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Am i . Mai. 105
vorrath, und äußerte, daß dieser nicht hinreiche, so viel Brod zu
kaufen, daß man einem jeden der Anwesenden auch nur einen klei-
nen Bissen geben könnte. Christus zeigte aber bald durch die wun-
derbare Brodvermehrung, daß die Sorge des Philippus überflüssig
gewesen sey, indem er Alle, ohne einen Heller Geld auszugeben,
speisen könne. (Ioh. 6, 5.) Das Volk, welches über der geistli-
chen Nahrung die leibliche vergessen hatte, erhielt mitten in der Wüste
Nahrung. Wer zuerst nach dem Reiche Gottes trachtet, und seine
Standespflichtcn genau erfüllt, darf nicht ängstlich, wie die Heiden,
für seinen Unterhalt bekümmert seyn. Gott erhält alles Lebendige
in der ganzen Natur.
Als Jesus zum Osterfeste nach Jerusalem, nur wenige Tage vor
seinem Leiden, gekommen war, kamen auch einige Heiden zum Feste.
Diese wünschten ihn zu sehen und näher kennen zu lernen. Sie
wandten sich zuerst an den Philippus mit den Worten: .,Herr wir
möchten Jesum sehen." Philippus unterrcdete sich hierüber mit dem
Andreas, weil er einige Bedenklichkeiten haben mochte, ob nicht eine
Verrätherei gegen Jesum unter der Decke stecken könnte; denn eben
um diese Zeit hatten die Hohenpriester den festen Entschluß gefaßt,
den göttlichen Lehrer heimlich zu todten. Endlich führte Philippus
die heidnischen Männer mit bereitwilliger Freundlichkeit zu Jesus.
(Ioh. 12, 20.)
In der schönen Rede, die Jesus nach dem letzten Abendmahle
an seine Apostel hielt, sagt er: „Wenn ihr mich erkannt hättet, so
würdet ihr auch meinen Vater erkannt haben; von nun an aber er-
kennet ihr ihn; denn ihr habt ihn gesehen." Er wollte sagen: wenn
ihr in mir den Sohn Gottes, und den Lehrer aller Menschen, der
kein irdisches Reich zu stiften, sondern die Menschen in die ewige
Glückseligkeit einzuführen, gekommen ist, erkanntet, so würdet ihr
auch meinen Vater, und die Absicht desselben in Betreff meiner
Sendung kennen. Aber jetzt werdet ihr ihn bald besser erkennen,
und diese Absicht besser einsehen. Philippus meinte, Jesus rede von
einem sinnlichen Anschauen des himmlischen Vaters, und rief voll
Begierde nach dieser glücklichen Erscheinung: »Herr zeige uns den
Vater, dann verlangen wir weiter nichts mehr!" Jesus sprach aber
zu ihm: „So lange Zeit bin ich schon bei euch, und du hast mich
nicht erkannt? Philippus! wcr mich sieht, sieht auch den Vater."
Wenn Philipputz bei diesem Vorfalle auch nur zu sehr verräth,
daß er noch manche irrige Begriffe von Jesus und seiner Sendung
habe, so zeigt doch sein sehnliches Verlange», den himmlischen Va-
ter zu sehen, die große Begierde nach dem Himmlischen, die seine
Seele erfüllt. Lernen wir Jesum immer besser kennen, so wird auch
unsere Erkenntniß des himmlischen Vaters immer vollkommener wer-
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen