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020 Die Heiligen: Ionas und Barachisius, Märtyrer.
des Gehörs, und der Sprache beraubt würde. Endlich wurde er
wieder in den Kerker abgeführt, und dort an cinem Fuße aufgehängt.
Tags darauf wurde Ionas vom Eise weggenommen, vor Ge-
richt gebracht und befragt, wie er sich befinde? wie Eis und Frost
ihm in der vergangenen Nacht behagt hätte? Er antwortete: „Glau-
bet mir, mein Gott, in Dem meine Seele ruht, hat mir noch nie,
so lange ich lebe, eine ruhigere Nacht, als diese, geschenkt; keine,
so lange ich denken mag, ist mir, wie sie, so süß geworden. Die
Quelle solcher Erquickung war das Andenken des Kreuzes, an wcl-
chem mein Herr Jesus Christus gestorben ist." Die Magier spra-
chen: „Willst du noch länger auf deiner Widersetzlichkeit verharren,
da doch dein Bruder verläugnet hat?" „Ich weiß wohl," erwie-
derte der Bekenner, „daß mein Bruder verläugnet habe — den
Satan und seinen Anhang, und sich ganz geweiht dem Herrn Je-
sus Christus. Dieses Leben ist der Same, welchen man in die Erde
streut, damit er im künftigen Leben zur ewigen Herrlichkeit aufsprosse."
Die Magier sprachen: „Betrüg dich nicht, Ionas! Traue nicht
den Büchern; denn sie haben schon Viele getäuscht." Ionas ant-
wortete: „ Ihr habt recht, wenn ihr sagt, die Bücher täuschen, die
heidnischen Schriften haben wirklich schon Viele recht sehr betrogen.
Am meisten wird aber doch der Mensch von seinem irdischen Sinne
hintergangen. Wer das Leiden Christi beherziget, ist sicher vor Täu-
schung." Nach dieser Rede befahlen die Magier, ihm die Finger und
die Zehen wegzuschneiden. Die Schergen vollzogen den Befehl,
warfen die abgeschnittenen Glieder vor ihn auf die Erde hin, und
sprachen höhnisch: „Siehe, hier haben wir deine Glieder auf der
Erde ausgesäet, warte zu, bis sie wachsen, und du wirst viel meh-
rere erhalten." Ionas erwiederte: „Ich bedars dieser nicht. Gott,
der mich erschaffen hat, wird in jener neuen Schöpfung, die an uns
vollzogen werden wird, mich ganz erneuern." Jetzt ward er in ein
Gesäß voll siedenden Peches geworfen. DaS Pech licf oben aus,
und er blieb unbeschädigt. Endlich wurde er unter eine Presse ge-
legt, und fürchterlich zusammengedrückt. All sein Gebein wurde zer-
quetscht, und zuletzt sein Lc,b entzwei geschnitten. Die Stücke warf
man in ein Waffer, und bewachte sie, damit sie nicht in die Hände
der Christen kommen, und ehrenvolle Beerdigung erhalten möchten.
Nun kam die Reihe wieder an Barachisius. Die Magier spra-
chen zu ihm: „Schone deiner Glieder, richte dich nicht selbst zu
Grunde!" Er versetzte: „Nicht selbst habe ich mich gemacht, nicht
selbst richte ich mich zu Grunde. Der Herr, der mich erschaffen hat,
wird durch seine Allmacht mich stärken, mich cuern Händen und der
Gewalt eueres gottlosen Königs, der seinen Schöpfer nicht erkennt,
sondern dem Fürsten der Finsternisse dient, entreißen. Länger woll-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen