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Am 7. Jänner. 567
sollten. In Nikomedien, als er daselbst angekommen war, wurde
er von den Gläubigen, worunter auch mehrere seiner ehemaligen
Schüler sich befanden, zahlreich besucht. Allen ertheilte er Beleh-
rung, Aufmunterung und Trost. Mehrere, welche durch die Ver-
folgung zum Abfalle sich hatten verleiten lassen, brachte er zum hei-
ligen Bekenntnisse wieder zurück.
Maximin versuchte anfänglich durch die schmeichelhaftesten Ver-
heißungen, dann durch die schrecklichsten Drohungen den Lucianus
zum Götzenopfer zu bewegen. Diese, wie jene, blieben aber frucht-
los. Der Tyrann ließ daher seine Drohungen in Erfüllung setzen.
Der Bekenner wurde auf die muthwilligstc Weife beschimpft, in den
Stock geschlagen, und durch andere Qualen sehr grausam gepeiniget;
da aber keine derselben seinen Muth erschüttern konnte, so gab Ma-
ximin den unmenschlichen Befehl, daß man ihn im Kerker ohne Speise
lasse. Durch die peinlichen Schmerzen des Hungers sollte er entwe-
der besiegt werden, oder den qualvollsten Tod, als Strafe seiner Wi-
dersetzlichkeit leiden. Schon hatte Lucianus mehrere Tage im Ge-
fängnisse geschmachtet, ohne daß man auch nur die mindeste Spur
wankenden Muthes hätte wahrnehmen können, als die arglistige Bos-
heit des Kaisers auf einen Anschlag gerieth, an dessen erwünschtem
Erfolge sie nicht zweifelte. Es wurden Speisen von Gö'tzenopfern
in's Gefängniß gebracht, und vor die Augen des von dem heftigsten
Hunger gequälten Bekenners hingestellt. Die Abgö'tterer zweifelten
nicht, derselbe werde einer so reizenden Versuchung unterliegen. Nicht
weniger schwer als gefahrvoll war der Kampf, aber auch glänzend
der Sieg, mit dem Lucianus aus demselben hervorging. Der Ge-
ruch des dampfenden Opfcrsicisches erregte seinen Widerwillen, und
der Anblick desselben erfüllte seine Seele mit Abscheu. In der un-
reinen Speise sah er seinen Feind, gegen den er um so heftiger er-
bittert wurde, je länger er ihn in seiner Nähe zu dulden genöthigct
war. Das schmerzliche Gefühl des Hungers wurde besiegt durch die
Kraft des Geistes, der sich hoch erfreute, um des Namens Jesu
willen auch diese Prüfung zu erdulden. Lucianus erinnerte sich an
die edlen israelitischen Jünglinge, an Daniel und seine Mitgenossen,
welche in ihrer Gefangenschaft zu Babel die köstlichsten Speisen und
Getränke, die am königlichen Hofe für sie bestimmt wurden, ver-
schmähten , und lieber mit den gemeinsten Nahrungsmitteln sich be-
gnügen, als gegen das Gesetz Gottes handeln wollten. Durch diese
Erinnerung ward er mächtig bekräftiget. Mit Verwunderung ver-
nahm es der Kaiser, daß, ungeachtet der schmerzlichsten Qual des
Hungers, die lockenden Reizungen des Opfcrfleischcs nichts gegen die
Standhaftigkcit des heiligen Bekenners vermögen. Noch einmal ließ
er ihn vor sich führen, und legte ihm verschiedene Fragen vor. Lu-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen