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572 Die vierzig heiligen Märtyrer von Sebaste.
welcher an einem Feuer stand, hielt seinen Blick auf die heiligen
Kämpfer geheftet. Da war ihm auf einmal, als sähe er himmlische
Geister hcrabfahren, und den Märtyrern kriegerische Ehrenzeichen aus-
theilen; nur einer derselben blieb ungeschmückt. Sehr bald ließ sich
einer von der Pein wirklich überwältigen, lief zum warmen Bade,
starb aber, sobald er hineingegangen war. Ergriffen von dem, was
er gesehen, und getroffen vom Strahl der Gnade desjenigen, der
ihn von Ewigkeit her auf diese Wache geordnet hatte, warf der
Scherge seine Kleider weg, lief zu den Märtyrern, und bekannte mit
ihnen den Namen Jesu Christi. Durch das Opfer des Lebens cm-
psing er die Taufe des Heils. Man ließ sie die ganze Nacht in
der Kälte stehen. Kraftlos, aber noch athmend, waren sie, als frühe
Morgens Wagen gesandt wurden, sie wegzuführen, zu einem Feuer,
wo sie soNten verbrannt werden. Nur einen, der noch mehr Leben,
als die übrigen zeigte, wollte man zurücklassen, ihm Zeit zum Be-
denken zu geben. Allein schnell lief seine Mutter herbei, und ermunterte
ihn zum Kampfe, indem sie ihm zurief: „O mein Sohn! Vollende
den seligen Lauf mit deinen Gefährten! Bleibe nicht allein von dei-
ner Schaar zurück, damit du nicht länger von der Anschauung Got-
tes zurückgehalten werdest!" Sie half ihm auf den Wagen, und er
ward mit den Andern verbrannt.
„O, wohl eine bewunderungswürdige Mutter!" ruft der heilige
Gaudentius aus, „die es werth ist, die Mutter eines Märtyrers zu
seyn, die zum Theile selbst schon eine Martyrin ist, indem sie ihres
eigenen Fleisches nicht schont, sondern es in ihrem Sohne frohlockend
hingibt, um des Namens Christi wegen!" Die Ueberbleibsel der
heiligen Märtyrer sollten, nach dem Befehle des Statthalters, in's
Wasser geworfen werden, wurden aber durch die fromme Sorgfalt
der Christen demselben entrissen, und nach und nach in verschiedene
Provinzen vertheilt, wie der heilige Gregor von Nissa bezeuget, der
auch selbst so große Hochschätzung gegen dieselben hatte, daß er die
Leichen seiner Aeltern neben denselben beerdigen ließ, damit sie, sagte
er, am Tage der Auferstehung in hoffnungsvoller Zuversicht auf ihre
hilfreiche Fürsprache auferstehen mögen. Zum Andenken der heiligen
vierzig Märtyrer wurden auch sehr viele Kirchen erbaut.
Der heilige Gaudentius, welcher am Ende des vierten und am
Anfange des fünften Jahrhunderts blühte, erhielt auf seiner Reise
nach Jerusalem zu Cäsarea, in Kappadozicn, einige Reliquien der
vierzig Märtyrer, brachte sie nach Briren, und setzte sie in der Kirche
bei, die er erbauen ließ, und „die Versammlung der Märtyrer"
nannte. Am feierlichen Einweihungstagc dieser Kirche waren viele
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen