Seite - 241 - in Grillparzers sämtliche Werke - Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
Bild der Seite - 241 -
Text der Seite - 241 -
Ein treuer Tiener scincs Herrn. 241
Künissin.
Was muß ich sehn, niein Bruder? Weigerst du
Der ,^ilfe dick, der heilbeflißneu Sorge?
Nun glaub' ich erst, was kurzvor mau berichtet.
Der Dolch in jener Wand bekundet deutlich,
Wie du dich nimmst, wie sehr du dein vergißt,
Tu warfst ihn nach dem lnndig wackern Mann;
Er sollte hasten dort zur Straf' und Warnung
Doch schon' ich dein nnd finde selbst bcdentNel,
Solch Werkzeug iu deo Nasenden Bereich,
Wacht los den Dolch, ich nehm' ihn selbst zu
Er schweigt, kehrt nicht einmal den Blick naä,
mir? —
Nun, Krankheit oder Starrsinn — fort mit
beiden!
Mäher w'tcno,!
Wie geht's Ench, .Herzog?
Otto.
Gnt!
Königm,
So steht denn nnf! —
Wvlll Ihr nitht essen?
Otto.
Nein!
Warnm nicht?
Otto.
Ich habe schou gegessen,
ilümgin.
Ihr lngt!
Nun denn, ich mag, ich kaun, ich will nicht!
Nicht essen und nicht atmen, leben nicht!
<<5i wirft sich herum, !», tmk er mit aufwärts gelehrtem «e-
Königln.
Nnsmni.^r, sein selbst vergeßner Tor! —
Geht ihr hinaus! Ich we°rde nach euch rufen,
«Arzt und Diener al>,>
,<Iannst also dn der Gottheit Abglanz schänden?
>^>> ^iln'pferZ Bild iu deinem Angesicht?
Nicht >irantl,eit isi^, >>!, loeis;, ich teuuc dich!
Der Leidenschaft nnd üner Naserei
Win^'l dn die Galgen vor des gattgegebucn
Geistes,
Cie gliiln ,-,l^ lieber dnick, dein kochend Vlut
Uud wirsi d,e Blasen, die sie Krantlieit nennen,
?er Leidenschaft! Uud wär' eo ^iede noch,
Wenn anck, oerlelnl', verbrecherische Liebe! ^
War doch in nltcr nud in neuer Ieit Vulschnld'glmg sie siir manches Schlinnn' nnd
Doch ist es Liebe nicht, ist Tobsucht nur,
Des ungezähmten Geistes trotzig Walten,
Ich aber den^k' es nimmermehr zn dulden,
Am mind'sten, wo ich Frau und Königin, —
Mir kommt die Lust an, Wunder zu versuchen!
— Steh auf uud sei gesuud, sprech' ich, zu dir.
Steh auf, und zwar zur Stelle! Jetzt! ich
will's!
O, Jammerbild der sclbstgeschaffueu Schwäche!
Wie schäm' ich mich, daß du von meine,n
Vlut! —
Wo gehst du hin? — Was willst dn?
Otto
Wußt' ich's doch! —
Ei, ja!
slönigin.
Wo willst du hin? Bleib, Otto, bleib!
Du willst doch nicht ius Freie? — Otto, sprich!
Dttu.
Ich will!
Die Luft ist rauh, der Nbcud kühl,
Du selber bist erlmn,
<^ie hat feine Hand gefaßt,!
O Gott, wie heiß!
Ach, dn bist krauk, wahrhaftig krank! Mein
Bruder! —
O, bleib doch, bleib! Was willst, was kauust du
wollen?
Otto.
So ruf denn selbst uud laß die Pferde holen.
ȟxigin.
Wie?
Wo willst du hin? König!».
Otto.
Will Heini, zn meinem Vater,
Die mein begehren, mir mit Liebe folgen;
^nriick in meiner 5?eimat Alpental,
Wo jedes Wort 'riickprallt vom stumpfen 5>mer,
Wo meiue Schwester felbst das Beispiel gibt,
Königin.
Ich?
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515