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Farkasd und Negyed ziehen ausgezeichnetes Kraut, die beiden letzteren aber auch gelbe
Rüben, Petersilie und Zwiebeln in solcher Menge, daß ihre Nachbarn sie „Zwiebelleute"
nennen. Aus diesen Gründen ist der Boden hier werthvoll; für ein Joch Krautfeld bezahlt
man bis zu 150 Gulden jährlich Pacht, denn der Pächter kann davon selbst bei mittlerem
Ertrag nicht blos seine Familie erhalten, sondern noch etwas erübrigen.
Im Gelände der Neutra sind Komjäth und Nagy-Suräuy zu erwähnen. Jenes
war einst Besitz der Hnnt-Pazmän und später eines Zweiges dieses Geschlechts, nämlich
der Familie Forgach. Zur Zeit der Türkenherrschaft diente es sammt Snräny als Grenz-
veste der Gegend und war auch eine starke Burg des protestantischen Magyarenthnms. Um
1600 wurden viele katholisch und verzogen großentheils nach der Gegend von Raab und
Csäny, die reformirte Kirche ging ganz zu Grunde, der damalige Besitzer von Komjäth
ersetzte den Verlust durch Slovaken und die ganze Gemeinde slovakisirte sich. Grassalkovich
ließ hier ein schönes Schloß erbauen, das noch besteht. Nagy-Snrany war einst als
königlicher Besitz ein Hauptort der Kumanen. Damals, nnd im XV. Jahrhundert wieder,
blühte hier die Mühlenindustrie dermaßen auf, daß der Ort amtlich den Namen Malmos
(Molnos) erhielt. Im Jahre 1835 wurde hier die erste Dampfmühle Ungarns errichtet.
Jetzt ist Surany bedeutend durch seine Zuckerfabrik, die größte des Landes. Sie erzeugt
jährlich aus 500.000 bis 600.000 Metercentnern Zuckerrüben 96.000 Metercentner
Zucker und raffinirt auch das Rohprodukt anderer Fabriken. Der größte Theil des
Zuckers wird im Lande eonsumirt, doch findet er auch in Serbien, Rumänien und der
Türkei starken Absatz. Die acht Kilometer lange Flügelbahn Suräny-Megyer ist durch
diese Fabrik angelegt.
Ziemlich in der Mitte der Nentraer Ebene liegt Tardoskedd, nach Neutra die größte
Gemeinde des Comitats, mit 4.577 Einwohnern. Einstens Besitz des Klosters von
Heiligenkreuz in Österreich, erhielt es daraufhin das Recht, Dienstagsmärkte abzuhalten;
daher auch sein Name (keckck -- Dienstag). Südlich von hier liegt das gleichfalls alte T ö t-
Megyer mit fruchtbarem Gebiet, das Landwirthschaft und Viehzucht begünstigt. Es gehört
seit dem vorigen Jahrhundert den Grafen Kärolyi. Graf Ludwig begründete Mitte dieses
Jahrhunderts eine Zucht von Merinoschafen, wie sie sich dazumal selten fand, nebst Gestüt
und einer Musterwirthschaft, die alle Geräthe des damals herrschenden landwirthschastlichen
Systems einbürgerte und anch eine Spiritusbrennerei nach englischer Methode umfaßte.
Daneben aber gab er seinen Hörigen auch Winterbeschäftigung, indem er sie zur Verfertigung
der damals in England und Deutschland gebräuchlichen Holzartikel anleiten ließ; an der
Handfertigkeit der Bevölkerung von Megyer erkennt man noch die Nachwirkung. Der
jetzigen Musterwirthschaft schließen sich die Herde zu Lajoshalma, von rein ungarischer
Raee, und das Gestüt zu Keresztür, welches zu landwirthschastlichen Zwecken normännisches
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (5), Band 18
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (5)
- Band
- 18
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1898
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.02 x 21.71 cm
- Seiten
- 462
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch