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Am 29. Juni. 87
Kaum war die Werläugnung geschehen, so erkannte Petrus schon
seinen tiefen Fall. Der Hahn krähte; dieses Geschrei drang tief in
seine Seele, denn es erinnerte ihn an die Warnung des geliebten
Lehrers, und an die Größe seines Fehltrittes. Ein warnender Blick,
den Jesus aus dem Verhörzimmcr auf ihn werfen konnte, erweckte
in seiner Seele die tiefste Betrübniß; schnell verließ er den Ort, dcr
seiner Tugend so gefährlich war, ging zum Vorhofe hinaus, und
beweinte bitter seinen Fehltritt; darum erhielt er auch von Jesu die
gänzliche Vergebung. Christ! ist dir der tiefe Fall des Petrus nicht
zur Warnung geworden, so lasse dir doch seine Reue und Besserung
zum Beispiele seyn! Durch das wiederholte Bekenntniß der Liebe,
und durch den wiederholten Eifer für Jesum, und für die Verbrei:
tung seiner Lehre hat Petrus seine Verläugnung gut gemacht. —
Nach der Auferstehung des Herrn war es wieder Petrus, der sich
durch Glauben und Liebe vor den Andern auszeichnete, aber auch
von Jesus ausgezeichnet wurde, indem er ihm die Obhut, Sorge
und Leitung seiner Lämmer und Schafe, also seiner ganzen Kirche,
übergab. —
Eben dieser feurige, ganz für seinen göttlichen Meister erglühte
Petrus war es auch, welcher nach der Ausgießung des heiligen Gei:
stes am Psingstfeste mit unerschrockenem Muthe dem zahlreich herzu-
gelaufenen Iudenvolke zuerst verkündete, daß Jesus der Gekreuzigte
von dem Grabe auferstanden, und der wahre Messias sey. Die
erste Rede des Petrus machte auf die Herzen der Zuhörenden so
großen Eindruck, daß drei Tausend zum Glauben an Jesum Chri-
stum bekehrt wurden. Diese waren die erfreulichen Erstlinge der
Verkündigung des Reiches Gottes durch die Apostel, und der neu
zu stiftenden Kirche Jesu Christi. Von diesem Zeitpunkte an, bis
zu seinem Tode, verbreitete Petrus mit der angestrengtesten Mühe
das Reich Gottes zur Ehre des Gekreuzigten, zum Glücke und zur
Beseligung unzähliger Menschen. Jetzt schreckt ihn die schwache
Stimme einer Magd nicht mehr; jetzt redet er vor dem hohen Rathe,
wie vor dem Volke, was er gesehen und gehört hat. Jetzt achtet
er keine Drohung, keine Geißelstreiche, keinen Kerker mehr; jetzt kennt
er keinen Herrn mehr, als Jesum Christum, und keine Hoffnung
mehr, als die Auferstehung und das ewige Leben, und keinen Beruf,
als die Verbreitung des ewigen Evangeliums.
Bald nach dem Psingstfeste ging Petrus mit Johannes in den
Tempel, und ertheilte bei der Pforte desselben durch ein Wunder-
werk einem Lahmen die Gesundheit. Das Volk erstaunte darüber,
versammelte sich zahlreich um die Apostel, und Petrus hielt wieder
eine Rede an dasselbe, wodurch er eine große Anzahl der Zuhörer
zur Taufe bewegte. Hierüber wurde der hohe Rath sehr aufgebracht;
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen