Seite - 574 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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574 Der heilige Blasius, Bischof und
ihnen nach, wurden aber von dem höchsten Erstaunen ergrif-
fen, als sie in der Höhle einen Menschen sahen, der auf den Knieen
lag, und bethete. Sie erkannten in ihm den Bischof Blasius, und
eilten schnell zu Agricola, ihm davon Anzeige zu machen. Auf der
Stelle gab dieser den Befehl, daß man den Bischof ergreifen, und
nachforschen solle, ob nicht noch andere der gesiüchteten Christen in
Felsenhöhlen gefunden werden. Auch diese sollten ergriffen, und
nebst dem Vlasius ihm vorgeführt werden. Die Hascher fanden den
Bischof, als sie wieder zur Höhle kamen, noch bethend, und riefen
ihm zu: „Komme heraus, der Statthalter fordert dich!" Liebreich
erwiederte er: „Meine Kinder, ich gehe mit euch! Der Herr ge-
denket heute Meiner. Dreimal ist er mir in der letzten Nacht er-
schienen, und hat gesprochen: „Steh auf, und entrichte das Opfer!
Kinder! ihr seyd eben zur rechten Zeit gekommen. Mein Herr Je:
sus Christus ist mit uns." Der Bischof wurde nach Sebaste ge-
führt. Aus dem Wege dahin ließ er keinen Anlaß unbenutzt, den
Heiden Worte des Heils an's Herz zu reden. Er that es mit
überzeugendem Nachdrucke, und bekehrte mehrere derselben zu Jesus
Christus, in dessen Namen er mehrere Kranke durch wunderbare Hei:
lung von ihren Leiden befreite. Einem Knaben, welcher der einzige
Sohn einer Wittwe war, blieb, als er Fische aß, eine Gräte im
Schlunde stecken, welche durch kein natürliches Hilfsmittel herausge-
bracht werden konnte. Der Tod schien unvermeidlich, und schon
nahe zu seyn, als die tief bekümmerte Mutter ihren Sohn zu dem
heiligen Blasius trug, ihn zu dessen Füßen legte, und unter einem
Strom von Thränen flehte, daß er den Knaben von dem tö'dtlichen
Uebel befreien wolle. Der Bischof bethete voll Inbrunst zu Gott,
legte dem Knaben seine Hände auf, und gab ihn gesund in die
Hände der hocherfreuten Mutter zurück.
Als Blasius zu Sebaste angekommen war, ward er auf Be-
fehl des Statthalters in's Gefängniß gelegt, und am folgenden Tage
vor Gericht gestellt. Da versuchte es Agricola, durch schmeichelhafte
Lobeserhebungen ihn zu gewinnen, und zur Verläugnung zu bewe-
gen; als er aber seine Bemühung durch die unerschütterliche Stand-
haftigkcit des Bischofs vereitelt, und sich selbst durch dessen muth-
volle Erklärung beschämt sah, ließ er ihn mit Stöcken grausam
schlagen, und dann in's Gefängniß wieder zurückführen. Zum zwei-
tcnmale wurde der heilige Blasius zum Verhöre geführt. „Willst
du," sprach Agricola zu ihm, „die Götter anbethen, oder auf qual-
volle Weise sterben?" Der Bischof erwiederte: „Die Qualen, die
du mir androhest, werden mich in's ewige Leben bringen." Diese
muthvolle Erklärung, die keine Hoffnung übrig ließ, daß Blasius
auf andere Gesinnung gebracht werde, reizte die grausame Wuth des
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen