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Freilichtmuseum #

Freilichtmuseum

Die Geschichte der Freilichtmuseen reicht mehr als ein Jahrhundert zurück. Der Schwede Artur Hazelius (1833-1901), Direktor des Nordischen Museums, gründete 1891 auf der Insel Djurgaden in Stockholm das Freilichtmuseum Skansen, das große Bekanntheit und Vorbildfunktion erlangte. Skansen folgten um die Jahrhundertwende weitere schwedische Sammlungen sowie Freilichtmuseen in Norwegen, Finnland und den Niederlanden. 

Pläne und Vorläufer gab es seit der Romantik in verschiedenen europäischen Ländern: 1774 ließ die französische Königin Marie Antoinette (1755-1793) bei ihrem Schloss Petit Trianon ein "Hameau" anlegen. Das Schlosspark-Idyll bestand aus acht originalgetreu nachgebauten Bauernhöfen und Nebengebäuden wie Mühlen etc. Ihr Neffe, der österreichische Erzherzog Johann (1782-1859) ließ um 1800 in Schönbrunn ein "Tiroler Haus" errichten, dessen Garten und Obstkulturen er eigenhändig betreute. In Laxenburg entstand ein kaiserliches "Fischerdörfel", und im Neuwaldegger Park des Feldmarschalls Franz Lacy (1725-1801) 1782 ebenfalls ein "Hameau". Sein "Holländerdörfel" umfasste elf strohgedeckte Hütten. Allerdings waren diese Anlagen nicht für die Öffentlichkeit gedacht, sondern nur für ihre adeligen Besitzer. 1790 wollte der Schweizer Karl Viktor von Bonstetten, angeregt durch die Steinstatuen in dänischen Trachten, bei Schloss Fredensborg in Dänemark "Hütten und Wohnungen aller Völkerschaften" des Landes errichten. 

In Norwegen wurde erstmals 1841 eine Stabkirche museal disloziert, um eine weitere entstand später das Norwegische Freichtmuseum im Park von Bygdoy. Weniger museal als exotisch waren die Präsentationen von "ethnographischen Dörfern" auf den Weltausstellungen und Landesausstellungen Ende des 19. Jahrhunderts, wie in Wien 1873, Prag 1891, Chicago 1893. 

In Österreich wurden Planungen, mit Ausnahme eines Pfahlbaudorfes, lange nicht realisiert. Dieses wurde 1910 in Kammer am Attersee, Oberösterreich, eröffnet. Zwei "neolithische" und zwei bronzezeitliche Blockhäuser bildeten die Pfahlbausiedlung, die im Ersten Weltkrieg Schaden nahm und 1922 als Kulisse für den Film "Sterbende Völker" drehbuchgemäß in Flammen aufging. Ebenfalls 1910 war auf dem Linzer Freinberg ein Österreichisches Freilichtmuseum in Planung. Es sollte Originale und Nachbauten enthalten und als Veranstaltungsort verwendet werden. In Wien dachte man 1914 an ein Freilichtmuseum auf dem Kahlenberg und nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Küniglberg. Doch dauerte es noch bis 1962 zur Gründung des gesamtösterreichischen Freilichtmuseums Stübing in Deutschfeistritz bei Graz. Projekte hatte es in der Steiermark bereits 1908, in den Zwanziger, Dreißiger und Vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts gegeben. Das 1970 unter seinem Initiator und Direktor Viktor Herbert Pöttler (1924-2013) eröffnete Museum umfasst auf 60 ha rund 100 Bauernhöfe und Nebengebäude aus allen Bundesländern, vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. 

Das größte Freilichtmuseum Niederösterreichs geht auf eine Privatinitiative von Josef Geissler aus dem Jahr 1979 zurück. Er baute vom Abbruch bedrohte Bauernhäuser im Weinviertel ab und rekonstruierte sie im Museumsdorf. Heute umfasst es, seit 2010 unter der Schirmherrschaft der "Volkskultur Niederösterreich", auf einer Fläche von 22 ha rund 80 wieder aufgebaute Objekte und zahlreiche Bauerngärten mit Pflanzenraritäten und alten Obstsorten. Regionale Freilichtmuseen bestehen u.a. in Oberösterreich (Mondseer Rauchhaus, 1960), Kärnten (Klagenfurt, 1952, Maria Saal, 1972), Burgenland (Dorfmuseum Mönchhof), Salzburg (Großgmain, 1984), Tirol (Lienz, 1964, Kitzbühel, 1970).


Quellen:
Viktor Herbert Pöttler: Geschichte und Realisierung der Idee des Freilichtmuseums in Österreich. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. Wien 1991. Band 94, S. 185 f.
Großgmain
Stübing
Niedersulz
Mönchhof

Bild:
Salzburger Freilichtmuseum in Großgmain. Foto: Alfred Wolf, 2005


Siehe auch:
--> Wissenssammlung Museen


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