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Sonetten ein Denkmal gesetzt hat. Die Fittige des Goethe'schen Genius streiften seine
träumerische Jugend. Gern erzählte Juliane, Eberts Schwester, in ihren Greisenjahren
von der denkwürdigen Karlsbader Begegnung ihres Vaters mit Goethe, der mit freund-
lichem Gruße an den alten Herrn herantrat, um ihn zu den ersten dichterischen Erfolgen
des Sohnes zu beglückwünschen. Hoch erglühend, mit gesenktem Blicke stand die halbwüchsige
Juliane daneben; Stolz und Ehrfurcht mischten sich in ihrem kindlichen Herzen, und ihr
begabter Geist empfing die Keime zu ernstem Schaffen. Goethes Dichtungen, zumal
„Wilhelm Meister" und „Götz" wurden schon von dem Knaben Ebert verschlungen.
Sage bevölkerte. Bald erfüllte sich in und durch Ebert, was die dichtenden Gelehrten
gefordert und vergeblich versucht hatten: der Glanz deutscher Poesie fiel auf Böhmens
alte Überlieferungen.
Fast sechzig Jahre hindurch wurde Karl Egon Ebert als Haupt der deutschböhmischen
Dichter geehrt. Im Jahre 1824 erschienen seine ersten Gedichte, die bereits Perlen der
Poesie, wie die urkräftige Ballade „Schwerting, der Sachsenherzog" in sich faßten und die
Aufmerksamkeit der besten Männer in Deutschland erweckten, und bis an sein Todesjahr,
bis 1882, blickten die Jüngeren dankbar zu ihm empor. Die poetische Großthat seiues
Lebens war das Heldengedicht „Wlasta", das in rauschenden Nibelungenstrophen die
Sage vom Mägdekriege aufleben ließ und gegen Ende der Zwanziger-Jahre einen wahren
Karl Egon Ebert. Neue Klänge kamen hinzu und
weckten die innere Melodie. Die
Nibelungen hatten eine Renais-
sance des deutschen Helden-
gesanges erweckt, und von
Schwaben klangen die ersten
Gesänge herüber, welche die
Vorzeit der Heimat in ihrem
eigenen Tone verherrlichten.
Das Beste that die Natur vou
iuueu, das große Ange des
Poeten, das schon im Kinde auf-
leuchtete, die Lust am Schauen
und Gestalten, die während ein-
samer Wanderungen des Jüng-
lings die Umgebungen der Vater-
stadt, die Thäler der Scharka
bei Prag mit den Helden der
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch