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Burstyn, Gunther#

* 6. 7. 1879, Bad Aussee Bad Aussee (Steiermark)

† 15. 4. 1945, Korneuburg Korneuburg (Niederösterreich), Selbstmord


Offizier, Erfinder


Burstyn-Kampfwagen, Modell 1911 (Sandkastenmodell), © Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, für AEIOU.
Burstyn-Kampfwagen, Modell 1911 (Sandkastenmodell)
© Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien, für AEIOU.

Dr. h.c. Gunther Burstyn war einer der drei Söhne der Lemberger Lemberg (Galizien) Familie Julia und Abel Chaim Burstyn. Der Vater konvertierte später zum christlichen Glauben, nahm den Vornamen Adolf an, wurde Oberinspektor der österreichischen Eisenbahnen in Bad Aussee und Erfinder eines Oberbausystems.

Nach vier Klassen Gymnasium in Wien wurde Gunther Burstyn 1895 Zögling der Pionierschule in Hainburg, Hainburg die er 1899 als Fähnrich verließ. Dem k.k. Eisenbahnregiment zugeteilt, diente er, 1900 Leutnant geworden, in diesem bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. 1910 konvertierte Burstyn anlässlich seiner Heirat vom katholischen zum evangelischen Glauben. Bereits 1911 entwickelte er Konzepte für einen "gepanzerten Kampfwagen", die er 1912 veröffentlichte.

Seine Erfindung wurde von den Kriegsministerien in Wien und Berlin jedoch bezeichnenderweise nicht weiter verfolgt, was sich schon 1917 bei der großen "Tankschlacht von Cambrai" Cambrai bitter rächen sollte. Den Mittelmächten standen nämlich infolge der völligen Ignoranz der Ideen Burstyns nicht einmal Panzerabwehrkanonen zur Verfügung. "Ich weiß nicht, weshalb sich unsere Soldaten nicht an die Panzer gewöhnen können", kommentierte übrigens der deutsche Kaiser Wilhelm II. völlig verständnislos den kriegsentscheidenden Durchbruch von Cambrai. Welche Rolle bei der Ablehnung des Burstyn - Konzeptes das Antisemitismusproblem spielte, ist ungeklärt.

Gunther Burstyn (links, in Zivil) bei der Übergabe des Kriegsverdienstkreuzes durch GO Heinz Guderian, 1941, © Österreichisches Institut für Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU
Gunther Burstyn (links, in Zivil) bei der Übergabe des Kriegsverdienstkreuzes durch GO Heinz Guderian, 1941
© Österreichisches Institut für Zeitgeschichte, Wien - Bildarchiv, für AEIOU
Im Ersten Weltkrieg war Burstyn mit dem Bau und der Wiederherstellung von Eisenbahnlinien und Brücken betraut. 1920 konstruierte er einen Gefällemesser zum Trassieren von Straßen und Eisenbahnen. 1926 zum Militäroberbaurat ernannt, wurde er "pioniertechnischer Sachbearbeiter" im österreichischen Bundesministerium für Heerwesen. 1933 schied er wegen eines Augenleidens im Rang eines Generalbaurates aus dem aktiven Militärdienst aus.

Die deutsche Wehrmacht griff im Zweiten Weltkrieg Burstyns Ideen auf. Am 31. März 1941 konnte er dank einer Intervention seines Bruders Walther, der - obwohl ebenfalls Halbjude - als angesehener Techniker bekannt war, seine Idee einer Panzerfähre Adolf Hitler persönlich vortragen.

Dieser war begeistert, zeichnete ihn persönlich mit dem Kriegsverdienstkreuz mit Schwertern I. und II. Klasse aus und verlieh ihm einen "Ehrensold" auf Lebenszeit. Übergeben wurde die Auszeichnung von Generaloberst Heinz Guderian. Dadurch geriet Burstyn allerdings auch in ein Nahverhältnis zum Nationalsozialismus, das am 15. April 1945 der Hauptgrund für seinen Selbstmord war.[1].

1944 verlieh ihm die Wiener Technische Hochschule ein Ehrendoktorat. In den dafür eingeholten Gutachten wurde laut Angetter (S. 97) unter anderem bestätigt, dass Burstyns Einstellung zum Nationalsozialismus völlig einwandfrei sei und er schon als Mitglied der Vaterländischen Front die NSDAP unterstützt habe.

1967 wurde die Kaserne in Zwölfaxing Zwölfaxing im östlichen Niederösterreich Niederösterreich , die die Panzertruppenschule des Österreichischen Bundesheeres beherbergte, nach Burstyn benannt, wobei seine positive Einstellung zum Nationalsozialismus und seine Unterstützung der verbrecherischen Kriege offensichtlich unberücksichtigt blieb.

Im Gegensatz dazu scheiterte die Benennung des Platzes vor der Korneuburger "Dabsch-Kaserne" nach Burstyn am Widerstand der Bevölkerung.

Anmerkungen:

[1] Als prominenter Waffentechniker, Ehrensoldbezieher und "Ehrendoktor" musste er dem Einmarsch der sowjetischen Besatzungsmacht in Korneuburg mit Besorgnis entgegensehen. Als die Sowjet-Armee Wien eroberte, setzte er seinem Leben aus Angst vor Verschleppung ein Ende.

Aus gesundheitlichen Gründen war er nicht in der Lage wie seine Tochter - sein Sohn war schon 1941 an der Ostfront gefallen - zu fliehen. Dazu kam noch, dass auch seine Frau schwerstens erkrankt war, weshalb sein bedauerlicher Suicidentschluss natürlich nicht ausschließlich monokausal zu interpretieren ist.

Die von der Gestapo-Leitstelle Wien erstellte Liste für den ersten, den sogenannten Prominententransport in das Konzentrationslager Dachau Dachau am 1. April 1938 weist bemerkenswerter Weise sechs (!) Träger des Namens Burstyn auf. Der Hinweis von Malnig (Siehe Lit. Verz.), wonach es für Burstyn eine Überlebensfrage gewesen sein könnte, in der NS-Zeit zunächst seine Abstammung zu verschweigen, dürfte daher zutreffen, bedarf aber der genaueren Abklärung durch die Forschung.

Literatur#

  • Albrecht, Walther: Gunther Burstyn (1879 - 1945) und die Entwicklung der Panzerwaffe, Osnabrück 1973. (= Phil. Diss., Wien 1970)
  • Angetter, Daniela und Ewald: Gunther Burstyn (1879 - 1945), Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2008.
  • Malnig, Helmut W.: Der erste Kampfpanzer der Welt, in: "Truppendienst" 3/2009; 2007 erschienen in Langfassung unter dem Titel: "Gunther Burstyn - Der Erfinder des Motorgeschützes (Panzerkampfwagen)" in: Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins, Heft 1 bis 3.
  • Wikipedia
  • Technisches Museum Wien, Archiv (Personenmappe)


Redaktion Dr. Karl Anton Glaubauf


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Infolge des besonderen Schwierigkeitsgrades einer Burstyn - Biographie (von der bisherigen Forschung wurden noch viele Fragen offen gelassen, etwa ob Burstyn seine Abstammung verschwiegen hat, um wie sein Bruder Walther reüssieren zu können) sind einige Schlüsselbegriffe zusätzlich konventionell verlinkt, um besonders darauf hinzuweisen, dass das AF im Gegenstand über eigene, wichtige Beiträge verfügt, was bei einer derartig speziellen Fragestellung, noch dazu im Rahmen einer wissenschaftlichen Diskussion, einem Leser nicht unbedingt bekannt sein muss.

-- Glaubauf Karl, Donnerstag, 5. Mai 2011, 16:36


In Bayern sind Bemühungen aktuell, die nach dem schwer belasteten NS-General Konrad benannte Kaserne in Bad Reichenhall umzubenennen. Ähnliche Anstrengungen gibt es, was die österreichische Panzertruppenschule angeht; sie ist nach Gunther Burstyn benannt, einem zweifellos brillanten Waffenkonstrukteur, jedoch mit der Schattenseite großer Affinität zum Nationalsozialismus, schon erkennbar an der bizarren Adjustierung als "Ehrenarier". Ein Name und dessen Inhalt bei einer Kaserne sollte für die Jugend richtungweisend sein - mithin wäre der Name eines Mannes, der sein Leben dem Widerstand, also dem Halt des Massenmords gewidmet hat, dem Namen eines Waffenentwicklers vor zu ziehen. Und hier bietet sich der Name des so vorbildlichen österreichischen Offiziers Robert Bernardis an, der nach dem 20.Juli 1944 schon in den ersten Augusttagen vom Regime umgebracht wurde. Er war, enger Mitarbeiter Stauffenbergs, ebenso Abwehr-Offizier wie mein Vater Wessel Freytag Loringhoven, Oberst i.G., der sich vor der Verhaftung durch die Gestapo am 26. Juli das Leben nahm. In der berühmten Grabrede des Perikles heisst es, das Geheimnis des Glücks wäre die Freiheit, das Geheimnis der Freiheit jedoch der Mut. Und wie wurde dieser im Widerstand gegen den Morddiktator Hitler bewiesen - Bernardis wäre ein guter Name - ein österreichischer Offizier, der das Gewissen dem Gehorsam überordnete - ein Vorbild!

-- Loringhoven Nicolai, Donnerstag, 16. Juni 2011, 11:31


Die Diskussion um die Umbennennung der Hötzendorf-Kaserne in Innsbruck in Bernardis-Kaserne bringt endlich Bewegung in den Gegenstand, die Burstyn-Kaserene in Zwölfaxing Zwölfaxing sollte endlich auch umbenannt werden, Burstyn war trotz seiner jüdischen Abstammung ein Supernationalsozialist....

-- Glaubauf Karl, Mittwoch, 23. Oktober 2013, 12:35


die NÖ-Fahne schadet mehr als sie nützt!?! in Zwölfaxing Zeige Zwölfaxing auf einer Karte im östlichen Niederösterreich Zeige Niederösterreich auf einer Karte

-- Pachl W, Mittwoch, 23. Oktober 2013, 12:44