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Zsitvathaler Eisenbahn eine zweite Blüte. In der Gemarkung der nahen Ortschaft Fenyö-
Koßtoläny besitzt die Kis-Tapolcsänyer Herrschaft eine umfangreiche Anlage für
Forellenzucht. Dicht dabei befindet sich in einem reizenden Thale eine Burgruine, die im
Volksmunde Räuberthurm heißt.
Nördlich von Kis-Tapolesäny, längs des Weges durch das Engthal des Leves-
baches, prangen mächtige Waldungen und vorzügliches Wiesenland. Die Gegend ist so
wildreich, daß man auf Schritt und Tritt Rudel von Rehen äsen sieht, die erst, wenn
man ganz nahe kommt, dem Walde znflüchten. Aber auch der Bestand an Hirschen hat
zugenommen, ja man begegnet selbst Mufflons (Wildschafen), deren Rasse durch den
Grafen Karl Forgäch zu Ghymes heimisch gemacht wurde und sich dann über die ganze
Gegend verbreitete. Der Ruine Hrussö gegenüber erhebt sich aus schönem Nadelwald
Burg Szkiczö, ein nach dem Vorbild der mittelalterlichen Burgen aufgeführter Bau des
als Geschichtschreiber bekannten Fürsten Arthur Odescalchi. Die Kunst des Mittelalters
ist da im Innern und Äußern genau nachgeahmt. Der Bergfried heißt Nebojßa-Thurm
und enthält ein einziges Gemach, das „Palastgemach", dem die romanischen Doppel-
fenster und der riesige Kamin ein mittelalterliches Gepräge verleihen. Jeder Balkenkopf
an der Saaldecke ist mit dem farbigen Wappenschild eines Mitgliedes der Familie,
männlicher oder weiblicher Linie, geschmückt.
An Szkiczö vorbei gelangt man durch gewaltige Eichen- und Buchenwälder auf
die Wasserscheide und tritt bei Oßläny ins Gebiet des Neutraflusses ein.
Nun ist Nagy-Ugröcz erreicht. Der Ort bestand schon im Jahre 1246. In-
mitten eines mit bemerkenswerther Sorgfalt gepflegten Parkes steht da ein Schloß, das ein
durch vier Eckthürme verstärktes Viereck bildet. Es gehörte der Reihe nach den Bossänyi,
den Revay, dem Grafen Johann Majläth und dem Grafen Johann Keglevich, der es in
der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts mit gothischem Zierwerk versah. Die gothische
Schloßkapelle hat einen herrlich geschnitzten Altar. Im Jahre 1865 gingen Herrschaft
und Schloß Nagy-Ugröcz an Michael Thonet über, der dem Schlosse gegenüber eine Fabrik
von Möbeln aus gebogenem Holze errichtete. Seitdem hat der ganze Ort ein modernes
Aussehen gewonnen und trägt das Gepräge stetig wachsenden Wohlstandes. Links von
Nagy-Ugröcz liegt an der Neutra Kis-Ugröcz. Dann folgt Simony, mit altem Schloß,
dem Neste der Familie Simouyi, die iu der Geschichte des Landes, besonders aber des
Comitats, eine so patriotische Rolle gespielt hat. Südlich von Simony liegt Brogyän
mit einem Schloß des Herzogs Elimar von Oldenburg, der sich auf dem nahen Berg-
gipfel vor einigen Jahren eine gothische Grabkapelle erbauen ließ.
Verfolgt man den Neutrafluß und die parallele Eisenbahn Belicz-Privigye nord-
wärts, so kommt man nach Nyitraßeg und dem benachbarten Bezirkssitz Oßläny.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (6), Band 21
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (6)
- Band
- 21
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1900
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.25 x 21.79 cm
- Seiten
- 500
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch