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72 Der hl. Nikodemus und Joseph von
dessen, der vom Himmel gekommen ist, die Menschen über die himm-
lischen Dinge zu belehren. Gott hat seinen Eingebornen nicht auf
die Welt geschickt, damit er die Welt richte, sondern daß die Welt
durch ihn gerettet werde. Er wird am Kreuze sterben, und alle,
die an ihn glauben, werden das ewige Leben erhalten. „Denn so
hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen cingebornen Sohn hingab,
damit Keiner, der an ihn glaubt verloren gehe, sondern das ewige
Leben habe." Nikodemus faßte diese Lehren Jesu mit der größten
Lcrnbegierde auf, überzeugte sich, von höherer Gnade erleuchtet, von
der Wahrheit derselben, und von der göttlichen Sendung Jesu,
glaubte, und wurde ein eifriger Anhänger des himmlischen Lehrers.
Jesus war zu dem Laubcrhüttenfeste nach Jerusalem gekommen.
Er lehrte öffentlich im Tempel. Viele von dem Volke erklärten sich
für ihn. Dadurch wurde der hohe Rath der Juden so sehr gegen
ihn erbittert, daß er seine Diener abschickte, ihn gefangen nehmen
zu lassen. Diese kamen ««verrichteter Sache wieder zurück, wcil sic
theils aus Furcht vor dem Volke, theils durch den göttlichen Nach-
druck der Lehren Jesu zurückgeschreckt, sich nicht getrauten, ihn zu
ergreifen. Darüber wurde die Erbitterung der Rathsglieder noch
größer; sie sprachen den Fluch über das Volk aus, welches Jesu
anhing. Und gerade zu dieser Zeit, bei dieser Erhitzung der Ge-
müther tritt Nikodemus auf, und spricht für die Unschuld: „Ist das
auch gesetzmäßig, einen Menschen zu verdammen, ehe man ihn ver-
hört, ehe man seine Strafwürdigkeit erkennt?" — Zeigten doch
alle Christen einen so hohen, unerschrockenen Muth zur Vertheidigung
der Unschuld und Wahrheit, wie der edle Nikodemus!
Joseph von Rama, oder Arimathia, war ein Mitglied des
Rathes dieser Stadt, ein reicher und angesehener M^nn. Auch er
war im Geheimen ein Anhänger Jesu. Wann, oder unter welchen
Umständen er dieses geworden sey, sagt uns die Geschichte nicht;
wohl aber überzeugt sie uns, daß er mit eben so muth- und liebe-
voller Treue Jesum verehrt habe, wie Nikodemus.
Nachdem Jesus am Kreuze verschieden war, ging dieser Joseph
zum Pilatus und bat, daß er ihm den Leichnam Jesu zur anstän-
digen Begräbniß überlassen wolle; außerdem wäre derselbe, wie die
Leichen der zwei Mitgckreuzigtcn, auf dem Richtplatze eingescharrt
worden. Pilatus willigte in die Bitte Josephs ein, und dieser
eilte zur Richtsiätte hinaus, und brachte die allerfeinste und kostbarste
Leinwand mit, die er zur Beerdigung Jesu gekauft hatte. Auch
Nikodcmus kam dahin, und brachte bei hundert Pfund der kostbar-
sten Spezereien mit sich. Diese beiden redlichen Männer nahmen
nun mit Hilfe ihrer Diener den Leichnam Jesu vom Kreuze herab,
und wickelten ihn nebst den Spczcreien in die reine Leinwand ein.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen