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Am 22. Juli, am 29. Juli und am 17. Dezember. 6!)
begnadigten dem Haupte Jesu, zerbricht die alabasterne Büchse, imd
gießt alles noch übrige balsamische Oel über dasselbe aus.
Als Judas Ischariot, der Verräther Jesu, dieses sah, sagte er:
„Hätte man diese Salbe lieber für ZOO Zehner verkauft, und das
Geld den Armen gegeben!" Auch einige von den übrigen Jüngern
Jesu stimmten in diese Rede des Judas ein, und waren deßwegen
sehr unwillig über die Maria Magdalena. Allein dem Judas war
cs nicht um die Armen zu thun. Er war von dem schändlichen La:
ster des Geizes eingenommen, und hätte gehofft, wenn die Salbe
verkauft worden wäre, eine» Theil des erlösten Geldes heimlich für
sich behalten zu können. Jesus sprach zu Judas und den andern
Jüngern: „Wie mögt ihr doch die Magdalena plagen? Laßt sie in
Ruhe. Sie hat ein gutes Werk an mir gethan. Die Armen habt
ihr ja immer bei euch, und könnet ihnen, so oft ihr wollet, Gutes
thun; mich aber habt ihr nicht immer. Sie hat mich im Voraus
auf mein Begräbniß eingesalbet, da sie es nach meinem Tode nicht,
mehr wird thun können." Und weiter sagte er: „Ich versichere euch,
in der ganzen Welt, wo man nur immer die Freudennachricht von
dem Erlöser verkünden wird, da wird auch dieses, was sie an mir
gethan hat, ihr zum steten Andenken nachgerühmt werden." Maria
Magdalcna verließ Jesum während seiner letzten Leiden nicht; sie
folgte ihm auf den Kalvarienbcrg nach, und sah hier in der tiefsten
Betrübniß ihrer Seele den Geliebtcsten ihres Herzens blute» und
sterben. Sie begleitete mit einigen andern frommen Frauen den Leich-
nam Jesu, unter tausend heißen Thränen, bis zum Grabe. Kaum
war das Morgenroth am dritten Tage angebrochen, so eilte Maria
Magdalena, früher noch als die übrigen Frauen, einsam und voll
Schmerz zu dem Grabe Jesu. Sobald sie aber gesehen hatte, daß
der Stein hinweg und das Grab leer sey, so kehrte sie erschrocken
wieder um, diese Nachricht eilends dem Petrus und Johannes zu
bringen. „Sie haben den Herrn aus dem Grabe genommen, und
wer weiß, wohin getragen!" rief sie ihnen voll des höchsten Schmer-
zens zu, und kehrte eben so eilig zum Grabe wieder zurück. Die
andern Frauen waren, da sie bei dem Grabe ankam, schon wieder
fort. Sie blieb nun allein außen vor dem Grabmale stehen, und
weinte, daß eine Thräne die andere schlug. Indem sie nun so schmerz:
lich weinte, neigte sie sich etwas vorwärts, und schaute furchtsam in
das Grab hinein. Da erblickte sie zwei Engel. Sie waren weiß
gekleidet, und der eine saß da, wo das Haupt, der andere da, wo
die Füße Jesu gelegen waren. Die Engel sagten freundlich zu ihr:
„Frau! warum weinest du?" »Ach!" antwortete sie, „sie haben
meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hinge:
than haben." Da sie dieses gesagt hatte, wandte sie sich um, und
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen