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86 Der heilige
für den Elias, und noch Andere für den Ieremias ansahen, sprach
er weiter: .,Für wen haltet ihr mich?" Petrus gab dem Hern,
vor allen übrigen Aposteln mit freudiger Liebe die Antwort: ,,Du
bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Auf dieses schöne
Bekenntniß wurde er von Jesu ausdrücklich zum ersten Lehrer, und
zum Oberhaupte der Kirche bestimmt: ,,Du bist Petrus, spricht der
Heiland, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen, und
die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen. Dir will ich
die Schlüssel des Himmels geben; was du immer binden wirst auf
Erden, das soll auch gebunden seyn im Himmel, und was du immer
auf Erden lösen wirst, das soll auch im Himmel gelöset seyn."
Jesus sagte seinen Tod mit allen Umständen vorher; Petrus hörte
es, und dringt mit dem feurigsten Eifer darauf, daß Jesus sich dem
so unmenschlichen Verfahren seiner Feinde nicht aussetzen solle. Er
sah hier freilich die großen Vortheile des Kreuzes für das ganze
Menschengeschlecht noch nicht ein, weßwegcn er auch von Jesu einen
Verweis erhielt.
Jesus schickte sich bei dem letzten Abendmahlc an, seinen Apo:
stein die Füße zu waschen. Allein Petrus, beseelt von der größten
Ehrfurcht, will es nicht geschehen lassen, daß sein Meister eine
so niedrige Handlung an ihm verrichte. Als ihm aber Jesus sagte:
„Wenn du es nicht geschehen lassest, so sollst du keinen Theil an
mir haben," so treibt ihn die große Sorge, die Liebe seines Meisters
nicht zu verlieren, an, auszurufen: „Herr! wasche mir nicht nur die
Füße, sondern, wenn es nöthig ist, auch das Haupt und die Hände!"
Die große Liebe zu Jesu brachte den Petrus zu der Betheucrung:
„Herr! wenn dich alle verlassen, so will ich dich nicht verlassen, und
wenn ich mit dir sterben sollte!" und zu dem muthigen Eifer, daß
er, um seinen Meister aus den Händen der Feinde zu retten, mit
dem Schwerte darein schlug.
Allein der nämliche Petrus, der nicht lange vorher sagte:
„Wenn dich alle verlassen, so werde ich dich nicht verlassen, und
sollte ich auch mit dir sterben;" der auch dann noch diesen Muth
hatte, nachdem er von Jesus schon gewarnet worden war: »Ehe der
Hahn krähen wird, wirst du mich verläugnen!" der nur Eine Stunde
vorher noch sogar mit dem Schmerle dareinschlug, Jesum zu retten,
verlaugnete seinen Meister dreimal nacheinander, und betheuerte mit
einem hohen Schwüre, daß er ihn gar nicht kenne. Wie schwach
ist doch der Mensch, wenn er sich selbst überlassen ist! — wie ge-
schwind gefallen, — sehr tief gefallen, wenn er nur auf seine eige-
nen Kräfte vertraut, und nicht Stärke von Oben empfängt! Mensch!
mit Gott kannst du Alles, und ohne Gott kannst du nichts. De-
müthige dich, und suche deine ganze Tugendstarke nur bei Gott.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen