Seite - 563 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 563 -
Text der Seite - 563 -
Am 22. Oktober. 563
hartherzige Statthalter konnte seine Verwunderung nicht verbergen.
Er befahl, ihn in's Gefängniß zurückzubringen. Hermes wurde jetzt
vorgestellt. Allein auch ihn vermochten weder die schrecklichen Dro?
hungen des erzürnten Statthalters, noch das dringende Zureden der
Stadtobrigkeit, die ihn liebte, und deßwegen gerne retten wollte, zu
erschüttern. Man führte ihn ab in's Gefängniß. Hier freuten sich
die starken Kampfer des errungenen Sieges, und priesen Gott, der
ihnen denselben verliehen hatte. Sie fanden sich zu neuen Leiden
mächtig gestärkt. Auf außerordentliche Weise ward auch gckräftigct
der sonst schwächliche Körper des heiligen Bischofs.
Nach drei Tagen ließ der Statthalter den Philippus sowohl,
als den Hermes wieder vor sein Gericht stellen. Dem ersten warf
er verwegenen Eigensinn vor, weil er die Befehle der Kaiser nicht
erfüllen wolle. Darauf erwiederte der Bischof: „Was ich thue, ge-
schieht nicht aus Eigensinn, sondern aus Liebe und Verehrung Got-
tes, welcher Alles erschaffen hat, und welcher richten wird die Leben-
digen und Todten, dessen Gebote ich nicht übertreten darf. Immer-
hin habe ich den Fürsten gebührenden Gehorsam erwiesen, und ich
werde fortan mich beeifcrn es zu thun in Allem, was erlaubt und
recht ist; denn unsere heiligen Schriften befehlen uns ausdrücklich,
zu leisten dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist.
Mit Treue habe ich dieses bis daher befolgt. Es übriget mir nun
nichts mehr, als daß ich das Blendwerk der irdischen Dinge ver-
lasse, und es mit dem Himmlischen vertausche. Was ich öfters schon
sagte, wiederhole ich noch einmal: Ich bin ein Christ, und weigere
mich, euern Göttern zu opfern/' Gleiche Standhaftigkeit bewies
auch Hermes, der dem Statthalter und der heidnischen Umgebung Mit
großem Nachdrucke die Thorheit des Götzendienstes darstellte, und
sie ermähnte, das Heil in Christo zu suchen. Nicht mehr durfte
Iustinus hoffen, an den muthvollen Bckennern etwas auszurichten,
er sprach daher das Urtheil, daß sie lebendig verbrannt werden
sollen. —
Der Priester Severus war im Gefängnisse zurückgeblieben. Als
er die Verurtheilung des Bischofs und des Diakons erfuhr, froh-
lockte er über das Heil, das denselben so nahe sey, bedauerte es
aber in tiefer Bestürzung, daß er von ihrer Gesellschaft ausgeschlos-
sen werde. Unter heißen Thränen flehte er zu Gott, daß er ihn würdigen
wolle, den Marterkranz mit denen zu empfangen, mit welchen er ge-
lebt und gearbeitet habe. Sein Flehen ward erhört. Tags darauf
wurde auch er durch den glorreichen Martertod vollendet. Philippus
war durch die erduldeten Martern so geschwächt, daß er nicht gehen
konnte, er mußte zum Scheiterhaufen getragen werden. Langsamen
Schrittes folgte ihm Hermes; dcnn auch er litt große Schmerzen
36*
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen