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12. Dezember - Ochs und Esel, Schaf und Hund#

© Dr. Helga Maria Wolf


Kirchenkrippe
Tiroler Kirchenkrippe mit Ochse, Esel, Schaf und Tauben.
Die bekanntesten "Weihnachtstiere" sind wohl Ochs' und Esel an der Krippe. "Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn... ", heißt es bei Jesaja (Jes 1,3). Im 8. vorchristlichen Jahrhundert kritisierte der Prophet die Untreue seines Volkes. Die Christen interpretierten diese Stelle aus dem Alten Testament so, dass sich Juden und Heiden gleichberechtigt als Volk Gottes an der Krippe des Erlösers finden. Bei der legendären Krippenfeier des heiligen Franziskus 1223 im Wald bei Greccio stellte der Besitzer neben einer Krippe und Heu auch die beiden Tiere bei. "Ich möchte das Gedächtnis an jenes Kind begehen", vertraute der Heilige einem Mitbruder an, "wie es in eine Krippe gelegt, an der Ochs und Esel standen, und wie es in Heu gebettet wurde, so greifbar wie möglich mit leiblichen Augen anzuschauen." Die berühmte Darstellung, die Giotto di Bondone um 1300 malte, verlegt die Feier in die Kirche, die Tiere liegen wie Schoßhunde neben der Krippe.


Der Evangelist Lukas schreibt nichts von den beiden. Apokryphe Schriften erzählen, dass Ochse und Esel das Jesuskind anbeteten. Unterschiedlich verläuft auch die Deutung. Einmal heißt es, der Esel stehe für die Juden und zugleich für die Demut Jesu. Andere meinten, der Ochse symbolisiere die Juden, auf denen das Joch des Gesetzes laste. Einmal wurde der Esel, dann wieder das Rind als Allegorie des heidnischen Götzendienstes verstanden. Viele Völker des vorderen Orients, wie Phönizier und Babylonier, kannten Stierkulte. Bei den Mithras-Mysterien der Römer spielte der Stier noch zur Zeit der Einführung des Weihnachtsfestes eine Rolle. Der Tanz um das goldene Kalb ist bis heute sprichwörtlich. Im Gegensatz zum Stier steht der Ochse im christlichen Symbolschatz für Güte, Ruhe und friedliche Kraft, ist Zeichen der Macht, der Arbeit und des Opfers.


Der Esel galt bis zur Einführung des Pferdes - im 6. vorchristlichen Jahrhundert im Mittelmeerraum - als edel und geduldig. Als Trag- und Reittier sieht man ihn auf vielen Bildern: Er trägt die schwangere Maria auf der Reise von Nazareth nach Bethlehem und erleichtert der Heiligen Familie die Flucht nach Ägypten. Jesus ritt beim Einzug in Jerusalem auf einem jungen Esel. Als Attribut sieht man das Tier bei den Heiligen Florentius von Straßburg, Germanius von Auxerre, Hilarion und besonders Antonius von Padua. Vor dem Heiligen mit der Hostie fällt der Esel auf die Knie.


Die meisten Tiere, die barocke und spätere Krippenlandschaften bevölkern, sind Schafe. Die Hirten, die als erste die frohe Botschaft von der Geburt des Erlösers hörten, brachten sie bei ihrem Besuch zur Krippe mit. In der Antike waren Lämmer die häufigsten Opfertiere. Die Vorstellung vom "Lamm Gottes" fußt auf dem biblischen Bericht über das Paschalamm (Ex 12, 3; 29, 38f). In jeder Liturgie wiederholt der Zelebrant das Zeugnis Johannes des Täufers: "Seht, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt" (Joh 1,29). Das Sinnbild des guten Hirten, der sein Leben für die Schafe hingibt, findet man nicht nur im Johannesevangelium (Joh 10, 1-21), sondern schon in altgriechischen Bildwerken. In der Apokalypse wurde das Lamm zum Symbol der Märtyrer und der Tugenden der Reinheit, Demut, Geduld und Mäßigkeit. Eine Reihe von Heiligen trägt in diesem Sinne das junge Schaf als Attribut wie Susanna, Agnes, Wendelin, Clemens von Rom, Franz von Assisi.


In vielen Krippen, besonders im Salzkammergut, haben die Hirten Hunde als Begleiter. In alten Kulturen galten sie als Seelenführer oder Höllenwächter. In der Bibel kommen sie nicht gut weg. Für die Juden unreine Tiere, nennt sie das Neue Testament abwertend: "Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor" (Mt 7,6). Erst die Allegorien des Mittelalters ließen Hirten und Jagdhunde zu Symbolen der Treue aufsteigen. Hunde begleiten den Pestheiligen Rochus, den Hirten Wendelin, die Jäger Eustachius und Hubertus, die Ordensheiligen Petrus Canisius und Dominicus.


Die Ebenseer Krippenschnitzer und -bauer hatten die "Schwanthaler-Krippen" von Gmunden und Altmünster als prächtige Vorbilder vor Augen. Um ihre Werke in den Häusern aufzubauen, werden auch heute noch ganze Stuben ausgeräumt. Es entsteht ein faszinierender Mikrokosmos der heimatlichen Überlieferung, Phantasien vom fernen heiligen Land und christlicher Symbolik. Ein Hirtenbub mit erhobenem Stab läuft mit seinem Hund einem Wolf nach, der die Schafe bedroht. Wird der "Hirtenschlaf" (die Verkündigung des Engels) dargestellt, so zeigen sich nicht nur die Hirten gestikulierend, auch die Schafe dürfen nicht weiter ruhen, und es werden die "aufschauenden Lämmer" verwendet. Die "Jagd des kleinen Mannes" galt dem schon im 16. Jahrhundert beschriebenen Fang von Singvögeln. 1909 las man von einer Vogelausstellung, auf der die schönsten Exemplare in kleinen Käfigen vorgeführt wurden. Die inzwischen als "ambivalente Ausformung des Salzkammergut-Brauchtums" bezeichnete Vogelfängerei fand auch in die Krippen Eingang: Wald- und Singvögel sind da ebenso anzutreffen wie Geflügel.


Die Heiligen Drei Könige erscheinen mit großem Gefolge, wie Rossknechte, Kameltreiber und Diener, die sich um die Elefanten kümmern. Da die Schnitzer die exotischen Tiere nicht aus eigener Anschauung kannten, spielte die Phantasie eine umso größere Rolle. In einem Ebenseer Krippenlied heißt es. "A Tier treiben s' auch hinten nach, das war mir unbekannt, I waiß nicht, kann ichs nennen, man heißt es Elefant." Der Elefant ist das königliche Reittier Asiens, Symbol der Souveränität, Kraft, Klugheit und Festigkeit. Man sieht ihn auf Paradiesdarstellungen und als Wappentier. Die Kamele der Magier finden sich schon in der frühchristlichen Kunst. Der Besitz zahlreicher Tiere bedeutete Reichtum, der den Heiligen Drei Königen wohl zustand. Unter den Erdteilen versinnbildlichte das Kamel Asien. Bei vielen Völkern ist es ein Symbol der Nüchternheit, Mäßigung und des Gehorsams, der Demut ebenso wie des Hochmuts. Augustinus nannte es als Vorbild des geduldigen, geplagten und mit Lasten beschwerten Christen. Andere Theologen verbanden mit dem Dromedar schwierigen Charakter und Trägheit, aber auch die Gabe der Unterscheidung, da es angeblich keine Belastung aufnimmt, die seine Kräfte übersteigt.


Die sächsisch-thüringischen Lande zwischen Neiße und Saale wurden oft Weihnachtswunderland genannt. In Heimarbeit entstand geschnitztes und gedrechseltes Spielzeug, vor allem Holztiere, die in der Adventszeit auf den "Striezelmärkten", wie dem Dresdener, guten Absatz fanden. Im Erzgebirge gab es als spezielle Krippenform den Paradiesgarten, eingerichtet auf der Bodenplatte einer Weihnachtspyramide.


Man umgab sie mit einem kleinen Zaun, belegte sie mit Moos und stellte Spielzeugtiere hinein. Nicht nur der Hirt mit seinen Schafen war da, sondern auch anderes Getier: "Kühe brüllen, Lämmer springen, Hirsch und Reh stehn scheu im Tann und umwölkt von blauen Ringen schmaucht der Räucherkerzenmann", heißt es in einem Gedicht über den "Weihnachtsberg". Die Weihnachtspyramide, deren älteste Exemplare um 1780 entstanden, ist ein mehrstöckiger, hölzerner Aufbau mit Kerzen an den Ecken. Die aufsteigende warme Luft dreht das Windrad an der Spitze, das auf einer Vertikalachse befestigt ist. Dadurch bewegen sich Holzscheiben mit Figuren in den verschiedenen Ebenen mit. Kinder und Bergsänger zogen im Advent mit solchen Weihnachtsbergen heischend von Haus zu Haus.


Die Flucht nach Ägypten
Die Flucht nach Ägypten, ein Holzschnitt der "17 Bilder aus dem Marienleben", Albrecht Dürer, um 1504.
Als Ende des 19. Jahrhunderts gläserner Christbaumschmuck in Mode kam, waren Vögel mit langen Schwänzen aus Glasseide oder echten Federn als Dekoration gefragt. Schon vorher stellten die Glasbläser in Lauscha im Thüringer Wald Zierstücke her, darunter Hirsche, Hunde, Vögelchen und ähnlichen Nippes, den ein städtisches Publikum in seinen Vitrinenkästen zur Schau stellte. Hier waren auch die Abnehmer der teuren Christbaumstücke. Kollektionen zeigen u. a. einheimische Wald- und Singvögel, Eulen, Schwäne, Störche, Tauben, exotisches Geflügel, Pfaue, Marabus, Phantasie- und Paradiesvögel. Besonders angepriesen wurden "Kanarienvögel mit Flimmerschweifen und beweglichen Füßen" oder ein "fliegender Vogel mit Flimmerschweif und bemalten Flügeln" in "reizender Ausführung". Drei Stück kosteten eine Krone. Der Tageslohn eines Wiener Arbeiters betrug damals drei Kronen. Als um 1900 in den USA elektrisch beleuchtete Christbäume aufkamen, war die Wiener Firma Kremenetzky unter den ersten, die Glühlampen als Schmuck exportierte. Unter den in Glas geblasenen Formen gab es, neben Früchten und Figuren, vor allem Tiere.


Wenn Santa Claus den Weihnachtsbaum und die Geschenke bringt, braucht er Hilfe. Nicht anders als dem guten, alten Nikolo oder dem Christkind helfen ihm Trag- und Reittiere. Je nach Zeit und Region bediente sich der Gabenbringer Nikolaus eines Esels oder Schimmels. Auf einem weißen Pferd erscheint er bei den prächtigen Nikolauseinzügen in den Städten. Die Kinder wies man an, für den Esel des Nikolaus oder des Christkinds Futter und Heu vorzubereiten. Das Christkind hatte in manchen Gegenden ein goldenes Rössl als Reittier, oder dieses warf ganz selbständig in der Nacht die Geschenke ab. Der Weihnachtsmann verwendet moderne Verkehrsmittel, vom Ballon bis zum Auto. Vielspännig kommt er mit dem von Rentieren gezogenen Schlitten durch die Lüfte, wobei eines die Nase vorn hat: Rudi, "the Red-nosed Reindeer". Rudolph verdankt seine Popularität einem Weihnachtslied, das Gene Autry und Johnny Marks 1949 schrieben, 1964 folgte ein Zeichentrickfilm. Die Story ist kurz und herzerweichend: Der arme Rudolph wird wegen seiner roten Nase von den Artgenossen verspottet. Santa Claus engagiert ihn aber gerade deshalb. Die leuchtende Nase soll seinem Schlitten den Weg weisen. Und wenn sie nicht gestorben sind, bescheren sie noch heute.