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weil er ohne Zweifel schon aus jener Übergangsepoche der Bronzezeit herrührt, als die
Urbewohner auch das Eisen kannten und das kostbare Bronzemetall blos zur Verfertigung
der Schmuckgegenstünde benützt wurde.
Der Fundort Kraßnahorka besitzt übrigens durchaus keinen so auffälligen Charakter,
daß man daraus auf eine dort bestandene urzeitliche Niederlassung oder Begräbnißstätte
schließen könnte. Die Gegenstände wurden, wie schon erwähnt, beim Kiesgraben in der
bloßen Erde gesunden, allein ohne daß die Lagerung der um sie her befindlichen Kalksteine
das Walten der Menschenhand verrathen hätte. Thatsache ist bloß, daß aus dem Gipfel
des der Fundstätte gegenüberliegenden Berges Oßtrasieza Spuren eines mit doppeltem
Wall umgebenen urzeitlichen Festungswerkes zu sehen sind. Die innerhalb dieser Wälle
vorgenommenen Nachgrabungen haben jedoch, außer urzeitlichen Thonscherben, keine
anderen Gegenstände geliefert, die auf das Alter des Festungswerkes deuten oder mit den
Fuudstücken von Kraßnahorka in Verbindung zu bringen wären.
Dem Bronzediadem von Medvedze-Kraßnahorka einigermaßen ähnliche Kopfzierden
wurden an verschiedenen Stellen Oberungarns gefunden; unter Anderem eine im Liptauer
Comitat, die im Jahre 1876 durch Bela Majlath ausgestellt wurde, und in Jsteumezö
(Heveser Comitat) zwei, wovon eine im Nationalmuseum aufbewahrt ist. Diese Kopfzierdeu
unterscheiden sich von der in Kraßnahorka gefundenen infoferue, daß sie aus einem breiten,
nach Art der Brochen geformten Bronzeblech gearbeitet und nur vorne mit (durch den
zurückgebogenen Theil des Bleches gezogenen) Spiralen aus Bronzedraht verziert sind. Das
Bruchstück einer ähnlichen Kopfzierde fand sich auch unter den Gegenständen des Schatz-
fuudes von Rima-Szombat (Gömörer Comitat).
Im Nationalmuseum wird außerdem noch ein Diadem aus dem Schatz von
Blatnieza (Turöczer Comitat) aufbewahrt. Dieser Hauptschmuck ist aus schraubenförmigem
Bronzedraht gefertigt, der sich nach vorne zu einer mit Zickzacklinien verzierten Platte
verbreitert, um dann mit zwei seitwärts zurückgebogenen tartschenförmigen Spiralen
zu endigen.
Schließlich wäre noch ein desectes, flachgedrücktes Bronzediadem zu erwähnen, das
sich im erzbischöflichen Museum zu Erlau befindet und dem von Kraßnahorka völlig ähnlich
ist. Der Fundort ist leider unbekannt.
Der Umstand, daß, wie wir aus dem Berichte weiland Arnold Jpolyis wissen, eines
der Diademe von Jstenmezö auf dem Schädel eines menschlichen Gerippes gefunden wurde,
läßt hinsichtlich der Bestimmung dieser Gegenstände keinerlei Zweifel bestehen.
Dem Schatzfunde von Medvedze-Kraßnahorka steht au Wichtigkeit der von Kom-
jäthna (Liptauer Comitat) am nächsten. Aus diesem, an der Grenze des Ärvaer Comitats
gelegenen, von Bergen umgebenen slovakischen Dörfchen sind schon in der ersten Hälfte
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch