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808 Der heilige Paulinus, Bischof zu Nola.
gen zu entsagen, in vollkommener Enthaltsamkeit als Bruder und
Schwester zu leben, und sich ganz dem Dienste Gottes zu widmen.
Paulinus ward um das Jahr 392 — also schon 38 Jahre alt,
zu Bourdcaur von dem Bischöfe Delphinus getauft. Bald darauf
reiste er mit der Thcrasia, mit welcher er nun, als mit seiner Schwe-
ster lebte, nach Spanien, und hielt sich zu BarceUona, odcr nicht
ferne davon in klösterlicher Einsamkeit auf. Ein Priester der Kirche
zu Barcellona reiste nach Jerusalem; Paulinus gab ihm ein Schrei:
ben mit an den heiligen Hieronymus, in welchem er diesen bat, ihm
eine Richtschnur seiner künftigen Lebensweise zu zeichnen, und ihn
glücklich pries, daß es ihm vergönnt sey, in dem heiligen Lande zu
leben. Seinem Schreiben fügte er eine Rede bei, die er auf Ver-
langen eines seiner Freunde für den Kaiser Theodosius, gegen die
Lästerungen der Heiden verfaßt, aber nicht öffentlich bekannt gemacht
hatte. Hieronymus gab an ihn eine Rückantwort, in welcher er
unter anderm sagt: „Wolle ja nicht glauben, daß zu deiner Vervoll-
kommnung etwas mangle, weil du Jerusalem nie gesehen, odcr daß
ich vollkommener wandle, weil ich zu Bethlehem bin. Nur der Un-
terschied des Ortes wird deinem Vorhaben, ein beschauliches Leben
zu führen, ersprießlich seyn, daß du aus dem Gcwühle der Stadt
auf das Land dich zurückziehest. Hicronymus lobt endlich die
Rede, welche Paulinus auf den Theodosius verfaßt hatte, und er-
innert ihn, daß er seine vortrefflichen Geistcsgabcn auf die Erfor-
schung der heiligen Schriften, und der kirchlichen Schriftsteller ver-
wenden solle.
Dieser Brief des heiligen Hieronymus bekräftigte den Paulinus
in dem schon gefaßten Entschlüsse, in klösterlicher Einsamkeit sich dem
beschaulichen Leben zu widmen. Allein in den Rathschlüffen des
Ewigen war es anders bestimmt. Am Weihnachtsfeste des Jahres
394 wohnte Paulinus dem Gottesdienste in der Kirche zu Barccl-
lona bei. Da ward er auf einmal von dem gläubigen Volke er-
griffen, und dem Bischöfe Lampius vorgestellt, mit dem Verlangen,
daß er zum Priester geweiht werde. Paulinus weigerte sich, die
Priesterweihe zu empfangen, weil er jetzt festen Sinnes war, von
der Welt abgeschieden zu leben, und früher schon bei sich beschlossen
hatte, seinen Aufenthalt zu Nola in Italien zu nehmen, bei dem
Grabe des heiligen Felix, gegen den er schon seit vielen Jahren
große Verehrung hatte. Da aber das Volk von seinem Verlangen
nicht ablassen wollte, gab er nach, ließ sich zum Priester weihen,
aber unter dem Vorbehalte, daß er nicht verbunden seyn wolle, bei
der Kirche von Barccllona zu bleiben. Dem Herrn geweiht, machte
er sich nun von allen irdischen Banden los. Er verkaufte seine Gü-
ter, und vertheilte das Geld unter die Armen; er öffnete seine rei-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen