Seite - 671 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 671 -
Text der Seite - 671 -
Am 9. Mai. «71
gorius weg nach Constantinopel, wo er mit seinem Bruder Casarius
unvermuthct zusammen kam, den er beredete, mit ihm zu den Eltern
nach Nazianz zu gehen.
Schon zu Athen hatten Grcgorius und Vasilius den Entschluß
gefaßt, dem Dienste Gottes in stiller Abgezogenhcit, in Gebeth und
Betrachtung mit vereinter Andacht sich ganz zu widmen. Deßwegen
schrieb jctzt Basilius an Grcgorius, und bat ihn, zu ihm nach Pon-
tus zu kommen, auf daß sie dort mit einander diese Lebensweise
üben möchten. Gregor kam zu seinem geliebten Freunde in dessen
Einsiedelei in Pontus, und blieb eine gute Weile bei ihm, oder wie-
derholte seine Besuche öfters. Die Hütte, in der sie da lebten,
hatte weder Dach noch Thüre, kein Rauch stieg von derselben, denn
sie brauchten weder Feuer, noch Feuerheerd; ihre Mahlzeit war har-
tes Brod; sie theilten mit einander ihre Arbeiten und ihre geistlichen
Uebungen. Sie betheten mit einander; es erscholl ihr vereinter
Psalmgesang; sie versenkten sich zusammen in die Tiefen des göttli-
chen Wortes, welches der Gegenstand ihrer täglichen Betrachtung
war; lasen auch fleißig die Ausleger derselben, und folgten mit wei-
ser und demüthigcr Ehrerbietung der heiligen Ueberlieferung. In
spätern Zeiten noch erinnerte sich Gregor mit Sehnsucht an die hei-
ligen Tage, die er mit Vasilius gelebt hat. Heil dem, welchem
ein Freund geworden, wie es Basilius dem Gregorius, und Grego-
rius dem Basilius war.
Gregorius war eben bei seinem Herzensfreunde in Pontus, als
sein Vater, der ehrwürdige, und übrigens ganz tadellose Bischof zu
Nazianz im Jahre 360 von den Arianern durch glatte Worte sich
beschlcichcn, und zur Unterschrift des Glaubensbekenntnisses, welches
die Ariancr zu Rimini verfaßt hatten, hinreißen ließ. Diese Ueber-
eilung des Vaters schmerzte den Sohn um so tiefer, da die Mönche
zu Nazianz, mit denen sein Water, der Bischof, in heiliger Freund-
schaft bisher gelebt hatte, und die gläubige Gemeinde zu Nazianz,
von welcher er hoch geehrt, und kindlich geliebt ward, an derselben
so großen Anstoß nahmen, daß jene, und ein Theil von dieser sich
von seiner Kirchengemeinschaft trennten. Gregor, der Sohn, eilte
zum Vater, von dem er sagt, die Einfalt seines Herzens habe sich
durch die gleißenden Worte der Irrlehrer täuschen lassen. Er bil-
ligte nicht das Vergehen, des übrigens so verdienstvollen, von ihm
bewunderten und geliebten Vaters, kannte aber die Lauterkeit seines
Herzens, und es gelang ihm, mit der Zeit diejenigen mit ihm wie-
der auszusöhnen, die von seiner Kirchengcmeinschaft sich getrennt hat-
ten. Wir haben noch eine schöne Rede, welche Gregor bald nachher
über das glückliche Ereigniß dieser für ihn so erfreulichen Aussöhnung
gehalten hat.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen