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Am 27. Jänner. 763
der heiligen Amtsgeschäfte nicht gezieme. Eine Diakonissin, Sabi-
niana mit Namen, obgleich schon so alt, daß ihr jede Bewegung
schwer ward, war von Antiochien nach Kukusum gekommen, um ihn
zu pflegen. Auch der Statthalter der Provinz, Sopater, erwies
ihm viele Liebe. Der Olympias schrieb der Patriarch aus Kukusum,
daß das Andenken der Beschwerden und Gefahren, die er ausgestan-
den, mit Freude und mit Frohlocken ihn erfülle. „Was," sagte er,
«die Schrecken, die Gefahren betrifft, so erheb' ich mich auf Flü-
geln, und hüpfe vor Freuden über den Schatz, der mir aufbewahrt
bleibt." Mit apostolischem Eifer beförderte er in dem öden Winkel
seiner Verbannung, durch thätigen Antheil und Ermunterung, die
Verbreitung des Evangeliums unter fernen Völkern, und übte auch
viele Werke der Liebe. Seine Freunde, vorzüglich die Olympias,
setzten ihn in Stand, sehr Vielen Gutes zu erzeigen, insbesondere
durch Lösung einer großen Zahl von Unglücklichen, die von Isau-
riern ergriffen, und als Sklaven umhergeschleppt wurden. Seine
Milde, seine Liebe und seine leuchtende Heiligkeit gewannen auch hier
viele Seelen.
Die Feinde des Chrysostomus konnten es nicht ertragen, daß
er in Kukusum so viele Beweise zärtlicher Liebe empfange. Sie be-
wirkten deßwegen einen kaiserlichen Befehl, daß er nach Arabissa,
einer Stadt in Armenien, etwa zehn Meilen von Kukusum, und
von da bald darauf nach Pytius, einer öden Stadt an der äußer-
sten Gränze des römischen Reiches, gebracht werden sollte. Zwei
Soldaten wurden vom Hosiager gesandt, diesen Befehl zu vollziehen.
Die Reise ward mit größter Härte beschleunigt, ohne Rücksicht auf
Regengüsse und Sonnengluth. In Städten, welche einige Bequem-
lichkeit anboten, wurde nicht übernachtet. Chrysostomus litt, weil
er kahl war, vom Sonnenbrände sehr viel. So erreichte er am
13. September Komana, eine ansehnliche Stadt in Pontus. Durch
diese ward er geführt nach einer Kirche, die zwei Stunden vor der
Stadt war, und in deren Nebengebäude er übernachten sollte. In
dieser Kirche war der heilige Basiliskus begraben, der im Jahre 312
des Martcrtodes gestorben war. Dieser Heilige erschien dem Chry-
sostomus in der Nacht, und sagte: „Sey getrost, Bruder Johan-
nes! Morgen werden wir beisammen seyn." Am Morgen bat
Chrysostomus, der nun seine nahe Auflösung erwartete, die Wache,
den Aufbruch aufzuschieben, bis 11 Uhr Vormittag; aber umsonst!
Als sie ihn aber anderthalb Stunden weiter gebracht hatten, ward
er, da die Sonne sehr heiß schien, von Kopfschmerzen so heftig be-
fallen, daß er zum letzten Nachtlager zurückgebracht werden mußte.
Da legte er die Kleider ab, die er am Leibe trug, vertheilte sie un-
ter Leute, die ihn umgaben, und zog ein schönes, sauberes Gewand
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen