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unter der Theilnahme von Erzherzogen, große Jagden auf allerlei Wild abgehalten, das
Reitlehrerinstitut aber veranstaltet zur Übung Parforcejagden auf Hirsche.
An Stelle der alten Holieser Burg erstand im XVIII. Jahrhundert ein zweistöckiges
Schloß im französischen Geschmack, mit zwei Flügeln, der Ortschaft zugewendeter Fa^ade,
98 Zimmern und einer Kapelle. Die Möbel, die schönen Parkettirnngen und Seiden-
tapeten zeigen sämmtlich den Geschmack Maria Theresias. Der interessanteste Raum ist der
sogenannte chinesische Saal, in dem nach der Schlacht bei Ansterlitz die damaligen Macht-
haber mit ihren Feldherren zusammenkamen, um den Frieden zu berathen. Die Wände sind
mit einer echten chinesischen Tapete bezogen, die in Goldmalerei Scenen aus dem
chinesischen Leben zeigt. In der Kellerlocalitüt, die einst als Kaffeeküche und Conditorei
diente, gibt es viel chinesisches Porzellan, Holicser Majolika und Krystallgeschirr. Die in
den Nebengebäuden befindlichen 60 Zimmer und separirten Räumlichkeiten dienen gegen-
wärtig der hier eingerichteten Reitlehrerschule der gemeinsamen Armee als Unterkünfte uud
Stallungen. Im Sommer verkehren da viele Officiere, die im großen Parke Reitübungen
halten; nach Absolvirnng derselben finden Parforcejagden auf Hirsche, Probejagden und
gewöhnlich auch jedesJahrPserdereunen statt. In einemTheile derLocalitätender ehemaligen
Majolikafabrik sind die bei den Parforcejagden verwendeten Hnnde, 75 Stück englische
Vollbluthnnde in einer Meute, untergebracht. Ein englischer Master wartet sie in besonderen
Schlaf-, Fütteruugs- und Baderänmen, die im Winter geheizt werden. Die in der Nähe
befindliche Marketendergasse ist eine Stiftung Maria Theresias für Invaliden, die da in
einzelnen Häuschen Unterkunft erhielten; für ihren Unterhalt sorgte der Hof, in dem in
der Hauptgasse befindlichen Wirthshause erhielten sie Wein; es heißt noch jetzt Marketender-
wirthshaus.
Holics ist Sitz eines Stuhlrichters; es hat eiu schönes Casino, eine gewerbliche
Schnlwerkstätte und ein Asyl für arme Greise, das 1784 durch den Bürger Jnno
gegründet wnrde. Die Bevölkerung treibt Gewerbe, Handel und Ackerbau; viele, besonders
Weiber, gehen nach Göding, um in der Tabak- uud Zuckerfabrik zu arbeiten; die Eisen-
bahn befördert täglich ihrer 500 dahin. Dabei sind sie wohlhabend und lieben schöne
Kleider, ja den Luxus. Tracht und Sprache erinnern an die der Mährer.
Der andere Hauptort der hiesigen königlichen Familienherrschast, die sich auf mehr
als 25.000 Joch erstreckt, ist Schloßberg (Sasvär), in der Thalmündnng der Miava
gelegen. Es wird schon im XIII. Jahrhundert als königliche Burg erwähnt und hatte nebst
dem benachbarten Sztrazsa die Aufgabe, die Grenze gegen Mähren hin und das Miavathal
zu vertheidigen. Die Burg ist auf einem ehemaligen Seegrunde erbaut uud ein großer
Theil ihrer Befestigung bestand aus dem ausgedehnten, undurchdringlichen Rohrsumpfe,
der sie umgab und von dem der slovakische Namen Schloßbergs: Sastin (^Rohr, Schilf)
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch