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748 Der heilige Martinus, Bischof von Tours.
die beiden gottseligen Männer längere Zeit verborgen, lebten groß
tentheils nur von Wurzeln, und widmeten sich dem Gebethe und
der Betrachtung. Eines Tages hatte er unter andern Wurzeln auch
von der Niescwurzel gegessen. Das Gift derselben verbreitete sich
schnell in seinem Körper und verursachte ihm so schmerzende Leiden,
daß er in Todesgefahr gcrieth. Er sichte vertrauensvoll zu Gott,
und ward auf der Stelle gesund.
Endlich hatte er die Freude, zu erfahren, daß Hilarius von
Constantius (im Jahre 360) die Erlaubniß erhalten habe, aus der
Verbannung zu seiner Kirche nach Poitiers wieder zurückzukehren.
Er ging ihm entgegen nach Rom, wo er aber den Bischof, der schon
durchgereiset war, nicht mehr fand. Er zog ihm nach gen Poitiers,
und ward von ihm mit großer Freude aufgenommen. Bald wid-
mete er sich wieder der einsamen Betrachtung, und wurde der Stift
ter einer Ordcnsgescllschaft in der Nahe von Poiticrs. Ein Kate-
chumen gesellte sich zu ihm, scincä Umganges zu genießen und an
seinem Beispiele sich zu entzünden. Dieser erkrankte und starb wäh-
rend einer dreitägigen Abwesenheit des Martinus. Als dieser heim
kam, fand er die Brüder klagend um die Leiche. Es that ihm sehr
wehe, daß sein Freund ungetauft gestorben war. Er hieß die an-
dern hinausgehen, legte dann, wie einst Elias und nach diesem Elisa
that, sich auf die Leiche, bethete mit Inbrunst, und Gott er-
weckte den Todten, welcher sich gleich taufen ließ, noch viele
Jahre lebte, und bezeugte, was der Hur durch seine Kraft an ihm
gethan hatte.
So sehr Martinus sich es am Herzen liegen ließ, alle seine
Zöglinge täglich zu vervollkommnen, so mußte er doch hie und da
wahrnehmen, daß der Eine, oder Andere an Vollkommenheit mehr
abnehme, als wachse. Unter ihnen war auch ein gewisser Britius.
Dieser machte Anfangs durch seinen fähigen Kopf, und durch sein
unverdorbenes Herz die beste Hoffnung. Nach und nach erkaltete
aber der erste Eifer, — er wurde gleichgültig für den Unterricht des
Heils, lau in den Uebungen der Frömmigkeit, und träge zu aller
Beschäftigung. Sein Sinn und Wandel wurde dadurch bald so
irdisch, daß kein Geistlicher an ihm mehr zu erkennen war. Dieses
konnte den andern Zöglingen des Martinus nicht lange unbemerkt
bleiben; sie nahmen großen Anstoß an der so freien Lebensweise des
Britius, und hielten nicht mehr zurück die Verwunderung, daß ihr
Vorsteher noch länger diesen Menschen in der Gesellschaft dulde.
Der gute Vorsteher hatte noch nicht alle Hoffnung der Verbesserung
des Irrenden aufgegeben, er ertrug die Fehler desselben liebevoll,
und wendete Alles an, was die Liebe ihm nur eingeben konnte, den
Verirrten auf den rechten Weg wieder zurückzubringen. „Jesus,"
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen