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rasch auf. Auch eine lebhafte Bauthätigkeit stellte sich ein. Insbesondere waren es drei Städte,
die sich durch ihren Bergbau emporschwangen, nämlich Neusohl (Beßterczebänya) im Sohler,
Kremuitz (Körmöczbäuya) im Barser und Schemnitz (Selmeczbanya) im Honter Comitat.
Diese Städte erscheinen auch durch Örtlichkeit und Anlage eigenartig. Die erste liegt auf
mehr ebenem Boden, die beiden anderen dagegen in engen Thalkesseln, zwischen ziemlich
hohen Bergen. Ihre Anlage jedoch ist ähnlich. In den von deutschen Ansiedlern gegründeten
Städten, die wir bisher besprachen, schmückt die Kirche den Hauptplatz. Diese drei Städte
jedoch bestehen, von jenen anderen abweichend, aus zwei Theilen: einer Festung und der
eigentlichen Stadt. Die Festung steht anf mäßig hohem Hügel und auf dem mit Wälleu
und Thürmen befestigten Gipfel desselben erhebt sich die Kirche nebst dem Beinhause. Die
Stadt dehnt sich am Fuße des Hügels hin. Die Kirche zu Neu so hl ist einschiffig, mit
verlängertem Chor, dessen Abschluß drei Seiten des Achtecks bilden; vor der Westfa^ade
erhebt sich ein Thurm von gedrungener Gestalt. Das untere Thurmgeschoß hat die rund-
bogigen Fenster des romanischen Baustils. Wahrscheinlich ist der Thurm eiu Überrest jener
dem XIII. Jahrhundert angehörigeu Kirche, an deren Stelle im XIV. Jahrhundert eine
gothische erbaut wurde. Diese blieb jedoch nicht lange unberührt. Am Ende des XV. Jahr-
hunderts wurde sie durch Anbau von sechs Kapellen erweitert, dann von 1494 bis 1505
das Chor verlängert. Eine Wiederherstellung im Geschmack der Spätrenaissance (1761)
entkleidete später Schiff und Chor fast gänzlich ihres ursprünglichen Charakters. Indeß sind
die Kapellen größtentheils vor Umgestaltung bewahrt geblieben. Die bemerkenswertheste
unter ihnen ist die im Jahre 1877 kunstgerecht wiederhergestellte St. Barbarakapelle. Sie
hat ein schönes Sterngewölbe; die Rippen ruhen statt auf Kragsteinen auf sechs realistisch
aufgefaßten, lebendig bewegten und schön durchgebildeten Büsten. Eine derselben, die den
heiligen Stesan darstellte, ist verschwunden. Die übrigen stellen die Heiligen Ladislans,
Emerich, Adalbert, Hierouymus und Martin vor. Einige Schritte von der Kirche befindet
sich eine zweite Kirche. Sie ist ein im XVI. Jahrhundert entstandener, spätgothischer Ban
mit zwei Schiffen. Wahrscheinlich steht sie auf der Stelle des einstigen Beinhauses. Die
Pfarrkirche zu Kremuitz ist ein spätgothisches Gebäude mit zwei Schiffen und ungewöhnlich
langem Chor. Die beiden, die Schiffe trennenden Pfeiler sind achteckig, schlank, jedoch
überaus roh gebildet. Dem östlichen Joche jedes Schiffes schließt sich eine Kapelle an, die,
nach Süd und Nord gelegen, gleichsam ein Querschiff bilden. An der Westseite der südlichen
Kapelle befindet sich eine Vorhalle, die den Haupteingang enthält. Die Westfa^ade ist
beinahe ihrer ganzen Breite nach von einem viereckigen, gedrungenen Thurm eingenommen,
der laut einer an ihm vorkommenden Inschrift im Jahre 1577 gebaut wurde. Die Kirche
war bereits dem völligen Ruin überantwortet, als man im Jahre 1884 an ihre Wieder-
herstellung ging, nach deren Durchführung sie 1887 geweiht werden konnte. Das Beinhaus
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch