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642 Der heilige Pachomius, OrdmSstifter.
wohner sich der streng bewachten und hart behandelten Jünglinge
mitleidig annahmen, und ihnen jeden möglichen Liebesdienst erwiesen.
Pachomius, durchdrungen von Dankbarkeit, erkundigte sich, wer diese
Menschen wären, die so seltene Wohlthätigkeit ausübten, und erfuhr,
daß es Christen seyen. Er urtheilte bald, daß eine, solche Früchte
treibende Lehre kein menschliches Hirngespinnst, sondern göttliche
Wahrheit sey. Er ward gerührt, hob seine Hände gen Himmel,
bethete zum Gott des Himmels und der Erde, und gelobte ihm,
daß, wofcm er ihn seinem jetzigen Zustande entreißen, und über die
ihm wohlgefällige Weise ihm zu dienen, ihn erleuchten würde, er sein
ganzes Leben lang seinen heiligen Willen erfüllen, und keine Gelegen-
heit versäumen wolle, jene vollkommene Menschenliebe zu üben, welche
sein Gesetz forderte.
geendigtem Kriege, im Jahre 5ll.^, kehrte er in seine
Hcimath zinück, ließ sich unterrichten in der Lehre des Heils, und
ward getauft. Bald nachher erzählte man ihm von Palämon, einem
gottseligen Greise, der in der Wüste geistlichen und strengen Uebun-
gen oblag. Pachomius fühlte sich angetrieben zu gleicher Lebens-
weise , und freute sich der Hoffnung, an Palämon einen Anführer
auf diesem Wege zu finden. Er machte sich auf, ging in die Ein-
öde, kam zu des Einsiedlers Zelle, und klopfte an. Palämon öffnete
die Thüre halb, und fragte mit ernster Stimme, was er wollet
Pachomius antwortete, Gott habe ihn zu ihm gesandt, auf daß er
von ihm gleichem Leben sich zu widmen lernen möchte. Der Ein-
siedler verweigerte anfangs dem Jünglinge die Aufnahme, um ihn
zu prüfen. ..»Bedenke, mein Sohn!" sprach cr, „daß ich nur Brod
und Salz esse, des Oels und des Weines mich enthalte, die halbe
Nacht mit Psalmgesang zubringe, oder mit Betrachtung der heiligen
Schrift, manchmal auch die ganze Nacht wache." Ungeachtet Pa-
chomius ein wenig vor dieser strengen Lebensweise zurückschauderte,
so faßte er doch sogleich Muth, und ließ so vielen Glauben in den
Beistand Gottes blicken, daß Palämon ihn aufnahm, und ihn mit
dem Einsicdlcrgewande bekleidete. Pachomius lebte einige Zeit bei
Palämon, und lag gleichen geistigen Uebungen, wie dieser, ob.
Ihre Arbeit bestand in Verfertigung von härenen Kleidern für sich
selbst, und zum Verkaufe. Der Ertrag wurde nach Abzug des we-
nigen, was sie zum dürftigen Unterhalte brauchten, an Arme gege-
ben. Einst hatte Pachomius ziemlich weit in die Wüste sich vertieft,
um Holz zu sammeln. Da ward im von Gott befohlen, an dieser
Stätte eine Wohnung zu bauen für solche, die er ihm zusenden
würde. Dieser Ort wurde nach den Ueberbleibseln eines verlassenen
Dorfes „Tabenna" genannt. Pachomius kehrte zu Palämon zurück,
welcher, als er erfuhr, was jenem widerfahren, traurig ward, weil
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen