene, getreu bleiben." Der Statt-
halter ward sehr erbittert, ließ ihm die Kleider vom Leibe reißen,
an einen Pfahl ihn festbinden, und mit Ruthen schlagen. Diese
Qual wurde mit der größten Wuth so lange fortgesetzt, bis der
ganze Körper zcrstcischt war, und man sogar die Eingeweide sehen
konnte. Aber nicht eine Spur des wankenden Muthes ließ der hel-
denmüthige Greis blicken. Die Anwesenden staunten, und selbst dcr
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen