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Am 2. Dezember. 829
Leiden, durch die strengen Uebungen des Fastens, deß Wachens und
anderer Abtödtungen ward sein sonst kraftvoller, und blühender Kör-
per so abgezehrt, daß er kaum mehr kennbar war.
In der Nähe des großen Hauses, in dem er mit seiner Geist-
lichkeit lebte, baute er eine neue Kirche zu Ehren des heiligen Andreas
des Apostels. An der Vollendung einer andern zu Ehren des Apo-
stels Petrus ward er durch frühzeitigen Tod verhindert. Mehrere
andere Kirchen wurden durch ihn erneuert und verschönert. Bei der
unablässigen Sorge, die er für die geistigen Bedürfnisse seiner Gläu-
bigen hatte, ließ er auch die leiblichen nicht außer Acht. Mit sehr
großen Kosten verschaffte er der Stadt Ravenna gutes Trinkwasser,
welches bis daher gemangelt hatte. Der Ruhm des gottseligen Man-
nes wurde allenthalben verbreitet. Aus der Nähe und von der Ferne
her kamen viele Menschen jeden Standes nach Ravenna, den hoch-
verehrten Erzbischof zu sehen und zu hören; dessen ungeachtet be-
wahrte er in sich das Gefühl der tiefsten Demuth. Er ward von
Allen sehr hoch, nur von sich selbst gering geachtet.
Bei achtzehn Jahren hatte er die Kirche von Ravenna regiert,
als er, erschöpft durch Arbeiten und Leiden, sein Ende nahe fühlte.
Er wünschte, zu Imola seine Tage zu beschließen, und in der Nähe
seines so hoch verehrten Patrons, des heiligen Märtyrers Cassianus,
begraben zu werden. Er begab sich dahin, und wurde von den
Bewohnern der Stadt mit den freudigsten Ehrenbezeugungen empfan-
gen. Tags darauf brachte er das hochheilige Opfer für Lebendige
und für Verstorbene in der Kirche und auf dem Altare des heiligen
Cassianus dar. Es war viel Volk zugegen. Er sprach zu demsel-
ben von seinem nahen Tode, empfahl denen, die ihn von Ravenna
nach Imola begleitet hatten, sowie den Bewohnern dieser Stadt,
mit rührender Beredtsamkeit, daß sie der reinen Lehre treu bleiben,
sich durch keine Irrlehre täuschen, durch keinen Sturm der Zeit sich
von dem Wege des Herrn abziehen lassen, und ihren Oberhirtcn
freudige Folgsamkeit bezeigen sollten; drückte dann den Wunsch aus,
daß seine Leiche neben dem Altare des heiligen Cassianus begraben
werde, und überließ dieser Kirche eine kostbare Inful, einen goldenen
Kelch mit der Patene zum Andenken seiner Verehrung des heiligen
Märtyrers. Darauf gab er den Anwesenden den bischöflichen Segen,
kehrte sich gegen den Altar, legte seine Inful auf denselben hin,
warf sich auf seine Kniee, bethete voll Inbrunst, und empfahl Gott sei-
nen Geist, den er auf dieser Stelle nach einer kurzen Weile aufgab
um das Jahr 450.
Sinn für Einigkeit und Eintracht, um was Jesus Christus in
seinem letzten hohenpriestcrlichen Gebeth für seine Jünger bat, was
den Geist seiner Lehre ausmacht, was das edelste Streben der Kirche
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen