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17. Dezember. 767
Kirche kannte, vor den Richterstuhl geschleppt ward, da versuchte
Optatus Alles, sie zu erschüttern. Verleumderische Anklagen, falsche
Zeugen wurden angewandt, sie mußte sehen, wie grausam verschie-
dene, die, wie sie, angeklagt waren, gemartert wurden. Solche
Verhöre wurden mit ihr mehrmal vorgenommen, sie ward jedesmal
darauf in den Kerker geführt; aber mit solcher Besonnenheit und
lauterer Einfalt antwortete sie, daß der Richter sie, wie die Olym-
pias , frei entließ, nachdem sie für die Wahrheit mehrmal als ein
Opfer erschienen war.
Olympias verließ bald nachher Constantmopel. Wir wissen
nicht, ob es aus freiem Willen geschehen, oder ob sie durch obrig-
keitliche Verfügung aus der Stadt verbannt worden sey. Sie ward
durch fortwährende Verfolgung genöthigt, ihren Aufenthaltsort öfters
zu verändern. Im Sommer des folgenden Jahres mußte sie wieder
erscheinen vor dcr Obrigkeit, welche sie zwingen wollte, sich zu hal-
ten zur Kirchengemcinschaft des Arsacius, der auf den Patriarchen-
stuhl, von dem man den heiligen Chrysostomus verstoßen hatte, ge-
setzt worden war. Sie weigerte sich standhaft, es zu thun, und
mußte deßwegen eine Geldbuße von zweihundert Pfund Goldes erle-
gen. Um diese Zeit war sie krank. Ob sie während der Krankheit,
oder nachher Constantinopel verließ, ob es freiwillig geschehen, oder
ob sie wieder verbannt wurde, wissen wir nicht. Gewiß ist, daß sie
neuerdings viele Verfolgung erdulden mußte. Nach dem Berichte
des Sozomenus lebte sie jetzt zu Cyzikus. Geduldig litt sie jede
Oual wüthender Verfolgung, und behielt in allen Drangsalen frohen
Muth, in dem festen Hinblicke auf den heiligen Erlöser, der für uns
sein Blut vergossen hat. Aus einem Briefe des heiligen Chrysosto-
mus scheint zu erhellen, daß sich mehrere gottselige Personen weibli-
chen Geschlechtes der Führung der heiligen Olympias auf dem Wege
der Gottseligkeit anvertraut haben. Die letzten Lebensschicksale der
heiligen Wittwe sind uns nicht bekannt. Ihr Tod wird in das
Jahr 310 gesetzt.
„Lasse den Muth nicht sinken, denn es ist, meine theure Olym-
pias! es ist nur Ein Uebel, nur Eine Versuchung, vor der wir uns
zu fürchten haben, und das ist die Sünde, wie ich dir schon immer
gesagt habe. Alles Ucbrige, sey es, was es wolle, Nachstellung,
Feindschaft, Betrug, Verleumdung, Lästerung, falsche Anklage, Gü-
terraub, Verbannung in's Elend, drohende Schwerte, tobende Meere,
Untergang der ganzen Welt, — alles ist gleichsam nur eine Fabel;
denn alles dieses ist ja vergänglich, — alles dieses währet nur eine
kurze Zeit, betrifft nur den sterblichen Leib, und kann einer wachen-
den Seele keinen Schaden zufügen. Deßhalb bedienet sich der Apo-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen