Seite - 68 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
Bild der Seite - 68 -
Text der Seite - 68 -
68 Maria Magdakna, Martha und L
wenn du glaubest, du die Herrlichkeit Gottes sehen werdest." Der
Stein wurde hinweggenommen, und mit Schauder blickten die Um:
stehenden in die Todlcnhöhle, in welcher sie den Leichnam, in weiße
Tücher eingehüllt, liegen sahen. Nun erhob Jesus seine Augen
gen Himmel, und sprach: -,Vater, ich danke dir, daß du mich
erhöret hast. Ich wußte zwar wohl, daß du mich allzeit erhörest.
Allein wegen des Volkes, das um mich hersteht, sage ich dieses,
damit sie glauben, das, du mich gesandt hast." Nachdem Jesus so
gebethet hatte, rief er mit mächtiger Stimme: „Lazarus komm her-
aus!" Augenblicklich lebte der Verstorbene auf. Seine Hände und
Füße waren mit Binden umwunden. Jesus sprach zu den Umste-
henden: »Löset ihn auf, und laßt ihn gehen!" Die Freude des La-
zarus über sein neues Leben, der Jubel der guten Schwestern über
ihren neulebcnden Bruder, der Dank dieser liebenswürdigen Geschwi-
ster gegen Jesum, das Staunen Aller, die bei dieser Todtenerweckung
gegenwärtig waren, und ihre Ehrfurcht gegen den, der sie gewirkt
hatte, läßt sich nicht beschreibe». Auch unser Tod wird, wie der
Tod des Lazarus, nur ein Schlaf, nur eine kurze Ruhe im Grabe
seyn, von der wir neulebcndig in einem ewigen Leben von Jesus
auferwecket werden. Wer hier im Leben seine größte Freude an Je-
su hat, der wird zu den unaussprechlichen Freuden einer ewigen Se-
ligkeit einst aus dem Grabe hervorgehen.
Jesus hatte sich bald nach der Auferweckung des Lazarus von
Bcthanien bis an die Gränzen des Landes Israel entfernt, weil der
große Rath zu Jerusalem beschlossen hatte, ihn zu ermorden. Sechs
Tage vor Ostern kam er nach Bethanien wieder zurück. Die drei
guten Geschwister boten Alles auf, ihm ihre Liebe, Ehrfurcht und
Dankbarkeit zu bezeigen. Sie bereiteten ihm und seinen Jüngern eine
Abendmahlzeit zu, und so folgte auch hier, wie so oft im menschli-
chen Leben, auf die Tage der Trauer, ein Fest der herzlichsten Freude.
Lazarus setzte sich mit zu Tische. Martha machte auch dießmal wie-
der die Aufwärterin. Maria Magdalena, diese gute, sanfte Scele,
wollte einen wiederholten Beweis ihrer innigen Liebe und Dankbar-
keit gegen Jesum öffentlich geben. Wie sie es vorher schon einmal
gethan hatte, so nahm sie auch jetzt ein ganzes Pfund des kostbar-
sten, reinsten Nardcnöles in einem alabasternen Gefäße, salbte, wäh-
rend Jesus zu Tische saß, seine Füße damit, und trocknete sie mit
ihren Haaren ab. Nicht mehr Thränen der Buße, wie bei der er-
sten Salbung, rollten über ihre Wangen herab, sondern die heiterste
Freude über die eigene Bekehrung, und über das Glück, in Jesu
ihren Heiland gefunden zu haben, leuchtete aus ihrem Gesichte. Sie,
die bei der ersten Salbung vor Beschämung nicht aufzuschauen sich
getraute, nähert sich jetzt mit der freudigsten Zuversicht einer Hoc!
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen