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einige gibt es noch jetzt, doch bauen sie nur noch kleinere Schiffe und Plätten. Die meisten
Familien von Schiffszimmerlenten sind bei Eröffnung der Altofeuer Schiffswerft? uach
Budapest übergesiedelt. Auch die Weberei und Knopfmacherei stand in Blüte. Ende des
vorigen Jahrhunderts wohnten hier noch 43 wohlhabende Webermeister, jetzt sind sie
ausgestorben.
Bei so großem Handel und Verkehr mußte der Wohlstand der Stadt von Tag zu
Tag zunehmen. In dieser Blütezeit war noch der Spruch gang und gäbe: „Der Komorner
ist ein Herr, der Raaber nur ein Mensch." Aus dieser glücklichen Zeit schöpfte Jökai, ein
Sohn Komorns, den Stoff zu seinem viele historische Daten enthaltenden Roman:
„Der Goldmensch".
Neben dem geschäftlichen Gebiete spielte Komorn im XVIII. Jahrhundert auch auf
dem literarischen eine Rolle. Der dortige reformirte Geistliche Josef Peezeli gab daselbst
die wissenschaftliche Zeitschrift: ,Nin<Ienes (ZMAeinenx- (Miscellensammluug) heraus,
und er und seine Genossen bereicherten die ungarische Literatur bloß iu den Jahren
1791 bis 1792 um mehr als 20 Bände ihrer Werke.
Die in stetiger Entwicklung begriffene Stadt wurde selbst durch öfters wiederholte
Elementarschäden nicht zurückgeworfen. Im Frühling 1809 hatte sie eine Überschwemmung
mit Eisgang zu überstehen; 1810 und 1822, sowie in den Dreißiger-Jahren, wurde sie
wieder durch Erdbeben beschädigt. Sie erholte sich rasch wieder. Als aber der Beginn der
Dampfschiffahrt dem Zugschiffsverkehr ein Ende machte und auch der Getreidehandel sich
andere Plätze suchte, da war der Handel Komorns rninirt, die Ereignisse von 1848 bis
1849 richteten dann die Stadt fast gänzlich zu Gruude.
Am 17. September 1848 brach bei stürmischem Wetter eine Feuersbrunst aus,
welche nicht nur die ganze Stadt, sondern auch die auf der Donau liegenden Schiffe
einäscherte. Der Schaden belief sich auf 1,119.659 Gulden. Diesem furchtbaren Schlage
folgte das Wüthen der Cholera, dann im Frühling 1849 das Bombardement der Stadt,
welches 40 Tage währte.
Diese traurigen Ereignisse untergruben den alten Reichthum und die einstige Blüte
Komorns. Noch 1847 hatte es über 20.000 Einwohner, 1850 nur noch 11.214. Dabei
gingen Handel und Gewerbe, die so hoch gestiegen waren, sozusagen gänzlich ein. In
demselben Grade, in dem Komorn sank, hob sich sein Nebenbuhler, das einst verspottete
Raab, das nicht nur den Getreidemarkt, sondern den ganzen Handel Komorns an sich riß.
Zu alledem kamen noch die Hochwässer von 1876 und 1880, die der vielgeprüften Stadt
abermals beträchtlichen Schaden zufügten. Nach der Überschwemmung von 1880 wurde
auf Anregung und mit Unterstützung des damals iu Komorn wohnenden Erzherzogs
Johann Salvator der den Festungsbereich sichernde Donannferdamm ausgebaut.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch