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Einleitung.
Nie Lclicusgeschichtc «Arillparzcrs, dessen
Werte jetzt immer weitere» Kreisen des Lese-
Publikums zugänglich gemacht werde», hat
weder so romanhafte Kapitel wie diejenige
Schillers, dessen Iugendjahre einen spannenden
Neiz ausübe», noch enthält sie eine fesselnde
ganzen mehr eine stille Leidensgeschichte und
ihr Motto könnte „Pegasus im Joche" sein.
Und doch übt sie eine eigentümliche Anziehnugs-
traft ans: denn sie ist zugleich die Geschichte
clnes Dichterrnhms, der nach leuchtenden An-
fängen jahrzehntelang einer Verdunkelung au-?»
aufflammte. Andere hochbegabte Dramatiker,
wie Heinrich Uon Kleist, fanden erst uach ihre»!
Tode die Anerkennung, die ihnen dic Mitwelt
ein hoffnnngsvollcr Poet, der sich mit einigen
Lorbrcrtränzen schmücken dürfte, im holien
leidige Zeilen widmeten, als Greis der ge-
feiertste Dichter Österreichs, anerkannt uon den
tonangebenden Vertretern der deutschen Kritik,
von Feuillctunisten und Philosophen, Solche
SclM'auluuge» des Dichtcrruhnis traten bei
keinem andern namhaften Poeten mit solcher
Deutlichkeit hervor^ auch Schiller und Goethe
hatten in ihrem Leben Epochen, in denen sich
der Nnhni nicht vermehrte, den sie durch ihre
Iuqruddichtnngen errungen, Tcr Ieneuscr Pro-
fessor der Geschichte ruhte jahrelang auf den
^orbecrn aus, die seine „Räuber" und sein
„Ton Carlos" ihm verschafft hatten, nnd der
Wcimarisckn' Minister, ans Italien zurückkehrend,
fand, daß die Göschcnsche Gesamtausgabe seiner
Schriften, die einige seiner Meisterwerke ent-
hielt, unuertäuflich wie Blei in den Buchläden
lag. Doch diese zeitweise» Trübungen des
Ruhms konnten nie zu vollständiger Verdunke-
lung führen, weil ihre Iugeudwerke in der
Nation so tiefe Wurzeln geschlagen hatten,
während die ersten Werke Grillparzers doch
immer eine sehr bestrittene Geltuug fanden.
So musz uns die Lebcnsgeschichte des öster-
reichischen Dichters nachdenklich stimmen nnd
tnhnc Zweifler ermutigen, den Rnhm selbst in
den Glückstopf zu werfen, aus welchem der Zufcill die Lose zieht. Wie, loerden ,ic fragen,
wäre nicht Grillparzcrs Name selbst in einem
cuergifcher Agitator wie Heinrich Laube nach
Wien gekommen, als Leiter der Hofbühne,
der)ie
Sache Grillparzers ^u seiner eigenen gemacht,
auf die Bühne gebracht und seinen Einfluß nui
die österreichische und deutsche Presse dazu be-
nutzte, um den Ruhm d?s Dichters in alleu
ouartcn singen zu lassen? Hatte er, der
preußische Schlcsicr, nicht den nationalen Ehr-
eingeoorenen Klassiker feiern wollte und auch
bei einem großartigen Geburtstagsfest feierte?
Hatte er doch in seiner begeisterten Festrede
den Österreicher Grillparzrr »eben den Franken
Goethe und den Schwaben Schiller gestellt nnd
Eottaschcn Klassikcrverlag veranstaltet, während
die früheren Einzelausgaben mit ihrer frag-
lichen typographischen Ausstattung teils aus-
verkauft waren, teils als bedauerliche Schmöker
kann jenen Zweiflern entgegnen, daß, wenn
diesen Schatz gehoben hätte! doch freilich! anch
üb>,>r mauchem Genie raufcht der unerbittliche
Lethe.
Franz Gri l lparzer war in Wien am
in seiner Selbstbiographie die riesigen Räume
der Wohnung, die znm großen Teil trübe und
lichtlos waren. Hier verlebte er seine ersten
ssnabenjahre^ nur bisweilen fiel ein freund-
licheres Licht in dieselben, wenn er auf einen:
von der Familie angekauften Gut in Lnzers-
dorf, fpatcr anf einem Gartengut seines Vaters
in freier, frischer Lnft von den, düstern Ein-
drücken der engbrüstigen Häuslichkeit in der
Stadt sich erholen tonnte. Sein Vater, ein
leidenschaftlicher Jurist, war ein großer Plumen
freund. Von seinen Kindcrjahrcn, von den
Büchern, dic er grlefcn, von feinen erstl-n Schul-
jahren erzählt nns der Dichter selbst in Harm-
Studienjahre» auf der Univerfität und feiuru
Studiengenossen, Er konnte überaus fleißig sri,,,
Grillparzers sämtliche Werke
Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern, Band I
- Titel
- Grillparzers sämtliche Werke
- Untertitel
- Neue illustrierte Ausgabe in zwei Bändern
- Band
- I
- Herausgeber
- Rudolf von Gottschall
- Verlag
- Hansa-Verlag
- Ort
- Hamburg
- Datum
- 1906
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.7 x 17.1 cm
- Seiten
- 600
- Schlagwörter
- Dramatik, Literatur, Gedichte
- Kategorien
- Weiteres Belletristik
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Dramen 14
- Die Ahnfrau (1817) 17
- Sappho (1819) 50
- Das goldene Vließ (1822) 89
- König Ottokars Glück und Ende (1825) 169
- Ein treuer Diener seines Herrn(1830) 222
- Des Meeres und der Liebe Wellen (1840) 262
- Der Traum ein Leben (1840) 300
- Melusina. Romantische Oper (1833) 339
- Weh dem der lügt, Lustspiel (1840) 355
- Die Jüdin von Toledo 393
- Ein Bruderzwist in Habsburg 424
- Libussa 473
- Fragmente 515