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vom 30.04.2021, aktuelle Version,

Wolf Science Center

Wolf Science Center
Gründung 2008
Ort Ernstbrunn
Leitung Kurt Kotrschal, Friederike Range, Zsófia Virányi
Website http://www.wolfscience.at/

Das Wolf Science Center oder auch Wolfsforschungszentrum (WSC) ist ein Forschungszentrum in Ernstbrunn, Niederösterreich, in dem Wissenschaftler die kognitiven Fähigkeiten von Wölfen und Hunden erforschen. Das Zentrum ist im öffentlich zugänglichen Wildpark Ernstbrunn angesiedelt.

Entstehung

Das Wolf Science Center wurde ursprünglich im Juni 2008 im Cumberland Wildpark in Grünau im Almtal eingerichtet. Im Jahr 2008 wurden vier Timberwölfe aus dem Tierpark Herberstein von Hand aufgezogen. Im Juni 2009 übersiedelte das Forschungsteam mit den vier Wölfen in den Wildpark Ernstbrunn in der Nähe des Schlosses Ernstbrunn in Niederösterreich. 2009 kamen vier weitere Welpen aus den USA und zwei weitere aus dem Zoo Basel dazu. 2010 kamen zwei Wölfe aus Kanada zum Zentrum.[1]

Die drei Direktoren des Zentrums sind Friederike Range (Universität Wien), Zsófia Virányi (Universität Wien, früher Konrad Lorenz Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung) und Kurt Kotrschal (Universität Wien, Konrad Lorenz Forschungsstelle). Die offizielle Eröffnung des Forschungsinstituts erfolgte am 21. Oktober 2010.[2]

Auch im Jahr 2012 kamen sechs Wolfswelpen aus den Vereinigten Staaten und Kanada im Center dazu, sodass sich zu diesem Zeitpunkt insgesamt vier Wolfsrudel im WSC befinden.[3]

Infrastruktur

Den Wölfen stehen in den Großgehegen 16.000 m² zur Verfügung, den Hunden für die vergleichende Forschung weitere 4.000 m². Für die Forschungen stehen ein Arbeitsgebäude und ein Testgehege bereit.[2]

Im Oktober 2010 wurde das neue Gebäude des Zentrums eröffnet.[2] Das neue Testgebäude ermöglicht den Besuchern des Wildparks mittels eines Einwegspiegels einen Einblick in die Arbeit der Verhaltensforscher.[4]

Forschung

Arbeit mit Timberwölfen

Hauptziel des Zentrums ist es, vergleichbare Daten zur Intelligenzleistung und Kooperationsfähigkeit an Wölfen und Hunden zu erheben.[5] Die Wölfe werden zu diesem Zweck mit der Hand aufgezogen (Handaufzucht). Darüber hinaus werden Wölfe und Hunde unter weitgehend gleichen Bedingungen aufgezogen, gehalten und getestet. Dadurch soll eine Vergleichbarkeit der Studien ermöglicht werden.

Das wissenschaftliche Interesse kreist zentral um die kognitiven und kooperativen Fähigkeiten von Wölfen und Hunden, vor allem im Zusammenhang mit ihren Sozialbeziehungen zu Artgenossen und zu menschlichen Partnern. Sowohl bei Menschen als auch bei Hunden und Wölfen ist Kooperation die Basis des Sozialsystems. Wölfe und Hunde sind daher zur Untersuchung der Kooperation mit Artgenossen und mit Menschen gut geeignet.

Ziel der Forschung ist es, ein Modell, das Hunde, Wölfe und Menschen umfasst, zu schaffen und auf dieser Basis auf verschiedenen Ebenen einen Einblick in die evolutionären, emotionalen und kognitiven Prozesse von Kooperation und deren Entwicklung zu gewinnen.[6] In Zusammenarbeit mit dem Department of Ethology der Loránd-Eötvös-Universität Budapest ist auf dieser Grundlage eine Publikation zum Thema Unterschied Wolf-Hund entstanden,[7] die im Science Magazine zusammen mit dem Wolf Science Center vorgestellt wurde.[8][9] Im Jahr 2010 trat das Wolf Science Center als Mitorganisator des Canine Science Forum auf.[10][11] Im Februar 2011 ist eine Studie des Wolf Science Centers in PLoS ONE erschienen, die beschreibt, dass Wölfe Blicken um eine Sichtbarriere herum folgen können, dies wurde bis jetzt bei Menschenaffen und Raben festgestellt.[12][13]

Neben der Verhaltensforschung wird im Wolf Science Center auch Lehre betrieben.[14]

Öffentlichkeitsarbeit

Das Wolf Science Center betreibt ein Blog.[15] Zu den Wochenenden werden Führungen im Zentrum durchgeführt.[2]

2008 wurde eine dreiteilige Serie im Wissenschaftsmagazin Newton des ORF über das Wolf Science Center gedreht und 2009 ausgestrahlt.[16] Breitere Bekanntheit erlangte das Zentrum im Frühjahr 2010, als die aus Kanada kommenden Wolfswelpen durch die Aschewolke des Vulkanausbruchs in Island mit Verspätung eintrafen.[17] Im Dezember 2010 strahlte der ORF drei Folgen seiner Fernsehserie Universum über das Wolf Science Center aus.[18]

Publikationen

  • Márta Gácsi, Borbála Győri, Zsófia Virányi, Enikö Kubinyi, Friederike Range u. a.: Explaining Dog Wolf Differences in Utilizing Human Pointing Gestures: Selection for Synergistic Shifts in the Development of Some Social Skills. In: PLoS One. Band 4, Nr. 8, 2009, doi:10.1371/journal.pone.0006584.
  • Friederike Range, Zsófia Virányi: Development of Gaze Following Abilities in Wolves (Canis Lupus). In: PLoS One. Band 6, Nr. 2, 2011, doi:10.1371/journal.pone.0016888.
  • Francesco Mazzini, Simon W. Townsend, Zsófia Virányi, Friederike Range: Wolf Howling Is Mediated by Relationship Quality Rather Than Underlying Emotional Stress. In: Current Biology. 2013, doi:10.1016/j.cub.2013.06.066.
  • Friederike Range, Zsófia Virányi: Wolves Are Better Imitators of Conspecifics than Dogs. In: PLoS One. 2014, doi:10.1371/journal.pone.0086559.

Pläne des Wildparks:

Einzelnachweise

  1. Nachwuchs für Wolf Science Center gelandet, ORF (abgefragt am 21. April 2010)
  2. 1 2 3 4 Forschungszentrum für Wölfe und Hunde. Online Zeitung der Universität Wien, vom 14. Oktober 2010 (abgerufen am 30. Oktober 2010).
  3. Zu Wolfswelpen kann man nicht Nein sagen. In: Die Presse online, vom 12. Juni 2012 (abgerufen am 9. Oktober 2012).
  4. Fenster zur Welt der Wölfe. In: DerStandard. Printausgabe 22. Oktober 2010.
  5. Wolf-Hund-Mensch. (Memento vom 16. April 2010 im Internet Archive) Eigendarstellung des WSC, wolfscience.at, abgerufen im Oktober 2010.
  6. Der Hund – ein Sonderfall der Evolution? WDR Fernsehen, o.n.A.
  7. Márta Gácsi, Borbála Gyoöri u. a.: Explaining Dog Wolf Differences in Utilizing Human Pointing Gestures: Selection for Synergistic Shifts in the Development of Some Social Skills. In: PLoS ONE. 4, 2009, S. e6584, doi:10.1371/journal.pone.0006584.
  8. V. Morell: Going to the Dogs In: Science 2009, 325(5944):1062-5. doi:10.1126/science.325_1062
  9. Beschreibung der Studie auf der Website des Wolf Science Center (Memento vom 31. Oktober 2009 im Internet Archive) (abgefragt am 23. März 2010)
  10. Universität Wien, Canine Science Forum (abgefragt am 2. September 2010 in Englisch)
  11. Auf den Hund gekommen. Universität Wien: Die Universität Online. dieuniversitaet-online.at, abgefragt am 28. Juli 2010.
  12. Auch Wölfe wissen: ein Blick sagt oft viel! medienportal.univie.ac.at.
  13. Friederike Range, Zsófia Virányi, Doug Wylie: Development of Gaze Following Abilities in Wolves (Canis Lupus). In: PLoS ONE. 6, 2011, S. e16888, doi:10.1371/journal.pone.0016888.
  14. Homepage Wolf Science Center. Wolf Science Center, abgerufen am 17. November 2009.
  15. Tagebuch. (Memento vom 18. August 2015 im Internet Archive) Webseite des Wolf Science Centers (abgerufen am 31. August 2015).
  16. ORF Beschreibung der Newton Sendung (Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive) (abgefragt am 17. November 2009)
  17. Nachwuchs für Wolf Science Center kommt später. In: Kronen Zeitung online, 18. April 2010 (abgerufen am 30. Oktober 2010).
  18. "Universum" steckt "mit Wölfen unter einer Decke" (Memento vom 26. November 2015 im Internet Archive), ORF-Programm vom 14. Dezember 2010.