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8 58 Die heilig« Genovefa,
male die Augen der Mutter, über die sie auf deren Verlangen das
Kreuzzeichen machte, und hatte die unaussprechliche Freude, das Ge:
ficht derselben vollkommen hergestellt zu sehen.
Genovefa trat in die Gesellschaft Gott geweihter Jungfrauen,
und wurde dem Bischöfe Iulicus zur Einsegnung für den klösterli-
chen Stand vorgestellt mit noch zwei andern Jungfrauen, die viel
älter, als sie, waren, und daher ihr vorangestellt wurden. Durch
höhere Eingebung erleuchtet, erkannte der Bischof die Heiligkeit der
Genovefa und sprach: „Die, welche zuletzt folgt, soll an die Spitze
der andern gestellt werden, weil der Himmel selbst ihre Gottseligkeit
bestätiget." Nach dem Tode der Eltern begab sich Genovcfa auf
Verlangen ihrer geistlichen Oberin nach Paris. Da ward sie von
einem Schlagsiuffe so befallen, daß alle ihre Glieder zu jeder Ver-
richtung unfähig wurden. Endlich lag sie drei Tage in einem sol-
chen Zustande da, welcher mehr dem Tode glich als dem Leben, von
dessen Daseyn nur noch eine kaum bemerkbare Rothe auf den Wan-
gen eine Spur gab. Auf einmal ward sie wieder gesund, und be-
kannte, daß ihrem Geiste die Glorie der Heiligen, und die Qual
der Verdammten gezeigt worden sey. Sie gab in der Folge mehr-
mal Beweise, daß Gott ihr Blicke in die Zukunft gewährt habe.
Genovefa bezeigte große Verehrung gegen den heiligen Diony-
sius, von dem in der Martergeschichte des heiligen Saturninus Mel-
dung geschieht, daß er die Kirche zu Paris gegründet, und in der
aurclianischen Verfolgung den Martertod gelitten habe. Sie wünschte
sehr, daß eine Kirche an dem Orte, wo der Heilige getödtct worden
war, erbaut werde; untcrredete sich deßhalb mit den Priestern und
ermunterte sie, den Bau zu unternehmen. Da es zur Ausführung
desselben an Kalk gebrach, zeigte sie, durch außerordentliche Einge-
bung erleuchtet, einen Ort an, wo solcher gefunden werden konnte.
Der Bau wurde unternommen, und eine schöne Kirche zur Ehre des
heiligen Dionysius hergestellt. Die heilige Jungfrau ward von Gott
auch mit der Wundergabe begnadiget. In den Lebensgeschichten der-
selben wird erzählt, daß sie eine blinde Frau sehend gemacht, eine
Gichtbrüchige geheilt, und verschiedene Andere von schweren körperli-
chen Leiden durch Gebeth, und durch das Kreuzzeichen geheilt habe.
Der König der Franken bewies ihr große Achtung, und ihrer Für-
bitte bei ihm verdankten mehrere Unglückliche das Leben. So wan-
delte Gcnovefa, von Gott auf mannigfaltige Weise durch außeror-
dentliche Gaben begnadigt, in strenger Gottseligkeit bis in die Tage
eines hohen Alters fort, und starb endlich den sanften Tod der Ge-
rechten um das Jahr 500. Gott bestätigte die Heiligkeit seiner
Dienerin auch nach ihrem Tode durch viele Wunder, die an ihrem
Grabe geschahen.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen