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750 Der heilige MartlnuS, Bischof von
dieses die schönste Zierde des frommen Mannes, und der schönste
Beweis der Demuth und Selbstverläugnung desselben sey.
Als Bischof setzte Martinus seine strenge Lebensweise fort, und
wohnte in einer kleinen Zelle, welche an die Kirche stieß. Weil er
aber hier durch Besuche sehr oft gestört ward, wählte er sich einen
andern Ort, etwa drei Viertelstunden von der Stadt. Es war ein
von Felsen und dem Flusse Loire eingeschlossenes Plätzchen, mit schma:
lem Eingänge. Hier entstand bald unter seiner Leitung eine Or:
densgenossenschaft von achtzig Brüdern. Dieß ist der Ursprung der
berühmten Abtei Mormoutier, welche eines der ersten Klöster Frank-
reichs, ja des ganzen Abendlandes, war. Mit rastlosem Eifer war
der heilige Martinus bemüht, die Ueberbleibsel des Hcidenthums zu
zerstören, von Gott unterstützt mit Wundcrgabe. Er ließ die Götzen-
tempel niederreißen, und mehrere Bäume, welche die Heiden ihren
Göttern geweiht hatten, umhauen. Da er einst an einem Orte ei-
nen Götzentempel zerstört hatte, wollte er auch eine Fichte, welche
vor demselben stand, umhauen lassen. Die Götzendiener wollten es
nicht zugeben, endlich sprachen sie: »Hast du so großes Vertrauen
auf deinen Gott, so wollen wir selbst den Baum umhauen, wenn
du auf jene Stelle, auf welche sich der fallende Baum neigen wird,
stehen willst." Martinus willigte ein, ließ sich von den Heiden bin-
den , und auf jenen Ort stellen, auf welchen der Baum hinfallen
sollte. Es war eine große Menge Menschen versammelt. Martins
Schüler, und alle anwesenden Christen zitterten, in der bangsten Be-
sorgniß für das Leben ihres Bischofs. Der Baum schien schnurge-
rade auf diesen zu fallen, er ab?r rief in vollem Vertrauen: „O
Gott, nicht meinetwegen, sondern zur Bekehrung dieser Verirrten
zeige deine Macht!" Auf einmal wurde der Baum, wie von hefti-
gem Sturme getrieben, auf die andere Seite geworfen, so daß es
den Heiden kaum möglich war, zu entfliehen. Erstaunt standen diese
da, warfen sich zu den Füßen des heiligen Mannes, verlangten Be-
lehrung im Christei'.thumc, und die heilige Taufe.
Der heilige Martinus war schon über achtzig Jahre alt, als
er erfuhr, daß zu Condate (Cande in Turain), welches in seinem
bischöflichen Sprengel lag, unter den Geistlichen ein Zwiespalt ent-
standen sey. Der sorgende Vater reiste ohne Verzug dahin, um
unter seine Kinder wieder Eintracht und Frieden zu bringen. Ver-
schiedene Schüler begleiteten den heiligen Greis. Dieses war seine
letzte irdische Reise, von der er nach Tours nicht mehr zurück
kehrte, sondern geraden Weges zu Gott in die ewige H
3ören wir das Lebensende des heiligen Bischofs, wie es Sul-
Severus, der gleichzeitig mit ihm lebte, der ihn im Jahre
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen