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28 Maria.
den worden; dessen ungeachtet dörte die zärtliche Sorge der from-
men Acltern für ihre geliebte Tochter nicht auf. Von der frühesten
Jugend an fand Maria an dem Gesetze Gottes das größte Wohlge-
fallen; mit jedem Tage ward es sichtbarer, daß sie ihren ganzen
Sinn und Wandel nach der Vorschrift desselben heilige. Sie ge-
lobte Gott beständige Reinigkeit.
Obgleich die Eigensckaften und Tuenden, welche die Jugend?
jähre der, heiligen Jungfrau zierten, durch die Geschichte nicht umstand:
lich erzählt werden, so schließen wir doch mit Recht, daß sie die
vortrefflichsten und glänzendsten gewesen seyen, aus dem Umstände,
daß sie gewürdiget ward, die Mutter des Heiligsten zu scnn, und
weil die hohe Vollkommenheit, welche sie in ihren spätern Jahren
zeigte, nur durch ausgezeichnete Tugend in den Iugendiahren begrün-
det werden konnte. Von der Beschaffenheit des Menschen in den
Jahren der Jugend hängt fast immer auch ab die Beschaffenheit des-
selben in den spätern Jahren. — Möchten doch diese wichtige ^chre
alle Aeltcrn und alle Kinder ganz beherzigen!
Maria wurde mit Joseph, einem sehr gottesfürchtigen, aber
schon bejahrten Manne vermählet. Durch diese Vermählung wurde
Joseph von der göttlichen Vorsehung nicht so säst zum Manne der
heiligen Jungfrau, als vielmehr zum Beschützer ihrer jungfräulichen
Reinigkeit bestimmt.
Als die Zeit herankam, in welcher nach dem Rathschluffe der
göttlichen Weisheit dem Menschengeschlechte Heil widerfahren sollte,
sandte der himmlische Vater den Engel Gabriel nach Nazareth zu
Maria. Ihre fromme Seele hoffte auf den erwarteten Erlöser, und
sehnte sich nach seiner Ankunft. Sie wußte aus den Schriften der
Propheten, daß die Zeit dieser Ankunft da sey, und freute sich in-
nigst, gerade in dieser Zeit zu leben. Wahrscheinlich kniete sie eben
jetzt in ihrer einsamen Kammer voll stiller Andacht vor Gott, und
dachte dem großen Heile nach, welches durch den Messias ihrem
Volke zu Theil werden sollte, als der Engel zu ihr hereintrat, und
voll himmlischer Freundlichkeit zu ihr sprach: ->Sey gegrüßt, du
Gnadenvollc! Der Herr ist mit dir! Du bist die Gesegnetste dei-
nes Geschlechtes!" Maria crschrack über diese Anrede nicht weniger,
als über den Anblick der himmlischen Gestalt; sie dachte hin und
her, was doch dieser Gruß zu bedeuten haben möchte. Sie war so
gering in ihren eigenen Augen, daß sie denselben gar nicht begrei-
fen, und durch die Ehre, die ihr widerfuhr, so beschämt, daß sie
nicht ein Wort vorbringen konnte. Voll der liebenswürdigsten Be-
scheidenheit schwieg sie stille. Der Engel beruhigte sie, und sprach:
„Fürchte dich nicht, Maria! denn du hast Gnade gefunden vor Gott.
Du wirst die Mutter eines Sohnes werden, dem sollst du den Na-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen