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Sie ist eine aus Backstein gebaute, 16'/ü Meter lange und 10^/4 Meter breite Doppelkirche,
das heißt sie besteht aus zwei über einander gebauten Theilen. Die Unterkirche ist dreischiffig.
Alle drei Schiffe sind gleich hoch, haben Tonnengewölbe und jedes eine halbkreisförmige
Apsis. Das Mittelschiff ist von den Seitenschiffen durch zwei Reihen von je vier Pfeilern
getrennt. Die inneren Ecken der beiden Thürme ruhen auf dem westlichen Pfeilerpaar und
ihr Untertheil dient nach ungarischer, besonders jenseits der Donau herrschender Art den
Seitenschiffen als Fortsetzung. Das Innere entbehrt des architektonischen Schmucks. Die
quadratischen, au den Kanten abgeschrägten Pfeiler haben wenig ausladende Sockel, ihre
Kapitäle bestehen aus Wulst, Hohlkehle und einer Leiste, mit einer Deckplatte darüber.
Die Oberkirche hat durch Wiederaufbau, augenscheinlich in Folge eines Brandes, ihre
ursprüngliche Gestalt eingebüßt. Die unter dem Dachstuhl befindlichen Reste lassen deutlich
erkennen, daß auch sie dreischiffig und das Mittelschiff von den Seitenschiffen durch zwei
auf den Pfeilerreihen der Unterkirche stehende Längswände getrennt war. In jeder dieser
Wände öffneten sich thürenartig sechs rnndbogige Öffnungen, deren Zwischenräume
jederseits vier ebensolche Nischen enthielten. Das Mittelschiff mag ursprünglich eine
Balkendecke gehabt haben; die äußeren Wände der Seitenschiffe fehlen. Den Abschluß des
Mittelschiffes bildet eine halbkreisförmige Apsis mit drei Fenstern, an den Seitenschiffen
ist die abschließende Apsis etwas kleiner als der Halbkreis. An der Wand der mittleren
Apsis sind einige Spuren des ehemaligen malerischen Schmuckes zu erkennen. Die
Zwischenräume der Fenster weisen jedes eine Mandorla auf, deren eine die Gestalt des
mit erhobener Rechten segnenden Gottvaters enthielt. Dieser Überrest des ältesten bisher
bekannten Denkmals der Malerei in Ungarn beweist, daß wenigstens das Mittelschiff der
Oberkirche gleichfalls zum Gottesdienste bestimmt war. Die Bestimmung der beiden
Seitenschiffe ist unbekannt; sie hatten möglicherweise schiefe Bretterdecken und waren durch
Bretter in so viele Abtheilungen geschieden, als die beiden Längswände thürenartige
Öffnungen haben, welche Abtheilungen dann den Mönchen als Wohnzellen dienen konnten.
An der Außenseite der Kirche haben nur die drei Apsiden ihren ursprünglichen Zustand
bewahrt. Die mittlere Apsis ist, mit der Unter- und Oberkirche übereinstimmend,
zweigeschoßig. Der untere Theil hat ein Fenster und einen einfachen Rundbogenfries, von
welchem Wandstreifen zum Wandsaum hinablaufen. Der obere Theil ist niedriger, seine
Wand glatt, sein Fries gleichfalls ein Rundbogenstreifen. Die Seitenapsiden der Unter-
kirche haben keine Fenster, wohl aber Wandstreifen und einen Rundbogenfries. Die
Seitenapsiden der Oberkirche sind in Form eines Viertelkegels eingedacht. Die westliche
Giebelwand nebst Portal, Thürmen und Fenstern ist durch späteren Neubau, besonders in
Folge der in den Siebziger-Jahren vorgenommenen Verlängerung der Kirche nach Westen,
völlig umgestaltet.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch