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Bären) werden mit Nutzen verwerthet. Das Rudnöergebirge enthält bei Szucsän schwarzen
und farbig geäderten Marmor, der auch nach Budapest und Wien geht. In diesem Gebirge
entspringen an der Grenze von Trentschin die Belanka-Bäche, sie vereinigen sich bei
Valaßka-Bela , einer in der Länge von 17 und der Breite von 8 Kilometer verstreuten
Rodungsgemeinde, der größten Waldeignerin unter den Gemeinden, die aber kein Ackerland
besitzt, weshalb ein großer Theil der 3.000 Köpfe starken Bevölkerung im In- und Aus-
lande mit Glas hausirt.
Der zwischen den Orten Ruduö und Beßtenicz gelegene Theil des Belankathales
beschäftigt sich mit der Obstzucht; Pflaumen, Birnen und Äpfel gedeihen hier am reich-
lichsten. Den Verkauf des Obstes in die Fremde besorgen hauptsächlich die Bewohner
von Beßtenicz. Auch eine staatliche Baumschule ist hier vorhanden. Das Thal bietet noch
ein weiteres Interesse durch die darin enthaltenen urzeitlichen Grabhügel und Urnenfelder,
sowie die Ausgrabung eines vollständigen Mastodon-Skeletes; ferner steht bei Divek eine
Kirche, die nach der Überlieferung das erste christliche Gotteshaus der Gegend war; ihre
ganz erhaltene Seitenthüre gehört dem XIV. Jahrhundert an.
Zwischen dem Belabach und dem Neutrafluß liegt, bis Szkacsän hin, das mit
Eichen und Buchen bestandene Gebirge Kis-Magura, und auf einem seiner Felsen von
Süßwasserkalk steht die Burg Bajinöcz (Bojnic). Gegründet ist sie wahrscheinlich durch
Matthäus Csäk; Karl I. gab sie dem Palatin Gileth; spätere Besitzer waren Ladislaus
von Oppeln und Leustach von Jlosva. Die Hussiteu eroberten sie, allein Matthias I.
nahm sie ihnen wieder ab und sie kam alsbald an Onofrius de Nifor, Grafen von Bajinöcz.
Dieser stiftete die daselbst noch jetzt bestehende reiche Propstei, wobei er den Burgherren
das Recht der Ernennung vorbehielt. Eine prachtvoll gearbeitete gothische Monstranz von
1 22 Meter Höhe, in der Kirche zu Bajinöcz, ist sein Geschenk. Nach dem Aussterben
seiner Familie kam die Burg an Johann Corvin, dann an Johann Zapolya. Ferdinand I.
gab sie dem Alexius Thurzö, bei dessen Hause sie bis zum Erlöschen desselben verblieb;
dann gab sie Ferdinand II., nachdem sie von Türken und Aufständischen wiederholt belagert
worden, dem Hause Pälfsy. Die Burg besteht aus einer alten und einer neuen Burg;
jene bildet ein unregelmäßiges Vieleck und in ihrem inneren Hofe erhebt sich in fünf
Geschoßen der jüngere Bau. Im äußeren Hofe steht die berühmte alte Linde, in deren
Schatten Franz Räköczi II. Versammlungen hielt. Der jetzige Besitzer, Graf Johann
Palffy, hat die Burg wieder herstellen lassen. Ihre vergoldeten Kuppeln und schlanken
Thürme erregen schon von Ferne die Aufmerksamkeit des Reisenden. Die Burg enthält
unschätzbare Sammlungen, die sie zu einem wahren Museum machen. Hier sieht man
Johann Capistrans rothes Banner mit dem Landeswappen und dem Kreuz, das gleich-
zeitige Bilduiß Ludwigs II., viele werthvolle Gemälde, Möbel und sonstige Kostbarkeiten.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch