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Molden, Fritz#

* 8. 4. 1924, Wien

† 11. 1. 2014, Schwaz (Tirol)


Publizist und Verleger
Widerstandskämpfer

Fritz Molden. Foto, 1970er Jahre, © Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien -, Bildarchiv, für AEIOU
Fritz Molden. Foto, 1970er Jahre
© Öst. Inst. f. Zeitgeschichte, Wien -
Bildarchiv, für AEIOU
Sohn von Ernst Molden und Paula von Preradović
Bruder von Otto Molden


Fritz Molden wurde 8. April 1924 in großbürgerlichen Verhältnissen als Sohn des Chefredakteurs der "Neuen Freien Presse", Ernst Molden, und der Schriftstellerin Paula von Preradović, die 1947 den Text für die österreichische Nationalhymne verfasste, in Wien geboren.

Schon mit 14 Jahren nahm er - kurz nach dem Anschluss Österreichs - als Mitglied des katholischen Untergrunds an Aktionen gegen den Nationalsozialismus und landete mehrere Male im Gefängnis. Während des Zweiten Weltkriegs überlebte er die Versetzung zu einem Strafbataillon an der russischen Ostfront, wo er sich zu Partisanen nach Italien absetzen konnte. Schließlich gelang ihm die Flucht in die Schweiz, wo er Mittelsmann der Österreichischen Widerstandsbewegung "O5" zu den Alliierten wurde.

Seine berufliche Karriere startete Fritz Molden 1945 als Pressechef des Außenministeriums unter Minister Karl Gruber. Bald darauf wurde er Auslandsredakteur der von seinem Vater Ernst Molden (als Nachfolgerin der 1939 eingestellten "Neuen Freien Presse") wiedergegründeten Tageszeitung "Die Presse".

Von 1948 bis 1949 folgte eine kurze diplomatische Karriere, u. a. als Leiter der österreichischen Informationsstelle in New York; er heiratete 1948 Joan Dulles, die Tochter des Leiters der OSS und späteren CIA-Chefs Allen Welsh Dulles.

Nach seiner Rückkehr 1950 nach Österreich stieg Fritz Molden wieder bei der "Presse" ein, deren Verlag er nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1953 übernahm. Ebenfalls 1950 gründete er die "Wochenpresse"; 1958 gründete er zusammen mit Gerd Bacher die Boulevard-Zeitung "Express" und gab bis 1958 den "Bildtelegraf" heraus; 1960 kaufte er das Wiener Wochenblatt ("WiWo").

Auf dem Höhepunkt seiner Verleger-Karriere, im Alter von 34 Jahren, war Fritz Molden der damals wohl größte und wichtigste Zeitungsherausgeber des Landes - seine Zeitungen sollen kurzzeitig einen Marktanteil von 28 Prozent gehalten haben. Anfang der 1960er Jahre wollte Molden die Kronen Zeitung kaufen, doch die Creditanstalt gewährte Molden den zum Kauf notwendigen Kredit nicht.

Eine wichtige Rolle in Moldens Leben nahm zu dieser Zeit auch die Autonomiebestrebung Südtirols ein. Bis 1960 verhandelte er als Mitglied im "Politischen Komitee des Befreiungsausschusses Südtirol" mit Österreichern und US-Amerikanern. Als der Kampf für ein autonomes Südtirol blutig wurde und zunehmend von rechtsradikalen Kräften rund um Norbert Burger vereinnahmt wurde, zog sich Molden zurück.

Als Präsident der Auslandsösterreicher machte sich Molden immer wieder für die Einführung der Briefwahl und leichterer Doppelstaatsbürgerschaft stark.

1961 verkaufte er seine Zeitungen und gründete 1964 den "Verlag Fritz Molden", den er in kürzester Zeit zu einem der erfolgreichsten österreichischen Buchverlage ausbaute. Von 1964 bis 1982 erschienen mehr als 1000 Titel - Werke namhafter Autoren mit den Schwerpunkten Sachbuch, Memoiren und moderne Belletristik.

Verlagshaus Molden
Das von Fritz Molden errichtete Verlagshaus in der Sandgasse 33 in Wien - heute Sitz der Südafrikanischen Botschaft - Foto: P. Diem

Obwohl er als Verlagschef zahlreiche Bestseller landen konnte, schlitterte der Verlag 1982 in den Konkurs, ein Großteil der Buchrechte wurde an Bertelsmann verkauft. Molden verlor, abgesehen von seinem Privathaus in Tirol, seinen gesamten Besitz.

In seinem Buch "Der Konkurs" verarbeitete Fritz Molden seine Erlebnisse und wagte einen Neuanfang: er produzierte im Auftrag des ORF die Serie "Auf rot-weiß-roten Spuren" (eine Geschichte über Auslandsösterreicher) und widmete sich wieder seiner eigenen Schriftstellerei. 1987 reiste er durch westeuropäische Länder, um Österreichs Position im Fall des (wegen seiner Vergangenheit während des Dritten Reiches) isolierten Bundespräsidenten Kurt Waldheim darzustellen.
1988 engagierte sich Molden nochmals in Sachen Medien: er unterstützte Oscar Bronner bei der Gründung der Tageszeitung "Der Standard" und stand ihm bis 1995 als Berater zur Seite.

2005 gab er den Molden-Verlag, den er 1995 wieder neu gegründet hatte, ab - der "molden verlag" gehört nun zur Verlagsgruppe Styria GmbH & Co KG

Der Publizist und Widerstandskämpfer, Verleger, Journalist und Diplomat Fritz Molden starb am 11. Jänner 2014 in Schwaz in Tirol. (Er ruht gemeinsam mit seinen Eltern Ernst Molden und Paula Preradović und seinem Bruder Otto in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.)

Er war in vierter Ehe mit der Übersetzerin und Autorin Hanna Molden verheiratet und Vater von fünf Kindern, darunter Ernst Molden, der wie sein Großvater als Autor, aber auch als Komponist tätig ist.

Werke (Auswahl)#

  • Ungarns Freiheitskampf (zusammen mit Eugen Géza Pogany), 1957
  • Fepolinski und Waschlapski auf dem berstenden Stern. Bericht einer unruhigen Jugend, 1976 (1994, 1997)
  • Besetzer, Toren, Biedermänner. Ein Bericht aus Österreich 1945-1962, 1980
  • Der Konkurs. Aufstieg und Fall eines Verlegers, 1984
  • Die Österreicher oder Die Macht der Geschichte, 1987
  • Feuer in der Nacht. Opfer und Sinn des österreichischen Widerstandes 1938-1945, 1988
  • Aufgewachsen hinter grünen Jalousien. Vergessene Geschichten aus Österreichs bürgerlicher Welt, 1997
  • Vielgeprüftes Österreich - meine politischen Erinnerungen, 2007

Literatur#

  • Christoph Braendle, Fritz Molden. Ein österreichischer Held, Romanbiographie. Styria, Graz 2001
  • Karl zu Schwarzenberg, Fepolinski revisited. Fritz Molden zum 75. Geburtstag. Ibera & Molden, Wien 1999

Weiterführendes#

Quellen#

Redaktion: P. Diem, I. Schinnerl