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Brauer, Arik Erich#

* 4. 1. 1929, Wien
† 24. 1. 2021 Wien


Maler, Graphiker, Bühnenbildner, Sänger und Dichter


Sonderpostmarke
Arik Brauer. Foto, 1959
© Ch. Brandstätter Verlag, Wien, für AEIOU

Arik Erich Brauer wurde am 4. Jänner 1929 als Sohn einer russisch-jüdischen Handwerkerfamilie geboren.

Seine Schulzeit verbrachte er in Wien, während der Nazi-Herrschaft musste er sich in Verstecken verbergen; sein Vater starb im KZ. Von 1942 bis 1945 arbeitete er in der Tischlerei beim "Ältestenrat der Juden in Wien".

Nach dem Krieg absolvierte er von 1945 bis 1951 ein Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien bei Robin Christian Andersen und Albert Paris Gütersloh und von 1947 bis 1951 ein Gesangsstudium an der Musikschule der Stadt Wien.

Zusammen mit Ernst Fuchs und Anton Lehmden entwickelte er jenen figurativen, fantasievollen Malstil, der später weltweit als "Wiener Schule des Phantastischen Realismus" bekannt werden sollte.

Von 1951 bis 1954 unternahm er mit dem Fahrrad ausgedehnte Reisen in weite Teile Europas, Afrikas und des Nahen Ostens; 1954/55 lebte er als Sänger und Tänzer in Israel und trat 1956 als Tänzer im Raimundtheater in Wien auf.

1957 heiratete er die Israelin Naomi Dahabani und zog mit ihr nach Paris, wo das Paar als israelisches Gesangsduo ("Neomi et Arik Bar-Or") seinen Lebensunterhalt verdiente. Erst um 1960 wurde die Malerei zur Haupttätigkeit und Arik Brauer hatte in Paris seine erste erfolgreiche Einzelausstellung.

Wohnhaus Wien 6.
Wohnhaus Wien 6., Gumpendorferstraße
Foto P. Diem

Ab 1964 lebte er abwechselnd im Künstlerdorf Ein-Hod in Israel und in Wien, wo die Künstler der Wiener Schule des Phantastischen Realismus bereits große Popularität genossen; von 1963 bis 1965 waren die Werke auf der Weltwanderausstellung der Wiener Schule des Phantastischen Realismus zu sehen.

Er hatte Ausstellungen und entwarf Bühnenbilder - u.a. am Zürcher Opernhaus ("Bomarzo"), an der Wiener Staatsoper ("Medea") und am Theater an der Wien ("Die Todsünden") - und wurde Mitte der 1970er Jahre mit seinen Liedern im Wiener Dialekt ("Sie ham a Haus baut") zu einer zentralen Figur bei der Entstehung des Austropop. (Seine Gesangskarriere erreichte mit der Veröffentlichung der LP "Arik Brauer" 1971 und "7 auf einen Streich" 1978 seinen Höhepunkt. )
Die erste große Retrospektive des Werkes Brauers fand 1979 statt, 1982 folgten mehrere Wanderausstellungen durch die USA. Ebenfalls 1982 erhielt Brauer dann den Auftrag für ein Wandbild an der Universität in Haifa.

Kennzeichnend für das künstlerische Werk Brauers ist die detaillierte Kleinarbeit ("Schichtenmalerei") und die Einbindung aktueller politischer Ereignisse in Bilder mit traum- und märchenhafter Atmosphäre, wobei Einflüsse von P. Bruegel dem Älteren (Kunsthistorisches Museum) sowie orientalischer Miniaturmalerei ausgingen.

In späteren Jahren widmete sich Arik Brauer vermehrt der Architektur. Neben theoretischen Arbeiten realisierte er in Wien mit dem "Brauer-Haus" und der Fassadengestaltung einer Kirche in der Leopoldstadt zwei bedeutende praktische Projekte.
Arik Brauer versteht sich nicht allein als Maler, sondern gleichzeitig auch als Architekt, Grafiker, Bühnenautor, Dichter, Liedermacher und Chansonsänger.

1986 wurde er zum ordentlichen Professor an die Akademie der bildenden Künste in Wien berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung 1997 lehrte.

Arik Brauer lebte bis zu seinem Tod mit seiner Frau Naomi, die ihm drei Töchter schenkte, in Wien und Israel.

Im Alter von 92 Jahren ist Arik Brauer am 24. Jänner 2021 in Wien im Beisein seiner Familie verstorben.

Auszeichnungen, Ehrungen (Auswahl)#

  • Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst, 1979
  • Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse, 2002
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2011
  • Amadeus Austrian Music Award für das Lebenswerk, 2015
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich, 2018

Werke (Auswahl)#

  • Vogelfang, 1962
  • Turm aus gebrannter Erde, 1962/63
  • Der Regenmacher vom Karmel, 1964
  • Die Verfolgung des jüdischen Volks, Zyklus, ab 1973
  • Menschenrechte (Zyklus von Farbradierungen), 1975
  • Bühnenbilder und Kostüme zur "Zauberflöte" von W. A. Mozart an der Pariser Oper, 1975
  • Mein Vater im Winter, 1983
  • Die Ritter von der Reuthenstopf (Kinderbuch), 1986
  • Sesam öffne dich (Fernsehspiel mit Tochter Timna Brauer), 1989
  • Arik-Brauer-Haus in Wien 6, Gumpendorfer Straße 134/136, fertiggestellt 1993
  • Fassade der Pfarrkirche Am Tabor in Wien 2, 1996
  • Fassade der Zwi-Perez-Chajes-Schule in Wien 2, Castellezgasse 35 (am Augarten)
  • Fassade des Rathauses in Voitsberg (Steiermark) 2002
  • Schieß nicht auf die blaue Blume, 2003
  • Friedensverhandlung, 2003
  • Adam im Feuerwind, 2003
  • Sommernacht, 2003
Sonderpostmarke
Moderne Kunst in Österreich
Sonderpostmarkenserie 1976

LPs und CDs

  • Chants d’Israel par Neomi et Arik Bar-Or, LP, 1960
  • Brauers Liedermappe, Galerie Sydow, LP (unter Erich Brauer erschienen), 1968
  • Arik Brauer, LP, 1971
  • Alles was Flügel hat fliegt, LP, 1973
  • Petroleumlied / Das goldene Nixerl, (Single), 1973
  • 7 auf einen Streich, LP, 1978
  • Poesie mit Krallen, LP (zusammen mit Tochter Timna), 1984
  • Au – Lieder von Arik Brauer begleitet von Toni Stricker, LP, 1984
  • Schattberglied / Schattbergsong, (Single), 1987
  • Die Ersten, (CD-Wiederveröffentlichung von Arik Brauer), 1988
  • Geburn für die Gruam?, LP, CD, MC, 1988
  • Farbtöne, CD, 1989
  • Von Haus zu Haus, CD (mit Timna Brauer und Elias Meiri), 1994
  • Master Series, CD, 1998
  • Die Brauers, CD, 1999
  • Motschkern Is Gsund, Timna Brauer, CD, 2000

Literatur#

  • T. Flemming (Hg.), A. Brauer, Werkverzeichnis, 1984
  • Arik Brauer Werkverzeichnis, 3 Bde., 1984
  • Arik Brauer, 1998
  • Arik Brauer, Schieß nicht auf die blaue Blume!, Ausstellungskatalog, Wien 2003
  • M. Kornberger, G. Demcisin; Brauer, Familie. In: Oesterreichisches Musiklexikon. Online-Ausgabe, Wien 2002 ff.
  • W. Schurian (Hrsg.), Arik Brauer: Das Runde fliegt. Texte, Lieder, Bilder. 1983
  • W. Schurian, G. Lindner (Hrsg.), 1900 bis 2010: Phantastische Kunst aus Wien, 2010

Weiterführendes#

Quellen#


Redaktion: I. Schinnerl