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Am 11. November. 745
wo sein Vater, der ein Heide war, und vom gemeinen Soldaten
sich zum Feldobersten erschwungen hatte, mehrere Jahre sich aufhielt.
Des Vaters Sorge beschränkte sich darauf, den Sohn zum guten
Krieger zu erziehen, und die Mutter gab sich alle Mühe, ihn früh-
zeitig mit den Gebräuchen ihrer heidnischen Religion bekannt zu ma-
chen. Dieß war die Erziehung, welche der Knabe im Hause der
Eltern erhielt. Anders wurde er von Gott durch sein eignes, noch
unverdorbenes Herz gezogen. Getrieben von einem innern Antriebe
seines Herzens ging er oft in die Kirche und zum Gottesdienste der
Christen. Die schönen Lehren der heiligen Religion, die helllcuch-
tende Frömmigkeit und der gute Wandel der Anhänger Jesu, der
einfache und erbauliche Gottesdienst derselben, wirkten so mächtig auf
ihn, daß er gezogen von der Gnade Gottes seinen Eltern entfloh,
hin zu einer Kirche, und sich, obgleich erst zehn Jahre alt, als Ka-
techumen aufzeichnen ließ. In dem Unterrichte des Christenthums
hörte er oft die Aussprüche, daß man sich selbst vcrläugnen, dem
Irdischen entsagen, und die Welt hassen müsse, wenn man Ies»
würdiger Anhänger seyn wolle. Dieses verstand er so wörtlich,
und nahm es so tief zu Herzen, daß er den Entschluß faßte, in
eine Wüste zu gehen, und dem beschaulichen Leben, wahrscheinlich
unter Anleitung eines Einsiedlers, sich zu widmen; dadurch- glaubte
er auch am sichersten aller Versuchung, aller Lockung und aller Ge-
walt, die ihn zum Heidenthume wieder zurückbringen könnten, zu
entgehen.
Als er fünfzehn Jahre alt war, rief ein kaiserlicher Befehl die
Söhne der Veteranen, d. i. der alten Krieger, von wenigst fünfzig
Jahren, die vom Kriege frei waren, und wenn sie in's Feld zogen,
es freiwillig thaten, zu den Fahnen. Martinus wurde von seinem
Vater angcgelen, in Banden nach Gallien geführt, zum Eide ge-
zwungen, und einem Geschwader gallischer Reiter zugeordnet. Unter
den rohen Kriegern führte er ein heiliges Leben. Er war in seinen
Dienste sehr genau und verrichtete pünktlich jedes Geschäft, wann und
wie es ihm aufgetragen war. Nie ließ er sich die geringste Nach-
lässigkeit, nie eine Versäumniß, oder eine Unordnung zu Schulden
kommen. Menschen plagen, ungerechte Forderungen an sie machen,
hart und unmenschlich sie behandeln, muthwilliger Weise etwas ver-
derben, und noch vielmehr stehlen und rauben, waren Gräuel in sei-
nen Augen. Eifrig war er bemüht, auch seine Kameraden von sol-
chen Unmenschlichkeiten zurückzuhalten. Er hatte einen Knecht, mit
dem er brüderlich lebte, so daß sie sich gegenseitig Dienste leisteten.
Auch als Soldat besuchte er die Versammlungen der Christen, und
seine Freude und Lust war es, in den heiligen Büchern derselben zu
lesen, und über die Lehren der göttlichen Religion nachzudenken.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen