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636 Der heilige Hilarion, Einsiedler.
Gott erhörte das Gebeth Hilarions mehrmal auf wunderbare
Weise. Elpidius, welcher nachher Befehlshaber der kaiserlichen Leib:
wache wurde, war mit seiner Frau und mit seinen drei Söhnen von
Syrien nach Aegyvten gereist, den heiligen Antonius zu sehen. Da
sie auf der Rückreise in die Stadt Gaza kamen, wurden die drei
Söhne von einem schweren Fieber befallen. Die angewendeten Heil:
mittel blieben fruchtlos. Die Aerzte sclbst gaben alle Hoffnung der
so sehr gewünschten Genesung auf. Weheklagend ging die tief be:
kümmerte Mutter von einer Krankenstätte zur andern, ungewiß, wel-
chem von ihren geliebten Söhnen sie zuerst werde die Augen schlie:
ßen. Endlich erfuhr sie, daß ein frommer Einsiedler in der nahen
Wüste lebe. Eilig machte sie sich auf, und reiste auf einem Esel
reitend, begleitet von einigen Dienern und Mägden, zu ihm; der
Einsiedler war der heilige Hilarion. Als sie zu ihm gekommen war,
sprach s>e: „Ich bitte dich durch Jesum, unsern gnädigen Gott,
durch iem Kreuz, und durch sein Blut bitte ich, daß du mir meine
drei Söhne bei'm Leben erhaltest. Hilarion weigerte sich dahin zu
gehen, mit der Erklärung, daß er seine Zelle noch nie verlassen habe,
noch nie in eine Stadt, ja noch nie in ein Dorf aus seiner Einöde
gekommen sey. Die Mutter warf sich vor seinen Füßen auf die
Erde hin, und wiederholte unter lautem Wehcklagen ihre Bitte.
Die mit ihr gekommen waren, vergossen auch, wie sie, häusige Thrä-
nen. Hilarion konnte länger nicht mehr widerstehen. Nach Son:
nenuntcrgang verließ er seine Zelle, ging nach Gaza, und kam in
die Wohnung des Elpidius. Da rief er den Namen Jesus über
die Kranken an, und machte das Kreuzzeichen über sie. Sogleich
ward der Körper eines jeden mit häufigem Schweiße bedeckt, und
in derselben Stunde noch war alle Gefahr verschwunden. Alle prie:
scn Gott in lautem Jubel für die wundervolle Rettung. Dieß ge-
schah im Jahre 328.
Dieses Wunder wurde allgemein bekannt, und der Name „Hi-
larion" weit umher verbreitet. Von nun an sammelten sich auch
Zuhörer um ihn, von welche» viele den heiligen Glauben annahmen,
und nicht wenige sich der strengen Lebensweise widmeten, deren Bei-
spiel er ihnen gab, daher bald ihre Zahl so heranwuchs, daß er,
wenn er die Zellen der Brüder besuchte, manchmal von zwei oder
drei Tausend derselben sich umringt sah. Es währte nicht lange,
ehe allenthalben in Palästina solche Gesellschaften entstanden. In-
dem er mit so großem Segen arbeitete, fühlte seine Demuth sich
gekränkt, und geängstet von dem Aufsehen, das er durch seine Wun-
der, die immer zahlreicher wurden, erregte, und durch die vielen
ihm widerfahrenden Ehren. Man hörte ihn seufzend klagen: ..Mei
Lohn ist dahin!" Er beschloß daher, als er drei und sechzig
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen