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vom 23.09.2021, aktuelle Version,

Piz Buin

Piz Buin

Großer (links) und Kleiner Piz Buin, Blick vom Ochsental aus

Höhe 3312 m ü. A.
Lage Vorarlberg, Österreich und Graubünden, Schweiz
Gebirge Silvretta
Dominanz 6,1 km Piz Linard
Schartenhöhe 544 m Futschölpass
Koordinaten, (CH) 46° 50′ 39″ N, 10° 7′ 6″ O (804361 / 191604)
Piz Buin (Silvretta)
Erstbesteigung 14. Juli 1865
Normalweg Hochtour
Besonderheiten Höchster Berg von Vorarlberg
Val Tuoi, Piz Buin. Historisches Luftbild von Werner Friedli (1957)
Blick auf den Piz Buin vom Vermuntkopf aus

Der Piz Buin ( [pits buˈiːn]?/i), genauer: Großer Piz Buin (Bündnerromanisch: Piz Buin Grond), auf der Grenze zwischen Österreich und der Schweiz ist mit 3312 m ü. A. der dritthöchste Berg der Silvretta und der höchste des österreichischen Bundeslandes Vorarlberg.

Lage und Umgebung

Der Berg markiert als Teil des Silvretta-Hauptkammes die Grenze zwischen Vorarlberg und dem Schweizer Kanton Graubünden, welche in west-östlicher Richtung über den Gipfel verläuft. Westlich liegt, getrennt durch den Übergang Buinlücke, der Kleine Piz Buin, in manchen Karten auch als Piz Buin Pitschen benannt (3255 m). Im Norden und Westen des Großen Piz Buin erstreckt sich der Ochsentaler Gletscher, im Nordosten liegt, vom Ochsentaler Gletscher durch das Wiesbadner Grätle getrennt, der Vermuntgletscher. Diese beiden auf österreichischem Gebiet gelegenen Gletscher bilden den Ursprung der Ill, die nach Norden durch das Ochsental zum Silvretta-Stausee im Vermunt an der Bielerhöhe fließt. Im Süden des Vermuntgletschers bildet der 2797 m hohe Vermuntpass den Übergang ins schweizerische Val Tuoi, ein Seitental des Unterengadin, das sich im Süden des Piz Buin bis nach Guarda erstreckt, und zur Gemeinde Scuol gehört.[1]

Der Piz Buin wird in der Silvretta nur von der riesigen Pyramide des Piz Linard (3410 m) und vom Fluchthorn (3399 m) an Höhe übertroffen.

Geologie und Flora

Der Piz Buin besteht, wie seine Nachbarberge, aus Kristallingestein der Silvrettadecke, die hauptsächlich aus Gneisen aufgebaut ist. Im Gegensatz zu den höheren Gipfeln Piz Linard und Fluchthorn, die hauptsächlich aus Hornblende­gneisen (und -schiefern) bestehen, wird der Piz Buin von hellerem Granit- und Augengneis gebildet.[2]

Der Bewuchs ist, wie allgemein in den höheren Regionen der Silvretta, spärlich und besteht aus Fels- und schuttbewohnenden Pflanzen der Nivalstufe. Neben Flechten und Moosen ist insbesondere der Gletscherhahnenfuß zu erwähnen, der sogar am Gipfel des Piz Buin blüht.[2]

Stützpunkte und Wege

Piz Buin vom Ochsentaler Gletscher: Blick auf Westflanke und Nordwestgrat mit dem Normalweg

Auf der österreichischen Seite ist neben der Bieler Höhe die Wiesbadener Hütte (2443 m) an der Ostseite des Ochsentals. Von dort führt der traditionelle Normalweg nach Süden über den Vermuntgletscher und weiter nach Westen auf das Wiesbadener Grätle, von wo man über den Ochsentaler Gletscher zur Buinlücke quert. Im Aufstieg zum Wiesbadner Grätle sind dabei Stellen im Schwierigkeitsgrad II (UIAA) zu überwinden. Nachdem der Gletscher unter dem Wiesbadener Grätle etwa ab dem Jahr 2000 immer weiter abgeschmolzen ist, wird diese Route zunehmend schwieriger und riskanter. Vor allem die Steinschlaggefahr unter dem freigelegten brüchigen Fels hat dazu geführt, dass bereits überlegt wird, diese Route zu sperren. Der Einstieg wird durch das niedrigere Eisniveau immer schwieriger, sodass er im Hochsommer oft den Schwierigkeitsgrad IV+ erreichen oder sogar gänzlich unbegehbar sein kann.[3]

Eine Alternative zu diesem Weg führt von der Wiesbadener Hütte oder direkt von der Bieler Höhe auf den Ochsentaler Gletscher und über diesen zur Buinlücke. Dieser Anstieg stellt im Winter eine beliebte Skitour dar. Des Weiteren kann die Buinlücke mit Skiern von der im Val Tuoi gelegenen Tuoihütte (2250 m) erreicht werden, wobei meist über die westlich des Kleinen Piz Buin gelegene Fuorcla dal Cunfin und dann über den Ochsentaler Gletscher aufgestiegen wird.[1] Bei lawinensicheren Verhältnissen ist eine direkte Abfahrt durch die Buinlücke Richtung Tuoihütte für sehr gute Skifahrer möglich (im oberen Teil eng und ca. 40° steil). Der Weg über die Fuorcla dal Cunfin ist des Weiteren von der schweizerischen Silvrettahütte (2341 m) erreichbar.

Aussicht vom Gipfel nach Westen: Bei klarer Luft reicht der Blick bis zum Aletschhorn, Täschhorn und Monte Rosa.

Gemeinsam ist all diesen Wegen der Gipfelanstieg von der Buinlücke: Er führt über die Westflanke zum Nordwestgrat und über diesen durch den sogenannten Kamin auf die schuttbedeckte Westflanke und über diese unschwierig zum Gipfel. Die ausgesetzte Schlüsselstelle im Kamin wird mit I[3] bis III[4] bewertet.

Name und Geschichte

Blick zum Piz Buin von Süden (Tuoihütte)

Piz Buin ist ein rätoromanischer Name und bedeutet ‚Ochsenspitze‘, das „Buin“ wird auf der zweiten Silbe betont. Der heute vom Silvrettastausee überflutete, nahezu ebene Talboden am Ausgang des Ochsentales war früher Weidegebiet. Im Umkreis des Stausees werden bis heute Weidetiere gehalten.

Der rätoromanische Originalname ist Piz Buin Grond (Großer Piz Buin), im Gegensatz zum kleinen Piz Buin, dem Piz Buin Pitschen.

Weitere, heute kaum noch gebräuchliche Bezeichnungen waren in Vorarlberg „Albuinkopf“ und in Tirol „Albainkopf“.

Die Erstbesteigung gelang am 14. Juli 1865 Josef Anton Specht und Johann Jakob Weilenmann mit den Führern Jakob Pfitscher und Franz Pöll. Sie erwogen zunächst, von der Bielerhöhe von Osten auf das Wiesbadener Grätle zu gelangen, dieses zu überschreiten und über den flach geneigten, oberen Teil des heutzutage „Ochsentaler Gletscher“ genannten Eisstromes zur Buinlücke (3054 m) aufzusteigen.

Da ihnen jedoch ein Aufstieg über den (noch heute bestehenden) Eisbruch nordwestlich des Wiesbadener Grätles ein schnelleres Vorankommen versprach, ließen sie das Grätle östlich liegen und gelangten so über die Buinlücke und die Westflanke in fünf Stunden auf den Gipfel.

Der Abstieg führte zunächst wieder zur Buinlücke zurück. Der Weiterweg verlief am Nordfuß des Kleinen Piz Buin entlang zum Sattel südlich des Signalhorns, der „Fuorcla dal Cunfin“, und von dort durchs Schweizer Val Tuoi nach Klosters.

Die Bezeichnung der Gletscher im Piz-Buin-Gebiet wich früher von der heute gebräuchlichen ab:

Weilenmann bezeichnete das heute allgemein „Vermuntgletscher“ genannte, von Dreiländerspitze, Vermuntpaß, Piz Buin und Wiesbadener Grätle eingerahmte Eisfeld in seiner Schilderung der Erstbesteigung als „Fermunt - oder Ochsenthaler Gletscher“, sowie als „Hauptgletscher“. Den von Wiesbadener Grätle, den Buinen, Signal- und Silvrettahorn umgebenen, heutzutage „Ochsentaler Gletscher“ genannten Eisstrom, über den die Erstbesteigung gelang, sah er als „Seitengletscher“ des heute „Vermuntgletscher“ genannten Eisfeldes an.

Selbst Hermine und Walther Flaig erwähnten in einem Aufsatz („100 Jahre Piz Buin“) anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Erstbesteigung noch ein „Klüftelabyrinth des westlichen Vermuntgletschers“ und meinten damit den Eisbruch des heutigen „Ochsentaler Gletschers“.

Beide Gletscher vereinigten sich zur Zeit der ersten Besteigungen noch unterhalb der dem Wiesbadener Grätli im Norden vorgelagerten „Grünen Kuppe“ (2579 m) und bildeten dort eine Mittelmoräne. Heute sind sie durch die Gletscherschmelze stark reduzierte, durch „Wiesbadener Grätle“ und „Grüne Kuppe“ weit voneinander getrennte, separate Eisfelder.[5]

Am 13. September 1936 wurde auf dem Piz Buin das erste Gipfelkreuz Vorarlbergs aufgestellt. Das christlichsoziale Vorarlberger Volksblatt bezeichnete die innenpolitisch höchst symbolische Aktion als „Zeichen, dass dieses Land christlich ist und bleibt, allen Anstürmen der ‚Überwinder des Christentums‘ zum Trotz“ (gemeint waren damit die Kommunisten und die Nationalsozialisten) und beschrieb den Transport des Kreuzes auf den Gipfel als „Kreuzzug des Reichsbundes“, der „physisch kaum noch erklärbar, sondern nur durch den Glauben, der Berge versetzt, verständlich“ ist.[6][7] Im Sommer 2012 flog man im Auftrag des ÖAV ein neues Gipfelkreuz auf den Berg, nachdem das vorherige, welches vermutlich aus den 1950er Jahren stammte, verwittert und in Schieflage geraten war.[8]

Trivia

Der Berg ist auch Namensgeber für die Sonnenpflegeprodukte „Piz Buin“ des Pharmakonzerns Johnson & Johnson. Der Chemiker Franz Greiter zog sich 1938 bei der Besteigung des Gipfels einen Sonnenbrand zu und entwickelte in den Folgejahren das gleichnamige Sonnenschutzprodukt.[9]

Literatur

Commons: Piz Buin  – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 Alpenvereinskarte Nr. 26, Silvrettagruppe Skirouten, 2007
  2. 1 2 Flaig: Alpenvereinsführer. S. 1519.
  3. 1 2 Günther Flaig: Alpenvereinsführer Silvretta alpin. Ein Führer für Täler, Hütten und Gipfel. 13. Auflage. Bergverlag Rother, München 2005, ISBN 978-3-7633-1097-5, S. 202205.
  4. Sepp Schnürer: Ötztaler Alpen-Silvretta-Ferwall. BLV, München 1990, ISBN 3-405-13171-5, S. 119121.
  5. Bernhard Tschofen (Hrsg.): [3312] Piz Buin – literarische Erkundungen 1865–2015. Bertolini-Verlag, Bregenz 2015, ISBN 978-3-903023-06-2.
  6. Andreas Rudigier: „Nicht die geringste Spur früherer Besteigung“ – 150 Jahre Piz Buin. In: Thema Vorarlberg. Wirtschaftskammer Vorarlberg, 4. Juli 2015, abgerufen am 6. September 2015.
  7. Der Kreuzzug des Reichsbundes auf den Piz Buin. In: Vorarlberger Volksblatt. 15. September 1936, S. 4 (ÖNB/ANNO [abgerufen am 6. September 2015]).
  8. Neues Gipfelkreuz am Piz Buin aufgestellt. Abgerufen am 15. Juli 2019.
  9. Das erste virtuelle Markenmuseum: Marken und ihre Geschichte – Piz Buin

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Aussicht vom Gipfel nach Westen. Furcola dal Confin im Vordergrund, links darüber Verstanclahorn. Signalhorn rechts vorn. Bei klarer Luft reicht der Blick bis zu den Bergen des Wallis und der Berner Alpen. Eigenes Werk 32-Fuß-Freak
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Datei:16 Totale nach Westen, Rheinwaldhorn ganz links.jpg
Wappen der Republik Österreich : Nicht gesetzeskonforme Version des österreichischen Bundeswappens, umgangssprachlich „Bundesadler“, in Anlehnung an die heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 3 Bundes-Verfassungsgesetz mit zwar nach Wappengesetz detailliertem, aber schwarzem statt grauem Gefieder, mit zu grellem Gelb sowie mit inkorrekter Darstellung des Bindenschilds, da die weiße Binde zu breit und der untere rote Balken zu schmal sowie der Spitz, statt halbrund zu sein, zu flach gerundet ist: Das ursprüngliche Staatswappen wurde in der ersten Republik Österreich im Jahr 1919 eingeführt. Im austrofaschistischen Ständestaat wurde es im Jahr 1934 wieder abgeschafft und, im Rückgriff auf die österreichisch-ungarische Monarchie, durch einen Doppeladler ersetzt. In der wiedererstandenen (zweiten) Republik im Jahr 1945 wurde das Bundeswappen mit dem Wappengesetz in der Fassung StGBl. Nr. 7/1945 in modifizierter Form wieder eingeführt. Der Wappenadler versinnbildlicht, diesem Gesetzestext entsprechend (Art. 1 Abs. 1), „die Zusammenarbeit der wichtigsten werktätigen Schichten: der Arbeiterschaft durch das Symbol des Hammers, der Bauernschaft durch das Symbol der Sichel und des Bürgertums durch das Symbol der den Adlerkopf schmückenden Stadtmauerkrone …. Dieses Wappen wird zur Erinnerung an die Wiedererringung der Unabhängigkeit Österreichs und den Wiederaufbau des Staatswesens im Jahre 1945 dadurch ergänzt, dass eine gesprengte Eisenkette die beiden Fänge des Adlers umschließt.“ Mit dem Bundesverfassungsgesetz vom 1. Juli 1981, mit dem das Bundes-Verfassungsgesetz in der Fassung von 1929 geändert wird, BGBl. Nr. 350/1981, wurden die Wappengesetze von 1919 und 1945 außer Kraft gesetzt und dem Text des Bundes-Verfassungsgesetzes mit Artikel 8a B-VG eine Verfassungsbestimmung über die Farben, die Flagge und das Wappen der Republik Österreich hinzugefügt. Mit der Neuverlautbarung des Wappengesetzes mit BGBl. Nr. 159/1984 in § 1 in der grafischen Umsetzung der Anlage 1 wurde das Bundeswappen in seiner aktuellen Version eingeführt. Heraldische Beschreibung des Art. 8a Abs. 2 B-VG , in der Fassung BGBl. Nr. 350/1981 , in Verbindung mit dem Bundesgesetz vom 28. März 1984 über das Wappen und andere Hoheitszeichen der Republik Österreich (Wappengesetz) in der Stammfassung BGBl. Nr. 159/1984 , Anlage 1 . Austrian publicist de:Peter Diem with the webteam from the Austrian BMLV (Bundesministerium für Landesverteidigung / Federal Ministry of National Defense) as of uploader David Liuzzo ; in the last version: Alphathon , 2014-01-23.
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a map symbol for a mountain, the center is in the middle of the base line - as opposed to Fire.svg Eigenes Werk Herzi Pinki
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Blick zum Piz Buin vom Gipfel des Vermuntkopf. Eigenes Werk Houzwife
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Tourengeher 2020 an der Buinlücke (Blick von Norden). Eigenes Werk 32-Fuß-Freak
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Cronsel, Kleiner Piz Buin, Buinlücke, Großer Piz Buin, Vermuntpass (von links nach rechts) Eigenes Werk Stefan.straub
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Datei:Cronsel, Kleiner Piz Buin, Buinlücke, Großer Piz Buin, Vermuntpass (von links nach rechts).jpg
Die Ill im Ochsental, im Hintergrund die Piz-Buin-Gipfel, der Vermuntgletscher (links) und der Ochsentaler Gletscher (rechts). Rechts oben das Silvrettahorn. Vorarlberg, Österreich Eigenes Werk Basotxerri
CC BY-SA 4.0
Datei:Ochsental - Ill und Piz Buin 01.jpg
Piz Buin Ostflanke mit Gipfelkreuz Eigenes Werk Stefan.straub
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Datei:Piz Buin Ostflanke mit Gipfelkreuz.jpg
Piz Buin von NW (Ochsentaler Gletscher) Eigenes Werk Svíčková
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Datei:Piz Buin vom Ochsentaler Gletscher.JPG