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G.
Ziersehriften.
Die Erfindung der Schrift geht Jahrtausende vor unsere Zeit-
rechnung zurück; welchem Volk sie zufällt, dürfte zur Zeit mit Sicher-
heit kaum festzustellen sein. Die griechische Schrift ist auf Grundlage
der phönikischen entstanden und hat ihrerseits wieder der römischen
als Grundlage gedient. Aus der römischen Schrift entstanden die
abendländischen und nordischen Schriften sowie die Geheimschrift der
Priester: die Runen. Mit der Einführung des Christentums in Deutsch-
land wird auch die lateinische Schrift eingeführt Das frühere Mittel-
alter verfährt mit den Schriftformen ziemlich willkürlich. Neben der
ursprünglichen, nur aus den sogen, grofsen Buchstaben bestehenden
Majuskel Schrift erscheinen die durch Abkürzung und Vereinfachung
jener entstandenen kleinen Buchstaben, die Minuskeln. (Vergleiche
die Buchstaben E und M im Alphabet I auf Tafel 291.) Neben der
geraden und eckigen Kapitalschrift tritt die Uncialschrift mit
ihren rundlichen und freien Formen auf. (Vergleiche: E, M und U
im Alphabet 2 auf Tafel 291.) Neben der aufrechten Schrift kommt
die bequemer zu schreibende liegende oder Kursivschrift in An-
wendung. Die gotische Periode bringt neben der Uncialschrift (Tafel
292, I) die gebrochene, die Fraktur- oder Texturschrift zur
Einführung. (Tafel 294, 295 u. 296.) Nunmehr ist die nach und
nach erfolgende Umgestaltung schon soweit gediehen, dafs der ur-
sprüngliche Zusammenhang auf den ersten Blick oft gar nicht mehr
zu erkennen ist. Je komplizierter die Frakturschriften wurden, desto
schwerer lesbar mufsten sie auch werden, so dafs es als ein glück-
licher Umstand bezeichnet werden mufs, dafs die Renaissancezeit
vielfach eine Vereinfachung der Frakturen anstrebte und neben den-
selben die alte römische Schrift wieder aufnahm. (Vergl. Alphabet i
auf Tafel 297.) Ein Hauptentwickelungsmoment des Schriftwesens
war durch die Erfindung der Buchdruckerkunst im Jahre 1440
Handbuch der Ornamentik
Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Titel
- Handbuch der Ornamentik
- Untertitel
- Zum Gebrauch für Musterzeichner, Architekten, Schulen und Gewerbetreibende sowie zum Studium im Allgemeinen
- Herausgeber
- Franz Sales Meyer
- Ort
- Leipzig
- Datum
- 1937
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.6 x 15.7 cm
- Seiten
- 628
- Kategorie
- Kunst und Kultur